Mit Rizin gegen Korruption
Veit Heinichen liest in Spittal und Klagenfurt aus seinem neuen Roman „Scherbengericht“.
(chl). Der Wahl-Triestiner Schriftsteller Veit Heinichen veröffentlichte mit „Scherbengereicht“ seinen zehnten Kriminalroman (Verlag Piper) mit Hauptschauplatz Triest. Commissario Proteo Laurenti sieht sich darin mit einem seiner ersten Fälle als Kommissar konfrontiert, als der Triestiner griechischer Abstammung Aristèides Albanese wegen Totschlags zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde. Nach 17 Jahren wird er entlassen und Laurenti ist noch immer nicht von dessen Schuld überzeugt.
Der Untertitel des neuen Romans verweist auf die Rache des Aristèides an den zwölf (gekauften) Zeugen, die damals gegen ihn aussagten: „Commissario Laurenti vergeht der Appetit“. Aristèides ist nämlich Koch und seine Rache nicht gerade süß … Bald gibt es eine Leiche und Laurenti ermittelt, wie schon vor 17 Jahren, und wieder ist Aristèides einer der Hauptverdächtigen …
Gift aus dem Vorgarten
Die Rache des unschuldig Verurteilten ist kulinarischer Art: Der Koch mischt den Korrupten Rizinusöl ins Essen, wenn die Strafe härter ausfallen soll, auch die Samen des Rizinbaumes. Die Wirkung reicht von schwerem Durchfall bis tödlich.
„Rizin ist eines der drei stärksten Gifte und wächst bei uns so gut wie überall in den Vorgärten, weil der Fruchtstand so schön ist“, erklärt Heinichen. „Allerdings ist relativ schwer damit zu operieren. Es gab ja immer wieder Idioten, die es als Massenvernichtungswaffe einzusetzen versuchten, das funktioniert aber nicht. Man bräuchte dafür eine viel zu große Menge. Giftig ist vor allem die Schale, und wenn du die einem einzelnen Opfer verpasst, ist das Gift ideal, denn im Krankenhaus musst du es erst einmal identifizieren und zweitens gibt es im Prinzip kein Gegengift.“ Nicht umsonst werde der Rizinbaum auch als Wunderbaum bezeichnet.
Europa- und weltweit
Die Themen des Scherbengerichts sind – wie immer bei Heinichen – topaktuell mit realen Hintergründen: Korruption, politische Machen- und Seilschaften, Freunderlwirtschaft. „Triest ist in allem in Europa eine exemplarische Stadt, und wie in allen meinen Büchern hätten die Themen, die nicht direkt an die Geschichte der Stadt gebunden sind, auch woanders stattfinden können. Weil aber Triest quasi der Schnittpunkt Europas ist und sowohl in seiner Vergangenheit wie auch in der Suche nach einer Zukunft, in der es große Massen an Kapital zu bewegen gibt, so exemplarisch ist, ist die Stadt prädestiniert. Triest ist deswegen aber nicht schlimmer als andere Städte – und vor allem braucht mich kein Österreicher zu fragen, ob es anderswo nicht schlimmer ist mit Korruption und Vetternwirtschaft.“
Krimi als Gesellschaftsroman
Mit der Hauptfigur Aristèides und seinem Umfeld spielt auch das große Thema Flüchtlinge und Asylbewerber eine große Rolle, und damit verbunden der globale Rechtsruck und Populismus. Seit dem ersten Roman „Gib jedem seinen eigenen Tod“ vor 15 Jahren (Verlag Zsolnay) nutzt Heinichen den Kriminalroman als Gesellschaftsroman: „Der Kriminalroman ist für mich ein adäquates Mittel, um Gegenwart, um moderne Gesellschaft zu schildern. Meine Romane sind ja grundsätzlich keine lokale Gesellschaftskritik – nur die Fakten sind oft verortet.“
Kommissar Laurenti indes nähert sich dem Pensionsalter, bleibt aber seinen Fans erhalten, verspricht Heinichen: „Selbst wenn er in Rente ginge, könnte man immer noch alte Geschichten erzählen oder ihn privat ermitteln lassen. Aber im Moment lassen wir ihn schon noch ein Weilchen arbeiten.“
Termine der Lesungen in Kärnten
Veit Heinichen liest aus "Scherbengericht":
20. 9., 19:30 Uhr, Spittal, Schloss Porcia („Literatur pur“ im Ortenburgkeller); Karten: Porcia Kartenbüro, 04762/42020
22. 9., 19 Uhr, Klagenfurt, Buchhandlung Heyn, Literarisches Dinner (5-gängiges Menü, gekocht von „Mr. Heyn“ Helmut Zechner, mit Wein aus dem Karst, Säften und mehr); Karten: in der Buchhandlung; verbindliche Reservierung unter buch@heyn.at, 0463/54249-0; Infos: http://www.heyn.at.
Krimi-Erlebnispaket Spurensuche in Triest
Drei Hotels in Triest bieten eine besondere Spurensuche an, inklusive 2 Übernachtungen, 2 Gourmet-Dinners, Besuch in Laurentis Lieblings-Bar, handsigniertes Buch, vom Autor zusammengestellte Unterlagen für einen Stadtrundgang auf den Spuren des neuen Krimis. Mehr Infos: http://www.rzpr.at.
Lesen Sie dazu auch folgenden Beitrag:
https://www.meinbezirk.at/klagenfurt/reisen/mit-veit-heinichens-krimis-durch-triest-d2251189.html
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