Tempo 100: Keine Einigkeit unter Experten

Tempo 100 zwischen Wernberg und Klagenfurt? Positiv sieht das der VCÖ, die Autofahrerclubs ARBÖ und ÖAMTC sehen keine wesentlichen Vorteile | Foto: Wikipedia/Kandschwar
  • Tempo 100 zwischen Wernberg und Klagenfurt? Positiv sieht das der VCÖ, die Autofahrerclubs ARBÖ und ÖAMTC sehen keine wesentlichen Vorteile
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WÖRTHERSEE. Einst - in den 60er-Jahren - wurde die Wörthersee-Autobahn als Panorama-Autobahn konzipiert. Vom Panorama sieht man heute nichts mehr, denn seit den 80er-Jahren wurden nach und nach Lärmschutzwände aufgebaut. Und nun würden diese angeblich auch nicht mehr reichen.
Derzeit wird über "Tempo 100" diskutiert. Umwelt-Landesrat Rolf Holub lässt sogar die Lärm- und Luftbelastung im Abschnitt zwischen Wernberg und Klagenfurt prüfen. Er steht hinter den Wörthersee-Bürgermeistern, die sich für mehr Lebensqualität einsetzen.

"Nein" von Köfer

Straßenbau-Landesrat Gerhard Köfer lehnt Tempo 100 strikt ab. Wird der Vorstoß nicht verworfen, so Köfer, kündigt er sogar eine Unterschriften-Aktion an. Außerdem müsste dann ihm zufolge die Vignettenpflicht aufgehoben werden.
Die WOCHE fragte bei Verkehrsexperten nach, welche Argumente für oder gegen Tempo 100 in diesem Abschnitt sprechen.

Mit 100 km/h schneller?

Das Tempolimit würde der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) begrüßen (siehe dazu auch Zahlen unten). Christian Gratzer fasst zusammen: "Tempo 100 statt 130 verkürzt den Anhalteweg, verringert das Unfallrisiko und erhöht damit die Verkehrssicherheit. Zudem sinken nicht nur Lärm und Schadstoffemissionen, sondern auch der Spritverbrauch." Eine Evaluierung in Tirol (A12) habe vor allem einen deutlichen Rückgang der NO2-Belastung in der Luft ergeben.
Und, so Gratzer: "Es klingt paradox, aber Tempo 100 statt 130 kann dazu führen, dass man schneller am Ziel ist. Pro Stunde können nämlich mehr Fahrzeuge fahren, weil die Abstände geringer sind." Weniger Unfälle durch höhere Verkehrssicherheit würden auch weniger Staus bedeuten.

Keine Lärmreduktion

Die Autofahrerclubs sehen das anders. ARBÖ-Geschäftsführer Thomas Jank hält ein Tempolimit zur Lärmreduktion für nicht zielführend: "Die Asfinag hat uns informiert, dass Tempo 100 den Lärm um ein Dezibel verringern würde. Das ist für unsere Ohren nicht wahrnehmbar." Zudem seien die Lärmschutzwände am Wörthersee ohnehin mit fünf Metern um einen Meter höher als normalerweise. Vor allem aber treffe man mit einer Temporeduktion auf 100 km/h laut Jank nicht die eigentlichen Lärmverursacher: Die Lkw. "Der größte Lärm geht vom Schwerverkehr aus und dieser fährt ohnehin nur zwischen 80 und 100 km/h", sagt der ARBÖ-GF.

Bahnlärm schlimmer

Jank ist von diesem Thema selbst betroffen, denn er wohnt in Krumpendorf – 200 Meter unter der Autobahn. "Wenn ich im Garten sitze, nehme ich den Autobahnlärm nicht als störend wahr. Wenn vollbeladene Lkw vorbeidonnern, bemerkt man aber einen Unterschied." Für Jank jedoch wesentlich störender: "Der Bahnlärm. Davon, und das weiß ich als Anrainer nur zu gut, geht deutlich mehr Lärm aus. Das ist für die Wörthersee-Gemeinden sicherlich das größere Thema, was den Lärmschutz anbelangt."
Alternativen zur Lärmreduktion auf dem Autobahnabschnitt sieht Jank am ehesten in Fahr- oder Nachtfahrverboten, doch das sei Sache der Politik. "Natürlich ist auch die voranschreitende Elektromobilität ein Faktor, der den Lärm reduziert, doch das ist noch Zukunftsmusik", so Jank.

Zahlreiche Mitglieder-Anfragen

Bei Jank wie auch beim ÖAMTC Kärnten gibt es in den letzten Tagen sehr viel Rückmeldungen zum Thema. Mitglieder sprechen von "Schikane", so Jank. ÖAMTC-Direktor Eckhard Wabnig: "Sie haben wie auch wir Verständnis für Anrainer, aber gleichzeitig keines für eine weitere Belastung und mögliche ,staatlich Abzocke'."
Auch Wabnig sieht kaum Verbesserungen durch Tempo 100: "Die Politik macht Kärnten zu einem Land der Pendler, gleichzeitig macht sie ihnen durch Maßnahmen, die sehr wenig bis gar nichts bringen, das Leben noch schwerer. Noch dazu schröpft der Finanzminister den Autofahrer ohnehin schon ordentlich."

Kaum Auswirkungen auf Lärm und Schadstoffe

Was den Lärm betrifft, hält Wabnig fest, dass sich der Großteil auf Autobahnen durchschnittlich mit weniger als 130 km/h fortbewegt. "Tempo 100 würde daher nur zu erhöhten Strafeinnahmen führen, aber zu keiner wesentlichen Verbesserung der Lärmsituation."
In Bezug auf Schadstoffe sieht Wabnig "beim PKW-Verkehr die Hausaufgaben gemacht". Stichwort: weniger Treibstoffverbrauch und Maßnahmen zur Schadstoff-Minimierung bei modernen Fahrzeugen. "Ein Tempolimit würde aus unserer Sicht kaum Auswirkungen auf eine Schadstoff-Reduktion haben."
Auch Wabnig meint, der Schwerverkehr sei hauptverantwortlich für den Lärm

Wirkungen von Tempo 100 statt 130 (VCÖ)

Quellen: TU Graz, VCÖ 2017

Verkehrssicherheit:
Der Anhalteweg (Reaktions- plus Bremsweg) beträgt bei Tempo 100 rund 74 Meter, bei 130 km/h rund 123 Meter. Steht ein Auto bei Tempo 100 nach 74 Metern, hat jenes mit Tempo 130 nach 74 Metern noch 97 km/h auf dem Tacho.

Leistungsfähigkeit der Fahrbahn:
>> Tempo 100: ca. 2.440 Kfz pro Stunde (reale Leistungsfähigkeit einer Fahrbahn)
>> Tempo 130: ca. 2.250 Kfz
Eine höhere Leistungsfähigkeit bedeute weniger Staus und weniger Verzögerungen.

Spritverbrauch:
Bei 130 km/h seien Spritverbrauch und CO2-Emissionen im Schnitt um ein Drittel höher als bei 100 km/h.
>> 130 km/h: 164 g CO2/km (6,2 l Diesel)
>> 100 km/h: 124 g CO2/km (4,7 l Diesel)

Schadstoff-Emissionen:
>> 130 km/h: 0,60 g NOx/km
>> 100 km/h: 0,32 g NOx/km
Stickoxide (NOx) sind gesundheitsschädlich.

>> 130 km/h: 18,2 mg PM10/km (Feinstaub)
>> 100 km/h: 11,9 mg PM10/km (Feinstaub)

Verkehrslärm:
Die Verringerung von 130 auf 100 km/h soll zu einer Reduktion des Verkehrslärms um drei Dezibel führen. Laut VCÖ nimmt das menschliche Ohr das wie die Halbierung der Verkehrsmenge wahr.

Bei 20.000 Kfz/Tag:
>> 130 km/h: 57 Dezibel
>> 100 km/h: 54 Dezibel

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