Den Strahlen auf der Spur
Experten der ABC Abwehrschule Korneuburg im Einsatz für sichere Heimreise
Am Freitag, 11. März, geschah das verheerende Erdbeben in Japan, das katastrophale Zerstörungen an den Atomreaktoren in Fukushima nach sich zog. Seit Montag, 14. März, begleiten Experten der ABC Abwehrschule Flüge von AUA-Maschinen.
„Das Atomkraftwerk in Fukushima ist momentan der Ort, an dem ich am wenigsten sein möchte“, räumt Oberst Michael Schuster, Leiter der ABC Abwehrschule Korneuburg, ein und verdeutlicht somit die große Gefahr, die von den zerstörten Atomreaktoren ausgeht. Mit dem Einsatz der Strahlen-Experten soll verhindert werden, dass mit radioaktiven Partikeln kontaminierte Personen nach Österreich einreisen.
Kontaminierte Staubpartikel
Nuklearphysikerin Julia Riede war die Erste, die am Montag, 14. März, einen AUA-Flug begleitete. Dabei wurden nicht nur Strahlenmessungen im Landeanflug durchgeführt, sondern auch direkt vor Ort am Flughafen von Tokio, wie Oberst Schuster erklärt. „Unsere Experten steigen aus und messen. Auch die Passagiere, die ins Flugzeug einsteigen wollen, werden überprüft und abgespürt.“ Stellte man bei der ersten Überprüfung keine erhöhte Radioaktivität fest, so brachte eine Messung zwei Tage später schon die siebenfachen Werte. Unter den hunderten überprüften Passagieren waren bisher jedoch lediglich zwei, an deren Schuhen leicht erhöhte Werte gemessen wurden. „Es handelte sich dabei um radioaktive Staubpartikel, die aber durch Abbürsten und Abwischen sehr gut entfernt werden konnten.“ Spezielle Dekontaminationseinrichtungen am Flughafen in Tokio gibt es nicht. „Kontaminierungen, die nicht durch Abbürsten oder einfaches Händewaschen entfernt werden können, sind bis jetzt noch nicht aufgetreten.“ Sollte dies der Fall sein, dann hätte der Pilot, der im ständigen Kontakt mit den ABC-Experten steht, das Recht, dem Passagier das Betreten des Flugzeuges zu verweigern.
Japaner halten sich sehr bedeckt
Fragt man Oberst Schuster nach seiner persönlichen Einschätzung der Lage, dann erhält man nur ein müdes Lächeln. „Wissen Sie, es ist sehr schwer, Ferndiagnosen durchzuführen. Denn die Japaner halten sich sehr bedeckt, direkten Kontakt gibt es überhaupt nicht und auch die Informationen, die wir über die IAEO erhalten, sind eher spärlich. Eine konkrete Einschätzung der Lage würde ich mir also nicht anmaßen.“
Wasserwerfer machen Sinn
Dass sich die Kühlungsversuche mit Wasserwerfern und direktem Anspritzen der zerstörten Reaktoren nur positiv auf die Gesamtlage auswirken können, davon ist Schuster allerdings überzeugt. „Die Werte, soweit wir wissen, genau über den Reaktoren sind extrem hoch. Mann muss sich vorstellen, dass die entstandenen Löcher in den Außenwänden wie eine Kanone wirken. Sorgen macht ja vor allem jener Reaktor, in dem alte Brennstäbe lagern. Hier wird momentan versucht, durch Löcher in der Mauer gezielt in das Becken zu spritzen, um dort eine Abkühlung zu erreichen. Jedes Mittel nützt, um Wasser zuzuführen.“
Sperrzone für Jahrhunderte
Wie lange der Einsatz der ABC-Spezialisten noch dauern wird, das weiß Oberst Schuster nicht. „Das könnte noch länger dauern. Bevor das Kraftwerk nicht stabil ist, wäre es nicht vernünftig, aufzuhören.“ Das Gebiet um die Reaktoren von Fukushima werde wahrscheinlich zur Sperrzone erklärt werden müssen. „Dabei handelt es sich vermutlich um 20 bis 30 Kilometer, wesentlich mehr als bei Tschernobyl. Für Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende, wird man das Gebiet nicht mehr betreten können.“
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