Bibel und Bier
Glaube ist keine Frage des Alters
Die Jugend liegt ihr am Herzen und hält sie selbst jung: Anne-Sofie Neumann ist Diözesanjugendpfarrerin in den 28 Evangelischen Pfarrgemeinden Niederösterreichs. Gehen die jungen Leute noch in die Kirche und hat das Fasten für sie eigentlich noch eine Bedeutung? Wir haben mit der Wahl-Langenzersdorferin gesprochen.
NIEDERÖSTERREICH | LANGENZERSDORF. Eigentlich kommt Anne-Sofie Neumann ja aus Oberösterreich. Ihr beruflicher Weg wurde ihr quasi in die Wiege gelegt. Beide Eltern sind Diakone, Onkel und Großvater auch und die Tante ist Pfarrerin in Deutschland.
"Ich bin in einer sehr lebendigen Pfarrgemeinde aufgewachsen und schon in Linz in der Jugendarbeit aktiv gewesen."
Und eines steht für sie fest:
"Jugendpfarrerin, das ist die beste Stelle, die es in der Kirche gibt."
Von Linz über Korneuburg bis nach St. Pölten
Nach Vikariat und Ausbildung verschlug es Neumann ins Weinviertel. Von Korneuburg ging es nach Langenzersdorf, "dort bin ich dann hängen geblieben". Nach einem Jahr als Pfarramtskandidatin in Wien und der Karenz, Anne-Sofie Neumann ist heute Mama von zwei Mädchen, stieg sie wieder ins Berufsleben ein und vertrat in der Korneuburger Evangelischen Kirche Pfarrerin Annelies Peterson für ein Jahr.
"Für mich war klar, ich will in Niederösterreich bleiben. Als die Korneuburger Pfarrerin aus ihrem Sabbatical zurückkehrte, führte mich der Weg 2019 hin zur Jugendpfarrerin."
Heute pendelt sie nicht nur ins Büro nach St. Pölten, sondern auch in die Pfarren in ganz Niederösterreich. Von der psychischen Gesundheit über Fortbildungstage für jene, die die Jugendarbeit in den Pfarrgemeinden machen, sowie Festivalseelsorge reicht das Aufgabengebiet. Darüber hinaus liegt es Neumann am Herzen, die Kompetenz in Sachen Jugendarbeit zu bündeln und jene zu stärken, die sie vor Ort durchführen. Auch überregionale Aktivitäten, wie etwa die Sommerfreizeit auf Burg Finstergrün oder Treffen im französischen Taize gehören dazu.
Jugend und Kirche – geht das noch?
Ja, sagt Anne-Sofie Neumann ganz klar. Unterschiede gibt es natürlich, je nach Region.
"In St. Pölten und Wr. Neustadt etwa gibt es große Jugendgruppen, im Waldviertel so gut wie keine."
In manchen Gegenden Niederösterreichs sei es mittlerweile auch schwierig, Jugendreferenten zu finden.
"Wenn die fehlen, dann fehlen auch die Jugendlichen vor Ort",
stellt Neumann nüchtern fest. Dass mittlerweile auch weniger Kinder getauft werden und darum auch nicht in den Religionsunterricht gehen, sei ein weiterer Baustein, der die Bindung an eine Pfarrgemeinde erschwert.
Umso wichtiger ist es für Neumann, mit den jungen Leuten in Kontakt zu bleiben. Das tut sie immer am zweiten Donnerstag im Monat. Unter dem Motto "Bibel und Bier" treffen sich alle Interessierten ab 16 Jahren um 18:30 Uhr in der "Tapete-Bar" im 5. Wiener Gemeindebezirk.
"Jeder, der Lust und Zeit hat, ist herzlich willkommen",
lädt Anne-Sofie Neumann ein.
Fallen in Gottes Hand
Anderen helfen, sie zu unterstützen und zu leiten ist die eine Seite, welche Kraft zieht die Jugendpfarrerin selbst aus ihrem Glauben?
"Ich fühle immer gut aufgehoben, auch wenn es gerade schwierig oder ich in einer Angstsituation bin. Bei all den Katastrophen, über die wir täglich lesen, sei es Krieg, Teuerung oder während der Coronazeit die Isolation zu Hause, weiß ich, ich kann nicht tiefer fallen, als in Gottes Hand. Und genau das macht mir Mut."
Fastet die Jugend?
Ob Fasten- oder Passionszeit – der Verzicht rückt in der Zeit vor Ostern in den Mittelpunkt. Diese Wochen nimmt auch Anne-Sofie Neumann zum Anlass, zurückzuschalten. Dinge zurückzuschrauben, die im Überfluss eigentlich nicht guttun, so hält es die Jugendpfarrerin.
"Meist ist es Zucker, heuer verzichte ich auf Alkohol und Instagram",
lacht Neumann und weiß, so ähnlich machen es auch die jungen Leute.
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