Der heiß diskutierte Kaffee zum Lottoschein
Seit vergangenem Samstag dürfen Trafikanten auch Coffee to go verkaufen: Die Meinungen dazu sind gespalten, vor allem Gastronomievertreter sehen das kritisch.
KLAGENFURT (vep). Einen Lottoschein, ein Packerl "Tschick" und einen Kaffee zum Mitnehmen bitte: Seit vergangenem Samstag dürfen Trafikanten auch Heißgetränke wie Coffee to go verkaufen. Die Monopolverwaltung erlaubt dies nun über den gesetzlich geregelten Nebenartikelkatalog.
Gastronomie ist sauer
Kritisch betrachtet wird das von der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer. Obmann Stefan Sternad erklärt: "Gastronomie-Vertreter wurden vorab nicht in die Verhandlungen eingebunden. Nun kocht die Situation unnötigerweise hoch. Natürlich brauchen Trafikanten neue Umsatzzugänge, aber ob dieser Weg der Kannibalisierung, dass jeder alles anbieten kann, der richtige ist, weiß ich nicht." Laut Sternad hätte die Gastronomie-Branche ohnehin schon viele Mitbewerber, wie Tankstellen und Möbelhäuser, bekommen. "Viele Gastronomen wird dieser weitere Mitbewerb durch Kaffeeverkauf in Trafiken nicht treffen. Aber es gibt auch Betriebe, denen jeder Kaffee weh tut, der ihnen weggenommen wird, weil die Branche vor vielen Herausforderungen steht", so Sternad.
Einige Cafetiers gelassen
Manche Gastronomen sehen der neuen "Konkurrenz" aber auch gelassen entgegen, wie Heinz Steinhauser vom Café Como: "Ich habe keine Angst und betrachte Konkurrenz prinzipiell als Ansporn, mich und mein Unternehmen weiterzuentwickeln. Außerdem habe ich auch Verständnis für die Situation der Trafikanten." Und, so fügt er hinzu: "Kaffee zu verkaufen ist ja nicht deren Kerngeschäft. Wenn sie Kaffeeautomaten aufstellen, sollte das kein Problem sein. Und wenn den Leuten der Automatenkaffee plötzlich besser schmecken sollte als unser gerösteter Kaffee, dann mache ich ohnehin etwas falsch."
Noch wenig Interesse bei Trafikanten
Laut dem Gremialobmann der Kärntner Tabaktrafikanten in der Wirtschaftskammer, Harald Pichler, halte sich das Interesse bei den heimischen Trafikanten, künftig Heißgetränke zu verkaufen, mehr als in Grenzen: „Es beginnt sich erst ab einem Verkauf von ca. 40 Bechern zu rechnen. Nachdem viele Trafiken im unmittelbaren Umfeld von Gastronomiebetrieben sind, ist es für die meisten also nicht interessant. Am ehesten noch für Trafikanten in ländlichen Gegenden, in denen es keine Gastronomie mehr gibt oder für jene, die bereits um 5/6 Uhr früh ohnehin für Pendler geöffnet haben. Wir sprechen hier von ein bis zwei Handvoll in ganz Kärnten, die Interesse zeigen.“
Den Aufschrei der Gastronomie verstehe Pichler ganz und gar nicht: „Es ist ein Sturm im Wasserglas. Coffee to go ist ein Produkt wie Kaugummi, das es heute schon an jeder Ecke zu kaufen gibt. Es kommt nun lediglich ein weiterer Marktteilnehmer hinzu, der Kuchen und die Nachfrage werden deshalb aber nicht größer. Und es steht jedem Kaffeehaus frei, auch selbst Coffee to go anzubieten.“
Trafikant Andreas Schrott: "Ich werde es anbieten"
Der Klagenfurter Andreas Schrott betreibt die große Trafik auf dem Kika-Gelände. Er wird die Möglichkeit nutzen und bald Coffee to go anbieten. "Wir versuchen es einfach, da es ein mögliches Zusatzgeschäft für uns ist. Vor allem für meine Früh-Kunden wird das ein Zusatzservice werden, da zu der Zeit ohnehin noch kein Café geöffnet hat."
Für kleine Trafiken unter Umständen Logistik-Problem
Kleinere Trafiken nehmen vom Coffee-to-go-Verkauf eher Abstand. Einen Grund nennt Josef Fekonja von der Trafik Stefanie Caviola in der Pischeldorfer Straße: "Würden die Kunden den Coffee to go zum Beispiel gleich hier bei uns trinken wollen, wäre die Trafik sofort überfüllt, sodass andere Kunden keinen Platz finden. Wir haben aber lange überlegt." Dennoch wolle man beobachten, wie sich die Situation bei Unternehmer-Kollegen entwickelt. "Wer weiß. Wir könnten es uns zu einem späteren Zeitpunkt immer noch anders überlegen", sagt Fekonja.
Pichler: "Trafiken brauchen innovativere Lösungen"
Das neue Zusatzangebot, das Trafikanten ihren Kunden mit dem Verkauf von Heißgetränken wie Coffee to go nun bieten könnten, ist für Trafikanten-Obmann Pichler aber im Grunde genommen eher Augenauswischerei. Trafikanten bräuchten seiner Meinung nach innovativere Ansätze, um ihre Umsatzsituation zu verbessern.
Warum nicht Hanf?
Pichler erläutert: „Es gäbe viele innovative Ideen, die Situation der Trafikanten zu verbessern. So ist etwa „heat not burn“ – eine innovative Weiterentwicklung der Zigarette – in Ländern rund um Österreich ein gefragtes Trendprodukt." In Österreich dürfe das laut Pichler allerdings derzeit nicht angeboten werden; hier bräuchte es einen entsprechenden Beschluss. Pichler: "Auch der Verkauf des geregelten medizinischen Hanfs könnte von Tabaktrafikanten, die ohnehin auch jetzt schon strenge Jugendschutzbestimmungen einhalten und entsprechend versiert sind, übernommen werden. Stattdessen müssen wir aber zusehen, wie ein Growshop nach dem anderen aus dem Boden wächst."
Politik ist gefordert
Er sieht hier die Politik weiter in der Pflicht. „Die Bundespolitik ist nicht bereit, solche Dinge, die wirklich helfen würden, zu beschließen. Stattdessen gibt's Coffe-to-go“, ärgert sich Pichler.
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