Signa Holding
Erste Werft-Pläne lassen aufhorchen
15 Hektar Land – fünf Hektar Wasserfläche: Die ehemalige Schiffswerft in Korneuburg soll entwickelt werden. Was einst mit einem Bürgerbeteiligungsprozess begann, liegt nun in der Hand von Stadtgemeinde und Signa-Holding, letztere besitzt mittlerweile 45 Prozent des kompletten Areals.
BEZIRK | STADT KORNEUBURG. Eine Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Kunst und Kultur sowie Bildung soll es werden, das kristallisierte sich schon bei der Erstellung des "Masterplans" heraus, bei dem das Planungsbüro KCAP gemeinsam mit Bürgern, Politik und Verwaltung die Rahmenbedingungen vorgab. Auf diesen aufbauend, soll nun ein Team aus sechs Architekturbüros in Form eines kooperativen Verfahrens einen Vorentwurf erstellen, der dann wiederum Basis für Flächenwidmungs- und Bebauungspläne sein soll. "Wir haben bewusst drei Büros aus Skandinavien ausgesucht, weil es dort viel Erfahrung und Kompetenz mit dem Bauen und Entwickeln am Wasser gibt", erklärt Chirstoph Stadlhuber, Geschäftsführer der Signa-Holding, als er gemeinsam mit Bürgermeister Christian Gepp die "Visionen" für die Werft sowie den Fahrplan vorstellte.
Leistbares & Luxus
Bis zu 1.700 Einwohner könnten auf dem entwickelten Werftareal ein neues Zuhause finden. Nicht alle sollen dabei in "Luxuswohnungen" leben, wie von vielen seit der Signa-Beteiligung befürchtet wird. "Im Rahmenplan haben wir einen leistbaren Wohnraumanteil von mindestens 20 Prozent festgeschrieben", erklärt Gepp. Dass es mehr sein soll, versichert hingegen Stadlhuber: "Ich stelle mir da eher eine Drei vorne vor. Denn damit der neue Stadtteil funktioniert, braucht es eine gewisse soziale Durchmischung." Diese soll es nicht nur an "Land" geben, sondern auch auf der Werftinsel selbst, deren "Spitz" als Park gestaltet jederzeit frei zugänglich bleiben soll. "Das soll das Areal überhaupt, abgesehen von den Wohnbauten selbst natürlich", fügt Stadlhuber hinzu.
Für Stadlhuber steht jedoch fest: "Wir brauchen auch die teuren Wohnungen, die freifinanzierten, nur so können die finanziellen Mittel für die notwendige Infrastruktur aufgebracht werden."
Neben dem Wohnraum soll es zudem 700 neue Arbeitsplätze auf dem Areal geben, man rechnet künftig mit bis zu 700 Besuchern und auch ein Hotel für 200 Gäste wäre vorstellbar. Die Werftmitte mit der Slipanlage, dem Werftbad und den denkmalgeschützten Hallen soll weiterhin für Events und Gastro "reserviert" bleiben.
Einen Infrastruktur-Beitrag von 26 Millionen Euro will (muss) man gemeinsam für die Werftentwicklung aufbringen, weitere 500 Millionen in den nächsten zehn Jahren nennt die Signa als eigenen Investitionsbeitrag. "Dass das nicht ohne freifinanzierten Wohnbau gehen wird, ist klar", stellt Stadlhuber fest. Auch der Grundverkauf seitens der Gemeinde sei nicht ausgeschlossen, wie Gepp erklärt, "auf keinen Fall aber die Werftmitte".
Noch viele Aufgaben
Rund 29 Gutachten sind bereits fertig, die für die Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig sind. Noch im September soll das Verfahren beginnen, man rechnet mit der Dauer von rund einem Jahr.
Auf der To-Do-Liste in Sachen Werftentwicklung steht dann auch noch eine bessere Anbindung des Areals an die Stadt, die mittels "Durchstich" unter der Autobahn erfolgen soll. "In wenigen Minuten ist man dann zu Fuß von der Werft am Bahnhof", erklärt Gepp. Und natürlich gibt es da noch den Städtebaulichen Vertrag, den Stadtgemeinde und Signa Holding gerade aushandeln und der noch heuer im Herbst stehen soll.
Über allem schwebt dann auch noch die Autobahnabfahrt Korneuburg Mitte, die für eine Erschließung des Werftareals, so zumindest die Meinung vieler, unumgänglich sei. Auch hierfür gibt es Gespräche und Verhandlungen mit der ASFINAG, dem Land NÖ und natürlich der Signa Holding.
Große Skepsis bei SPÖ
Die gibt es nicht nur in der Bevölkerung, sondern vor allem bei den Korneuburger Oppositionsparteien. "Die Gespräche mit Signa sind durchaus positiv", schickt SPÖ-Stadträtin und SEFKO-Vorstandsvorsitzende Bernadette Haider-Wittmann voraus. Dennoch gibt es Zweifel: "1.000 Wohnungen für 1.500 oder 1.700 Einwohner – das geht sich nicht aus. Hier ist Vorsicht geboten." Auch in Sachen "Leistbarer Wohnraum" hat man konkrete Vorstellungen: "Für uns ist die Untergrenze 30 Prozent."
Generell ist man ob der von VP-Bürgermeister Gepp und Signa Holding einberufenen Pressekonferenz zur Werftentwicklung eher erstaunt: "Wir kennen die schönen Bilder und Worte der Signa, freuen uns aber erst dann, wenn unsere Forderungen tatsächlich zu Vertragsinhalten werden." So seien neben dem Anteil an leistbaren Wohnraum, auch Fakten zum Gesamtbauvolumen, dem Verkehrskonzert, die Prüfung der infrastrukturellen Auswirkungen auf die gesamte Stadt (Kindergarten, Schule, Müllentsorgung, Verkehrsnetz), die Gestaltung der Frei- und Erholungsflächen für alle sowie der schonende Umgang mit der Umwelt und der angrenzenden Au, noch offen.
Geht es nach der SPÖ und Haider-Wittmann, ist die Stadt gut beraten, alles in wasserdichte Verträge zu gießen. Denn, "fällt das Kartenhaus Benko in sich zusammen, steht die Stadt alleine da und das Areal liegt erst wieder brach."
GRÜNE "abwartend"
"Wir warten jetzt einmal das UVP-Verfahren ab und werden dann sehen, ob das alles so geht, wie es jetzt geplant ist", zeigt sich GRÜNE-Stadträtin Elisabeth Kerschbaum vorsichtig abwartend. Auch bei ihr überwiegt derzeit die Skepsis, vor allem was die derzeit "visionierten" Kubaturen betrifft. Denn 170.000 m2 Bruttogeschossfläche, davon über 50 Prozent wohnen und 36 Prozent Büro und Gewerbe – das sei schon enorm. "Wir dürfen uns hier nicht ausliefern und müssen bei allem auch immer noch bedenken, was die Bürgerinnen und Bürger wollen."
NEOS: Alle Informationen auf den Tisch
Obwohl Signa-Holding Geschäftsführer Stadlhuber verspricht, breit zu Informieren und auch den Dialog mit der Bevölkerung zu suchen, fürchtet NEOS-Gemeinderätin Sabine Tröger fehlende Transparenz: "Alle Informationen müssen auf den Tisch, damit das Projekt ökonomisch und ökologisch bewertet werden kann." Zu viele Rahmenbedingungen seien, so Tröger, noch völlig ungeklärt, wie etwa die Bauklassen, die Genehmigung der Autobahnabfahrt, die Einwohnerzahl und die Gesamtkosten für die Stadt.
"Dass hier womöglich Bauland der Stadtgemeinde Stück für Stück verkauft werden soll, um ein Megaprojekt durchzusetzen, ist aus unserer Sicht keine sinnvolle Lösung. Vor allem aus ökologischer Sicht." Und Tröger fügt hinzu: "Ein Projekt dieser Größenordnung zieht natürlich nicht nur noch mehr Verkehr an, sondern erfordert auch den Ausbau der Infrastruktur. eine weitere Autobahnausfahrt in Korneuburg würde allerdings auch Natura2000-Schutzgebiet betreffen."
FPÖ fordert: "Keine Geheimnisse mehr"
"Es muss endlich Schluss mit der Geheimdiplomatie sein. Wir brauchen transparente Verhandlungen mit allen Parteien und der Signa. Nur so kann sich jeder von uns eine Meinung bilden", hält FPÖ-Gemeinderat Hubert Keyl fest. Jede andere Vorgehensweise sei "unseriös". Zudem fordert Keyl die laufende Einbindung der Bevölkerung in das Projekt. Nur so könne man ein "Zerstückeln" der Stadt vermeiden.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.