Uhuherzlicher Willekum
Schlaraffen feiern Frühlingsfest in neuer Nivenburg
Lulu – hereinspaziert in die neue Burg der Klosterneuburger Schlaraffen, dem Reych der Claustroneoburga. Mit dem heurigen Burgfräuleinfest weihten die Sassen und Ritter des Reyches ihre neue Heimstatt in der Wasserzeile ein – die Bezirksblätter waren dabei.
KLOSTERNEUBURG. Es ist ein Spiel – aber eines, das offenbar Spaß macht. In der neuen Nivenburg in der Wasserzeile treffen sich die Schlaraffen, ein Männerbund, zu ihren „Sippungen“. Einzig einmal im Jahr, zum Burgfräuleinfest, ist es Burgfrauen (Ehefrauen), Burgwonnen (Freundinnen, Lebensgefährtinnen) Burgmaiden (Töchtern) und in Ausnahmen sogar Burgschrecken (Schwiegermüttern) erlaubt, das mittelalterlich gestaltete Vereinslokal zu betreten.
Die „Sippungen“, also Treffen, laufen nach festgelegtem Zeremoniell ab – so auch das Burgfräuleinfest. Es beginnt mit dem Einzug der Gäste – Ritter aus anderen Reichen der Schlaraffia, etwa aus Vindobona. Wer wohin gehört, ist an den Farben der Sturmhauben, Helme und Rüstungen leicht zu erkennen: Die Claustroneoburga tragen Rot, Weiß und Violett.
Nach der Begrüßung der Ehrengäste, unter ihnen zum besonderen Tag des Burgfräuleinfestes auch „Profane“, Nicht-Schlaraffen – wie LA Willi Eigner oder Vizebürgermeister Richard Raz, ebenso wie Abtprimas Probst Bernhard Backovsky und Pfarrer Julian Sartorius – geht es über zum Protokoll und zur Weihung der Burg: Ein heikles Thema, da sowohl Religion als auch Politik Tabuthemen bei den Schlaraffen sind. Die Mitgliedschaft in jeglichem Verein steht dem Schlaraffen frei, aber in der Burg hält man sich raus. Ob Sasse Fariborz der Ölprinz nun Grün, Gelb oder Violett wählt, interessiert hier drinnen keinen, ebensowenig ob Ehrenritter Sketch der Copy-Reiter Christ, Jude oder Moslem ist.
Sags auf Schlaraffisch
Womit wir gleich beim spielerischen Teil wären: Bei den Sippungen wird im Schlaraffenlatein gesprochen – Deutsch mit einer Reihe antiquierter Ausdrücke, die das Mittelalterliche unterstreichen. So gibt es nicht zu essen und zu trinken, sondern man unterbricht die Sippung zu „Atzung und Labung“. Man duzt sich hier auch nicht, sondern spricht sich gegenseitig mit „Ihr“ an. Der Gruß der Schlaraffen lautet „Lulu“, ihr Trinkspruch „Heh“.
Das Wappentier der Schlaraffen ist der weise Uhu, die Schlaraffen bezeichnen sich auch als Uhusöhne.
Künstlerisches Spiel
Bei allem Spiel frönen die Schlaraffen während ihrer Sippungen vor allem der „Kunst“: Während der Sippungen werden unterschiedlichste Darbietungen von Rittern, Sassen und Junkern zur Erbauung der anderen dargebracht.
Ritter & Orden
Und was wäre es für ein Ritterbund, wenn es nicht auch anständige Orden zu verdienen gäbe? Die Claustroneoburga etwa verleihen den Faßlrutscher-Orden, den man sich durch „Eintritte“, also Besuche im hohen Reych Claustroneoburga verdienen kann. Er wird in den vier Klassen Faßlrutscher, Oberfaßlrutscher, Faßlrutscher-Baron und Faßlrutscher-König vergeben.
In aller Welt
Die Schlaraffen würden übrigens 1859 in Prag gegründet, Reyche gibt es in aller Welt, zum Beispiel in Deutschland, Italien, der Schweiz, aber auch in Ecuador, Columbien, Thailand, Südafrika oder Australien. In allen Reychen wird deutsch gesprochen. Das Reych Claustroneoburga wurde 1923 gegründet, war wie alle Schlaraffen während der Nazizeit verboten und nahm 1946 seine Sippungen wieder auf.
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