Chronik
Wenn Trickbetrüger zuschlagen

Renate Löckel will andere warnen: "Ich dachte nie, dass ich auf soetwas reinfalle, aber ich war wie hypnotisiert."
  • Renate Löckel will andere warnen: "Ich dachte nie, dass ich auf soetwas reinfalle, aber ich war wie hypnotisiert."
  • hochgeladen von Angelika Grabler

KLOSTERNEUBURG. Freitag mittag bei Renate Löckel das Telefon. "Ein 'Bezirksinspektor' hat mich angerufen, sprach von einem Einbruch im Wohnhaus und einer sichergestellten Liste, auf der mein Name steht. Er erkundigte sich über Wertgegenstände und Schmuck in der Wohnung", erzählt die 76jährige Witwe.

Hilfe für die "Polizei"

Die Klosterneuburgerin wird gebeten mit Pass und Maske zu ihrem Auto hinunterzukommen. Bei ihr würden die Täter nicht fündig, beteuert sie. Doch dann bittet der Polizist sie noch, bei einer aktuellen Ermittlung zu helfen: In der Raiffeisenbank sei ein Betrüger eingeschleust, sie möge doch zur Filiale in der Oberen Stadt fahren und dort 9.800 Euro abheben. "Sehen Sie sich genau an, wie derjenige aussieht, der Ihnen das Geld übergibt. Greifen Sie das Kuvert nur ganz am Rand vorsichtig an, wir benötigen die Fingerabdrücke, die hoffentlich mit jenen vom Einbruch ident wären und so die Täer überführen könnten", erhält sie Anweisungen. Das Geld werde sie im Anschluss wiederbekommen, beteuert der Mann am Telefon. "Ich war wie hypnotisiert und habe wirklich geglaubt, der Polizei zu helfen", schildert Renate Löckel. Sie wird instruiert, das Geld an einen Inspektor zu übergeben, "das ist seine Dienstnummer, kontrollieren sie die".

Nicht genug

Nachdem das Geld übergeben ist, hat der Inspektor jedoch noch eine Bitte: Sie möge in die Bankfiliale in der Muthgasse fahren, und dort nocheinmal 9.800 Euro abheben. "Wie komme ich dazu?," fragt Löckel. Doch der falsche Polizist überzeugt sie mit Charme: "Sie werden doch jetzt nocheinmal so lieb sein und uns helfen." Außerdem erhalte sie dann ja ihr Geld zurück.
Am Weg nach Wien kommen erste Zweifel - doch Löckel wurde ermahnt, das immer noch laufende Telefonat mit dem falschen Polizisten nicht zu unterbrechen. Sie tut es dennoch, legt kurz auf und versucht ihren Sohn zu erreichen - leider vergebens. Der "Bezirksinspektor" ruft sofort wieder an und maßregelt sie. Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, dürfe sie nicht auflegen, meint er und weist nochmals darauf hin, dass sie sich in einer laufenden Ermittlung befände.
In der Muthgasse übergibt die Klosterneuburgerin nochmals 9.800 Euro an den falschen Inspektor, der ein weiteres Mal sein Glück versucht: in die Währinger Straße solle sie fahren, eine letzte Behebung, danach bekäme sie ihr Geld zurück. "Irgendwie hatte ich plötzlich das Gefühl, im falschen Film zu sein", beschreibt Löckel. Während der Fahrt versucht sie nochmals ihren Sohn zu erreichen. "Ich war richtig erleichtert, als er sagte: 'Mama, das sind Betrüger. Wir treffen uns bei der Polizei.'"
Gleich darauf ruft der vermeintliche Bezirksinspektor wieder an und tadelt sie. Mit neuem Mut gibt sie zurück: "Diesmal müssen wohl Sie mich weggedrückt haben". Na gut, sie möge weiterfahren.

Bei der "echten" Polizei

Stattdessen fährt Renate Löckel zum Polizeiposten Klosterneuburg, erzählt ihre Geschichte. Die geplante weitere Abhebung findet nicht statt, die Trickbetrüger sagen ab. "Fahren Sie wieder nach Hause, Sie müssen müde sein. Wir melden uns in ein paar Stunden wieder und die letzte Übergabe machen wir am Montag", bekommt sie als letztes zu hören.

Das Geld ist futsch

"Geld hat kein Mascherl", heißt es so schön. Was leider auch heißt, obwohl die Polizei in letzter Zeit Festnahmen zu verzeichnen hat und auch höhere Beträge sicherstellen konnte, Renate Löckel wird ihr Geld aller Wahrscheinlichkeit nicht wiederbekommen. Dazu müsste sie beweisen, dass genau dieses Geld ihr abgenommen wurde, und die Betrugsabsicht dazu - denn die Barbehebungen machte sie ja "freiwillig".
"Ehre und Gewissen haben die keines, aber ich vertraue auf die gerechte Strafe. Früher oder später bekommt jeder was er verdient. Das ist mein Trost über das verlorene Geld", blickt Renate Löckel nicht zurück. Was sie möchte, ist andere warnen. "Ich hätte selbst nie gedacht, dass ich da so drauf reinfalle. Man ist so in diesem 'Fall' drinnen, es wirkt anfangs so echt."

Trickbetrüger unterwegs

Die "Masche" kennt man bei der Polizei bereits. Das Landeskriminalamt ermittelte zuletzt seit November 2020 in mehreren ähnlichen Betrugsfällen, konnte Mitte Mai mehrere Beschuldigte ausmachen und festnehmen. Auch in Klosterneuburg war es im April zu einem ähnlichen Fall gekommen: Ein 81-Jähriger und seine 78-jährige Gattin wurden telefonisch von einem vermeintlichen Polizisten kontaktiert. Dieser ging mit dem sogenannten Kautionstrick vor und teilte dem Ehepaar mit, dass deren Sohn einen schweren Unfall gehabt haben soll. Zur Deckung des Schadens müsse ein Betrag in der Höhe von 80.000,- Euro bezahlt werden. Da die Eheleute nicht so viel Geld zur Verfügung hatten, hätten sie sich mit dem falschen Polizisten auf eine Summe von 25.000,- Euro geeinigt. Da sie jedoch misstrauisch wurden, kontaktierten sie die Bediensteten der Landesleitzentrale am Polizeinotruf. In weiterer Folge konnte der Beschuldigte, es handelte sich um einen 51-jährigen polnischen Staatsbürger, von Bediensteten der Kriminaldienstgruppe der Polizeiinspektion Klosterneuburg an der Wohnanschrift der Opfer festgenommen werden. Kommandant Michael Scharf: "Bei Unsicherheit, verlangen Sie immer einen uniformierten Beamten im Streifenwagen. Das haben die meistens nicht zur Verfügung." Im Falle einer telefonischen Kontaktaufnahme: "Auflegen und den Notruf wählen. Wenn der Anruf echt war, weiß man bei der Dienststelle bescheid."

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