Rosa Pavillon, verstecktes Riesenrad und schwebender Schmetterlingskranz

Nicole Wermers – Mischung: Platz vor der Sala Terrena
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KLOSTERNEUBURG (cog). Bedeutungsschwanger und imposant hat sich das 900-Jahre-Jubiläum des Stifts in Klosterneuburg ausgebreitet. So manche StädterInnen mögen ob seiner Dominanz ab und an bereits die Augen verdrehen. Dass so ein Jubiläum, bei allem kontextgebotenem Respekt, durchaus auch etwas Luftiges und Leichtes mit sich bringen kann, zeigt die Ausstellung "Hier und Jetzt | Hic et nunc". Zehn KünstlerInnen wurden dafür eingeladen, mit ihren Werken an verschiedenen Orten im und ums Stift Interventionen zu setzen. Die Installationen verorten das Jahrhunderte alte Stift zeitlich und räumlich in der Gegenwart und eröffnen neue Wahrnehmungs- und damit Denkweisen.

Girlanden und Spiegel

Die Arbeiten der KünstlerInnen fordern den historischen Ort und seine Tradition heraus, entlocken optisch neue Anblicke und erlauben andere Perspektiven auf Altbekanntes. So schmücken die Gebäude des Stiftes Silbergirlanden, wie man sie sonst nur von amerikanischen Autohäusern kennt. Im Vorraum der Sebastiani-Kapelle befindet sich eine Art weltlicher Flügelaltar, der Bezüge zur Schleierlegende, zur Rolle der Frau in der Kirche und zur Kopftuch-Tradition bereit stellt. Anstelle des Verduner Altars erblicken BesucherInnen derzeit zuerst ihr eigenes Spiegelbild in einem schier unendlich scheinendem Raum und in der Stiftskirche schwebt ein "Stein"-Kranz mit 600 künstlichen und 100 echten Schmetterlingen über Gläubigen und TouristInnen und verrückt Verständnisse von Original und Fälschung – die Installation trägt den doppeldeutigen Titel "I'm waiting for the man", das Warten auf Gott heißt in anderem Kontext – das Künstlerkollektiv zitiert Velvet Underground – Warten auf den Dealer.

Magisches und Göttliches

Abtprimas Bernhard Backovsky betont, dass man den Menschen Einblicke geben möchte, was im Stift geschieht. "Kunst soll Emotionen auslösen", meint Stiftskustos Nicolaus Buhlmann. "Wir glauben, dass Kunst am Ende auf den göttlichen Schöpfer verweist." Magisch ist das Wort das Kuratorin Cosmia Rainer verwendet: "Den drei Außeninstallationen haftet etwas Magisches an, das das Aussehen des Stifts verändert und bereichert." Christine Haupt-Stummer, die zweite verantwortliche Kuratorin, verweist auf die Bandbreite der Kunstwerke, mit denen die klassische Sicht auf das Haus der Augustiner Chorherren gebrochen wird. Buhlmann: "Die Chorherren haben immer mit Kunst gelebt." 900 Jahre lang – und eben auch heute noch.

ZUR SACHE
10 künstlerische Interventionen zum 900-jährigen Jubiläum im Stift Klosterneuburg mit ortsspezifischen Arbeiten von Mladen Bizumic, Eva Chytilek, Manuel Gorkiewicz, Nilbar Güreş, Christoph Meier, Maruša
Sagadin mit Chris Fladung, Steinbrener / Dempf, Nicole Wermers, Julia Willms und Clemens Wolf (
Ausstellung von 25. April bis 16. November 2014, kuratiert von Cosima Rainer und section.a | Das Stift bietet täglich einen geführten Rundgang zu den künstlerischen Interventionen an)

IM DETAIL
Von weitem sichtbar ist die silberne Girlande von Manuel Gorkiewicz, die sich von der ehemaligen Chorfrauenkirche über die Kuppel der Sala terrena bis zur Stiftskirche zieht und somit quasi eine Klammer über das heterogene Bauwerk legt. Auch die Arbeit von Nicole Wermers vor dem seit 2008 bestehenden Haupteingang thematisiert die zahlreichen Umbauphasen und stilgeschichtlichen Verschränkungen des Stiftes. Mit einem violett eingefärbten Sand, der mit farbigen Glas- und Natursteinelementen angereichert ist, lässt die Künstlerin den Vorplatz der Sala terrena neu erstrahlen.
Eher versteckt ist die Installation von Christoph Meier. Im Apothekerhof hat er ein 10 Meter hohes Riesenrad errichtet, das sich den Besucher_innen als geometrisch abstrakte Skulptur präsentiert. An zwei Festtagen im Jahr verwandelt dieses sich in Referenz an das Leopoldifest in eine Art Jahrmarkt-Attraktion und lädt zum gemeinschaftlichen Vergnügen im Balanceakt ein.
Mit einem Stiftsticket können die weiteren von section.a kuratierten Interventionen im Inneren des Gebäudes erkundet werden. Im Stiftskeller lädt die Videokünstlerin Julia Willms zu einer überraschenden visuellen Erweiterung des Gebäudes. Unerwartet ist auch die Arbeit von Clemens Wolf, der den Verduner Altar mit Spiegel verkleidet, den begehrten Blick verweigert und gleichzeitig den Raum erweitert. Die Frage nach Zugänglichkeit liegt auch der Installation von Eva Chytilek im Kreuzgarten zu Grunde, die zwar gesehen, aber nicht besichtigt werden kann. Die fragilen Skulpturen von Mladen Bizumic im Marmorsaal verweisen auf die Effekte der hierarchischen Architektur. Massiv und dezent zugleich ist das Objekt von Steinbrener / Dempf in der Stiftskirche: es erzeugt die Illusion eines von Schmetterlingen getragenen Steinkreises. Ganz andere Themen – historische und gegenwärtige weibliche Rollenbilder – rückt Nilbar Güreş in ihrer Fotoserie in der Sebastianikapelle in den Vordergrund.
Der von Maruša Sagadin und Chris Fladung zusammengestellte Audioguide zieht sich als roter Faden durch das Projekt und macht als vielstimmige Collage den Stiftsalltag abseits der touristischen Attraktionen hörbar.

HINTERGRUND
Im Auftrag des Stiftes Klosterneuburg lud das Artconsulting Unternehmen section.a sieben Künstler und Künstler_inneninnen ein, auf die unterschiedlichen Räume der Anlage und deren geschichtliche wie soziale Konnotationen zu reagieren. Für den Außenraum wurde in Zusammenarbeit mit Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich ein kuratorischer Wettbewerb ausgelobt, den Cosima Rainer gewonnen hat. Sie legt in ihrem Konzept und ihrer Künstler_innenauswahl einen Fokus auf die Tradition des Feierns im Stiftsareal und die reichhaltige sowie oft prunkvolle Form- und Materialsprache der im Stift aufbewahrten Kunstschätze.

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