Mütter in den Vordergrund
Monika Stahl über das Thema Mental Load
Ein Tag pro Jahr ist Muttertag – Mental Load das ganze Jahr.
Zum Muttertag stellen die Klosterneuburger Soroptimistinnen heuer die Mütter in den Vordergrund, die das ganze Jahr über neben Beruf, Kinderbetreuung und Haushalt auch noch die Mental Load für die Familie übernehmen.
Mental Load bezeichnet die Belastung, die durch das tägliche Organisieren des Alltags, das Vorausplanen und Koordinieren der unterschiedlichen Tagesabläufe der einzelnen Familienmitglieder entsteht. Mütter kümmern sich um Stundenpläne, Freizeittermine, Arzttermine, Geburtstage, Feiern, um rechtzeitige Hol- und Bringdienste und so weiter. Mütter kümmern sich aber auch um einzelne Bedürfnisse und Wünsche.
Einige Beispiele: Wer besorgt das Geburtstagsgeschenk für den Freund des Sohnes? Wer denkt daran, die Sportkleidung der Tochter rechtzeitig vor dem Match zu waschen und, dass die Lieblingsmusik von Oma beim Familienfest gespielt wird?
Thema Zusatzbelastung
Mental Load ist die nicht anerkannte Zusatzbelastung zur normalen Hausarbeit und zum Beruf. Häufig sind Mütter allein dafür verantwortlich, es birgt die Gefahr der Überforderung. "Moderne Väter" helfen zwar mit bei der Kinderbetreuung und der Hausarbeit, sie fühlen sich allerdings selten gleichermaßen zuständig für die unzähligen Planungsaufgabe eines Familienalltags.
Diese unbezahlte Sorgearbeit ist ein gesellschaftliches Problem, nicht nur wegen der mangelnden Anerkennung. Mental Load und Hausarbeit zwingen Frauen oft zu Karriereverzicht und Teilzeitarbeitsverträgen. Viele Frauen landen aufgrund ihrer durchwachsenen Berufslaufbahn in der Altersarmut – ein weiteres Tabuthema, über das nicht gerne gesprochen wird, zumal die kostenlosen Arbeitsleistungen einen beachtlichen Wirtschaftsfaktor darstellen.
Mamas in der Gesellschaft
Interessanterweise sind Mamas eine stark beobachtete und kritisierte Gruppe in unserer Gesellschaft. Auch wenn niemand ihre Arbeit übernehmen will, so glauben doch alle, es besser zu wissen. Mit dem moralischen Zeigefinger wird Müttern ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn sie ihre eigenen Bedürfnisse nicht hintanstellen.
Die Philosophin Elisabeth Badinter schreibt von einem Widerspruch gesellschaftlicher Art: „Während die Anhänger der traditionellen Familie berufstätige Mütter verurteilen, beschweren sich die Arbeitgeber über wiederholte Schwangerschaften.“ (Badinter, Elisabeth: Der Konflikt. Die Frau und die Mutter. München: Beck 2010, 129)
Es ist keine Neuigkeit, dass finanzielle Unabhängigkeit für Frauen besonders wichtig ist. Sie erhöht ihren Handlungsspielraum und gibt bessere Möglichkeiten, ihre eigene und die Entwicklung ihrer Kinder zu fördern. Gut funktionierende, glückliche Familien sind wichtig für unsere Gesellschaft und beruhen auf Gleichwertigkeit. Leider ist Österreich von der Gleichstellung immer noch einen Gap entfernt: Gender Pay Gap, Gender Pension Gap, Gender Care Gap.
Zur Autorin
Die Verfasserin des Textes Monika Stahl ist Klosterneuburgerin, Künstlerin, Frauenrechtlerin und Mitglied der Soroptimistinnen Klosterneuburg.
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