"Holz bietet mir die perfekte Entspannung"
Franz Zeeh ist Hobbydrechsler, nahezu jede freie Minute verbringt er in seiner Werkstatt mit Schleifen, Schnitzen, Leimen, Stemmen und Formen. Der ehemalige ÖBB-Beamte wirkt besonnen und sehr ruhig. Dies ändert sich, sobald man das Thema Holz anschneidet.
BB: Seit wann beschäftigen Sie sich mit der Bearbeitung von Holz?
F.Z.: Ich habe die Liebe zu meinem Hobby vor dreißig Jahren entdeckt, jetzt, da ich in Pension bin, kann ich mich der Drechslerei neben meiner zweiten Leidenschaft - der Gärtnerei - endlich stärker widmen.
BB: Wenn Sie heute ein neues Werkstück planen, was steht da im Vordergrund - das Stück Holz, aus dem sie gerne etwas machen möchten oder die Idee einer Form?
F.Z. Beides. Wenn ich eine Brotdose machen möchte weiß ich, dass ich dafür ein ganz bestimmtes Holz benötige. Oder ich sehe ein bestimmt geformtes oder gewachsenes Holzstück und habe eine Idee, was ich daraus machen könnte.
BB: Welches Holz ist am leichtesten zu bearbeiten?
F.Z.: Zunächst geht es darum, ob das Holz nass oder trocken ist. Vom Werkstoff selbst her bearbeite ich jedes Holzart - Linde, Zirbe, Fichte, Buche. Eine Vorliebe habe ich für Obsthölzer wie Apfel, Zwetschke oder Marille, auch Nuss.
BB: Kann man nasses Holz bearbeiten?
F.Z.: Ja, natürlich. Durch das Trocknen entstehen erst danach bestimmte Formen, die man gar nicht beeinflussen kann, wie z.B. beim Weinstock. Durchaus reizvoll. Getrocknetes Holz bekommt sofort die Form, die ich ihm geben möchte. Bei Brotdosen ist es z.B. wünschenswert, dass sie rund bleiben, da sonst der Deckel nicht mehr passt. Nasses Holz trockne ich im Freien. Übrigens eignet sich für die Aufbewahrung von Brot Zirbenholz am besten, da hält es am längsten frisch.
BB: Woher beziehen sie ihr Holz?
F.Z.: Die Menschen aus meiner Umgebung wissen um mein Hobby. Wenn sie in ihrem Garten einen Baum umschneiden, oder der Sturm entsprechende Schäden angerichtet hat, fragen sie mich schon automatisch, ob ich Interesse daran hätte. Oft sind da sehr schöne Hölzer dabei, solange sie nicht zerrissen sind. Ich nehme die Bäume oder Teile davon auch dann, wenn ich gerade keinen Bedarf daran habe, damit meine „Lieferquelle“ nicht versiegt.
BB: Wie lange dauert ein Werkstück wie z.B. eine Zirbenholzdose?
F.Z.: Bis zu acht, zehn Stunden - selten am Stück. Ich gehe frühmorgens schon in die Werkstatt, nach dem Aufstehen. Da bin ich konzentriert und passieren kaum Fehler. Ich versuche ja, alles aus einem Stück zu formen, Schrauben und Nägel habe da nichts verloren. Ausnahme sind Verstrebungen oder zusätzliche Leisten, die ich verleime. Daraus entstehen manchmal auch recht schöne Muster.
BB: Ihr Haus ist aus Holz, sowohl innen als auch außen, haben sie da selbst Hand angelegt?
F.Z.: Beim Zubau und am Eingangsbereich. Der Altbau wurde gekauft und nicht verändert. Den Schuppen habe ich auch selbst gebaut. Holzwerken generell, aber speziell das Drechseln verschafft mir eine unglaubliche Ruhe.
BB: Was ist für Sie das Besondere am Holz?
F.Z.: Die vielen Farben, das Drechseln zeigt zudem, das Innenleben eines Baums - Schattierungen, Altersringe, Schichten. Speziell Schimmel spendet einem Stück Holz oft ein sehr reizvolles Muster.
BB: Können Sie das Alter eines Baumes erkennen?
F.Z.: Ja, ich mache es aber nicht bewusst. Manchmal fällt mir auf, wie unterschiedlich weit die Jahresringe auseinander liegen. Daran kann man z.B. den Standort des Baumes erkennen. Dort, wo immer nur Schatten war, verengen sich die Abstände der Ringe, während sie im hellen Bereich weiter auseinander liegen (siehe Fotos). Das ist ähnlich wie Fährtenlesen.
BB: Nehmen Sie aus dem Wald manchmal abgebrochene Äste oder ähnliches mit?
F.Z.: Nein, habe ich noch nie gemacht, ich bekomme ja ohnehin von rundherum alles.
BB: Haben Sie jemals überlegt, Ihr Hobby beruflich zu nützen und Ihren Job bei der Bahn aufzugeben?
F.Z. Nein, das wäre mir, da Frau und Kinder hatte, zu unsicher gewesen. Vielleicht hätte meine Leidenschaft für Holz und das Drechseln dadurch auch etwas an Spannung verloren.
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