Notgeldscheine
Sammelwahn vor (knapp) 100 Jahren

Peter Scheidl präsentiert seinen Notgeldschein.
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  • Peter Scheidl präsentiert seinen Notgeldschein.
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KLOSTERNEUBURG (mp). "Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zerfall der Donaumonarchie war als eine der vielen Auswirkungen dieser Ereignisse auch der Mangel an Rohstoffen - und hier vor allem an Buntmetallen - drastisch spürbar geworden. Auf den Kirchtürmen fehlten die Glocken - in den Geldbörsen das Metallkleingeld", fasst der Scheibbser Autor Hans Hagen Hottenroth in seinem Werk „Notgeld in Niederösterreich – Ein Gebot der bittren Not“ zusammen.

Vergangener Sammelwahn

Knapp 100 Jahre ist es nun her - in der Wirtschaftskrise 1920 - dass man in zahlreichen Gemeinden unseres Bundeslandes mit eigenem Gemeindegeld, den sogenannten Notgeldscheinen bezahlen konnte. "Jedes kleine Nest hat damals Notgeld ausgegeben", weiß Wolfgang Bäck, Leiter des Stadtarchivs Klosterneuburg. Die Heller- und Gulden-Scheine dienten als Ersatz für die Münzen, die von den Bewohnern fleißig gehortet wurden und daher Mangelware waren. 1279 Ausgabestellen von Gemeinden, Private und Bundesländern sind im Katalog des österreichischen Notgeldes 1916 bis 1921 angeführt.

Notgeld in Klosterneuburg

Auch in der Stadtgemeinde Klosterneuburg und ihren Katastralgemeinden wurden solche Notgeldscheine in Umlauf gebracht. Einer davon war der Großvater des Klosterneuburgers Peter Scheidl, der von 1910 bis 1927 das Gasthaus "Zu den drei Raben" am Roman-Scholz-Platz betrieb. "Der Schein sieht wirklich nicht besonders aufregend aus. Mein Großvater hat sich da nicht so viele Gedanken gemacht und einfach den Text auf das Papier gedruckt", erzählt Peter Scheidl. "Gutschein über 80 Heller, Klosterneuburg, Gastwirt F. Scheidl", gedruckt auf einen braunen Zettel - mehr ist darauf nicht zu lesen, "und das hat gegolten", bringt der Klosterneuburger seine Verwunderung zum Ausdruck.

Schecks mit Ablaufdatum

Der 20-Heller Schein etwa der Gemeinde Kritzendorf war schon etwas aufwendiger gestaltet - Bilder einer typischen Alltagsszene und der Spruch "Ribisel, Obst und Wein - am besten hier gedeihn" waren darauf abgebildet. Egal welches Aussehen sie jedoch hatten, die Scheine waren kein gesetzliches Zahlungsmittel sondern glichen in ihrer Funktion einem Scheck. "Sie wurden bei der Gemeinde gekauft und vornehmlich als Wechselgeld ausgegeben - dort konnten sie dann auch wieder zurückgetauscht werden", erkärt Joahnn Kodnar der Website geldschein.at. "Dass Private Scheine selbst druckten kam erst ein bisschen später. Die wurden nur in den Ausgabebetrieben als eine Art Gutschein verwendet", meint er weiter. Aufgrund von Inflation und dem aufgkommenden Sammelwahn der Bevölkerung, profitierten die Herausgeber des Notgeldes, da die Scheine entweder weniger Wert waren oder gar nicht mehr umgetauscht wurden. "Auch in Klosterneuburg gibt es noch etliche Sammler - ich hätte sofort 300 Euro für den Notgeldschein meines Großvaters bekommen", erzählt Scheidl. "Aber ich geb' ihn nicht her - für mich hat er besonders idellen Wert."



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