„Man ist ein Teil dieser Krise“
Der Kärntner Marcus Johst gilt als Top-Krisenberater Deutschlands – nur Kärnten traut er sich nicht recht zu.
Dieser Mann kennt sich aus mit Mord. Spezialisiert ist er auf eine besonders heimtückische Sorte: den Rufmord. Der Kärntner Marcus Johst, 44, gilt als einer der erfolgreichsten Krisenberater Deutschlands. Dort, wo das politische Herz Berlins pumpt, im Haus der Bundespressekonferenz, platzierte Johst seine Agentur. „Direkt nach Tanzenberg“ sei er nach Wien gegangen, erzählt der Journalist und Autor der WOCHE. „Danach kamen ein bisschen Mittelamerika und New York.“ Er studierte in Wien und Mexiko-Stadt Völkerkunde, arbeitete danach bei österreichischen und deutschen Zeitungen als Redakteur, zuletzt in der Chefredaktion der „Gala“, ehe er sich vor zehn Jahren mit der „Societät für strategische Medienberatung“ selbstständig machte. „Wenn man sich in einer Position befindet, in der man die Macht hat, Krisen auszulösen, dann kennt man die Mechanismen.“
„Emotionaler Brennwert“
Seine Tätigkeit beschreibt Johst so: „Ich bin nicht nur im Defensiven tätig, sondern auch offensiv. – Wenn jemand will, dass sich etwas herumspricht.“ Sein Werkzeug sind Inhalte und Kontakte. „Es geht darum, in einer Krise Medien eine Geschichte mit einem höheren emotionalen Brennwert anzubieten. Das Ganze ist eine Frage der Inszenierung.“
Wortkarg ist Johst bei der Frage nach seinen Kunden: „Wenige dauerhafte, aber viele standby“. Schließlich weiß man nie, wann die Krise kommt ... Entscheidend sei es, stets die Wahrheit zu kommunzieren: „Dann bist du unverletzlich. Falsche Informationen entziehen einem die Geschäftsgrundlage.“ Bei einem aktuellen Fall versucht Johst seinen Kunden, einen medizinischen Konzern, vor einer feindlichen Übernahme zu schützen. Zusehends werde das Internet zur bevorzugten Informations-Plattform.
„Man ist ja Teil der Krise“
Als Krisenberater hat der Kärntner Johst auch eine Meinung zu seiner Heimat: „Ich bin persönlich betroffen, repräsentiere Kärnten in meinem Umfeld. Man ist ja Teil der Krise.“ Wie man helfen könnte? „Man kann natürlich an der Wahrnehmung arbeiten, aber wenn die Problemquelle immer Nachschub für Negativstorys liefert, dann geht das nicht“, meint Johst Richtung Politik. Und er erinnert an die DDR: „Eigentlich müsste die Bevölkerung einmal die Schnauze voll haben von diesen Volksvertretern. Aber die Sympathie in Kärnten mit der korrupten Elite ist viel zu groß, weil Tricksen und Täuschen einen zu hohen Stellenwert genießen. Die Bevölkerung reagiert mit einem Augenzwinkern und sagt: „Klasse, Burschen!“ Johst „weiß nicht, ob ich mich der Aufgabe, Kärnten aus der Krise zu helfen, stellen würde.“
Sommersguter
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