Arbeitsdiagnostische Abklärung (ADA)
ADA setzt auf ganzheitliche Maßnahmen zur Erlangung von Arbeitsfähigkeit
Arbeitsdiagnostische Abklärung – eine ganzheitliche Maßnahme zur Erlangung von Arbeitsfähigkeit im Psychosozialen Zentrum Schiltern
SCHILTERN. Das Psychosoziale Zentrum im Schloss Schiltern ist ein sozial integratives Unternehmen mit Sitz im Waldviertel. Mit Programmen wird hier ein Umfeld zur individuellen beruflichen Rehabilitation bereitgestellt. Einer der Bereiche trägt die Bezeichnung Arbeitsdiagnostische Abklärung. ADA ist einzigartig und konnte dank Finanzierungserhöhung durch das AMS Niederösterreich vor einem Jahr erweitert werden.
Psychische Erkrankungen
Die Zielgruppe der Arbeitsdiagnostischen Abklärung im PSZ Schiltern sind Menschen aus ganz Niederösterreich, die eines gemeinsam haben – sie tun sich schwer, am primären Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Treten sie eine neue Stelle an, so ist das Arbeitsverhältnis oftmals nicht von langer Dauer.
Hilfe bei ADA suchen
Die Gründe dafür liegen mitunter in psychischen Erkrankungen, die teilweise unerkannt sind. „Zwei Drittel der Leute kommen bereits mit einer psychiatrischen Diagnose zu ADA, wobei das keine Voraussetzung ist, um in der niederschwelligen Maßnahme Aufnahme zu finden.“, erklärt Geschäftsführer Peter Binder vom Psychosozialen Zentrum Schiltern. Einziges Ausschlusskriterium an ADA teilzunehmen, ist ein akutes Suchtverhalten.
Zusammenarbeit mit dem AMS
Seit dem Jahr 2000 arbeitet ADA mit dem Arbeitsmarktservice in NÖ zusammen. „Die Corona-Pandemie hat dazu beigetragen, dass mehr arbeitslose Personen an psychischen Belastungen leiden. Mit ADA haben wir ein professionelles Beratungs- und Betreuungsangebot, um mit diesen Jobsuchenden solide klären zu können, was es braucht, um am Erwerbsleben wieder teilzunehmen“, so der Landesgeschäftsführer des AMS NÖ, Sven Hergovich. So wurde im letzten Jahr das Beratungskontingent für AMS-Kund_innen bei ADA beinahe verdoppelt. Knapp fünfzig Niederösterreicher_innen haben das Angebot genutzt. Fast ein Viertel von ihnen stand unmittelbar nach der Betreuung durch ADA wieder im Berufsleben. „Im Jahr 2022 werden wir rund eine halbe Million Euro in die Hand nehmen, um Arbeitslosen in besonderen Belastungssituationen kompetente Rund-Um-Betreuung anbieten zu können“, so Sven Hergovich.
Direkte Anlaufstelle für Betroffene
Bei den Personen, die ohne Zuweisung bei ADA andocken, kristallisiert sich recht rasch ein Bild heraus, und es liegt im Regelfall tatsächlich eine bis dahin unerkannte psychische Erkrankung vor. Manuela Hessel, die Leiterin des Programms ADA, und ihr Team sehen sich dann vor eine besondere Herausforderung gestellt: „Das ist der Zeitpunkt, wo Beziehungs- und Vertrauensarbeit das Um und Auf sind. Denn die Teilnehmenden an unserem Programm müssen für die Besserung ihres Zustandes den Weg in die Facharzt-Praxis finden. Oft hören wir, warum man zu einem Arzt gehen soll, wenn die anderen mit einem selbst Probleme hätten. Sich einzugestehen psychisch krank zu sein, ist nicht einfach“.
Zugang zur Therapie
Diese Erkrankungen sind bedauerlicher Weise nach wie vor schambehaftet. Gelingt es die nötigen Schritte gemeinsam zu gehen, dann liegt nach spätestens vier Monaten bei ADA ein Abschlussbericht mit einer klinischen Diagnostik und im besten Fall ein Zugang zu einer Therapie vor. Ein überzeugendes Argument dafür, die Therapie anzunehmen, ist oft eine in Aussicht gestellte Teilnahme am ebenfalls in PSZ Schiltern angesiedelten Programm ArbeitsTrainingsZentrum. Über die Dauer von fünfzehn Monaten erfolgt hier eine Heranführung an den primären Arbeitsmarkt.
Ein Beispiel aus dem Alltag
Bei einem aktuellen Fall wird die Dimension sichtbar. Frau S. brauchte drei Anläufe, um zum Erstgespräch bei ADA zu kommen. Bei der Aufnahme tun sich mehrere Problemfelder auf. Ihre Lebenssituation ist geprägt vom Aufwachsen mit einem gewalttätigen Vater. Nun droht Wohnungslosigkeit, weil sich Schulden angehäuft haben. Zu den Kindern gibt es keine Kontaktmöglichkeit mehr, sie sind bei Pflege-Eltern untergebracht.
In diesem Leben funktioniert gegenwärtig nichts mehr und in diesem Zustand wird Frau S. an keiner Institution oder Arbeitsplatz mehr andocken können – außer bei ADA. Die regelmäßige Tagesroutine bei ADA bietet einen ersten Halt. Die fachkundige Begleitung durch Psycholog_innen und Sozialarbeiter_innen zeigt den Weg zum Turnaround in ein gutes Leben. Für Frau S., die selbst spürt, dass mit ihr etwas nicht stimmt, tut sich die Chance auf, die Hürden mit Unterstützung des ADA-Teams zu schaffen.
One-Stop-Shop
Die Wirtschaft würde ADA in der jetzigen Aufstellung einen One-Stop-Shop nennen. Die Teilnehmer_innen erhalten die Leistungen aus einer Hand, in einem Haus. Das ist das besondere an ADA und zum Vorteil der Klienten.
Konkret heißt das, dass etwa eine Leistungsdiagnostik durchgeführt wird, aus der sich – in der Theorie – erschließt, was diese Person kann, wo ihre Stärken oder Schwächen liegen. Die fachlichen Trainingsleiter_innen geben ihre Einschätzung auf Basis des praktischen Arbeitens ab. So kann es zum Beispiel sein, dass ein Klient bei einem kognitiven Test nicht gut, bei den Alltagsfähigkeiten aber gut abschneidet.
Psychologinnen im Haus
Die klinisch-psychologische Diagnostik erfolgt ebenfalls direkt im Haus von den ADA-Psychologinnen. Das hat einen ganz besonderen Wert, weil die Klient_innen nicht außerhalb zu fremdem Fachpersonal gehen müssen. Im Bereich der sozialarbeiterischen Diagnostik – ebenfalls im Haus – wirft man einen genauen Blick auf die Lebenssituation unserer Teilnehmer_innen. Wo oder wie man lebt, ob man das alleine tut oder Verantwortung für Kinder oder Verwandte trägt, hat Auswirkungen. Ein Kursangebot für soziales Kompetenztraining, Skillstraining oder Workshops für Reiten, Klettern, Percussion rundet das Angebot an die Teilnehmenden ab.
Neuaufstellung im PSZ Schiltern
Die Entkoppelung des Bereichs ADA vom ebenfalls im Psychosozialen Zentrum Schiltern angesiedelten ArbeitsTrainingsZentrum hat sich bewährt. „Es gibt keine enge Verschränkung mehr, unsere Teilnehmer haben eigene Arbeitsbereiche mit zwei eigenen fachlichen Trainern. Zudem können die Teilnehmer Praktika in anderen Betrieben absolvieren. Dafür stehen selbstverständlich auch Plätze im ATZ zur Verfügung“, freut sich Peter Binder über die gelungene Neuaufstellung im Psychosozialen Zentrum Schiltern.
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