Klimakonferenz
Krems will bis 2030 energieautark sein

Die Stadt Krems lud gemeinsam mit Fridays For Future zur ersten Klimakonferenz.
120 aktive Interessierte arbeiteten gemeinsam an zukünftigen Lösungen bei Energieautarkie, Mobilität und Grünräumen.

KREMS. „Wir müssen rasch Maßnahmen setzen, dass Krems weiterhin eine lebendige, zukunftsfitte Stadt mit höchster Lebensqualität bleibt; - wie im Stadtentwicklungskonzept formuliert: Eine Stadt mit bestem Klima für eine grüne Zukunft!“, Klimaforscherin Dr. Helga Kromp-Kolb stellte die Klimakrise in Szenarien dar und ging auf die zukünftige Erwärmung in der Region ein, wie zum Beispiel Jugendliche von heute eine Erderwärmung von bis zu 4 Grad im Alter von 80 Jahren haben werden.
„Wir müssen umdenken und klimafreundlich handeln, damit wir ein gutes Leben für alle gewährleisten können. Herausforderungen sind sozial und ökologisch, die nur gemeinsam gelöst werden können“, sagte die Expertin.

Der Fokus

Der Fokus lag bei den Themen Mobilität, Grünräume und Energie. Mehr Mut für Klimapolitik mit klar definierten Zielen sind von Fridays For Future gefordert, um an Lebensqualität zu gewinnen. Es gibt derzeit viele Projekte die so rasch wie möglich umgesetzt werden sollten, wie klimafreundliche Mobilität mit dem Mobilitätskonzept, neue Grünräume und Plätze mit Beschattungen durch Pflanzen, Städtische Versorgung durch Biomassekraftwerk, Radstreckennetz, nachhaltiges Bauen durch Klimarelevanzprüfung, Gebäudebegrünung etc. - mit eingebunden ist die Klima- und Energiemodellregion Krems (KEM).

Für die Stadt Krems ist die Energieautarkie ein wichtiges Ziel bis 2030. www.krems2030.at
Erste Schritte sind getan, um gemeinsam zukünftig die lebenswerteste Stadt und Region zu bleiben.

Fridays for Future und ihre Forderungen

Die 1. Kremser Klimakonferenz widmete sich den großen Fragen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung auf wissenschaftlicher Grundlage sowie pragmatischen Lösungsansätzen für die Stadt Krems. Die Stadt hat dazu die  Öffentlichkeit zur Teilnahme an der online-Veranstaltung, die sie in Kooperation mit Fridays For Future Krems organisiert hat, eingeladen. In ihren Eröffnungsworten erwähnten sowohl der Bürgermeister der Stadt Krems, Reinhard Resch, als auch die Vertreterin von Fridays For Future Krems, Marlene Nutz, den Ausgangspunkt des Events: den Klimadialog. Seit der  bergabe der 10 Forderungen von Fridays For Future an die Kremser Politik im Jahr 2019 haben vier Dialoge zwischen Stadtverwaltung und -politik mit den Klimaaktivist*innen stattgefunden. (Die Protokolle sind auf der Webseite der Stadt einsehbar).

Bevölkerung mehr einbinden

Die erstmalig stattfindende Klimakonferenz zielte auf eine breitere Einbindung der Bevölkerung in die Kremser Klimapolitik ab. Der Bürgermeister unterstrich, dass damit Kräfte gebündelt werden können. Es konnten etwa 110 Vertreter*innen der Zivilgesellschaft, des Gemeinderats, der Stadtverwaltung und der Scientists For Future aktiv zu den drei Schwerpunktthemen Energieautarkie, Mobilität und Grünräume diskutieren.

Experten in Sachen Klima

Die wissenschaftlichen Grundlagen wurden von den vier ausgewiesenen Expert*innen Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb, DI Dr. Christine Rottenbacher, DI Ulrich Leth und Mag. Peter Molnar, MSc. aufbereitet Durch den Abend leitete der Initiator von Coaches For Future Dr. Claus Faber mit seinem Team an Moderator*innen. Klimaforscherin Kromp-Kolb machte in ihrem Vortrag deutlich, wie drastisch die Treibhausgasemissionen sinken müssen, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 f C zu reduzieren. Am Beispiel der Jugend zeigte sie auf, dass diese im Laufe ihres Lebens mit einer deutlichen Temperaturerhöhung zu rechnen hat. Sie unterstrich, dass richtiges und schnelles Handeln der Politik eine Voraussetzung dafür ist, dass diese heutige Jugend und die nachfolgenden Generationen lebenswerte Bedingungen vorfinden.

Pandemie als Chance

Zusätzlich eröffne gerade die Covid-19-Pandemie die Möglichkeit, demokratiepolitische, sozialpolitische und auch Biodiversitätsprobleme zu lösen. Kromp-Kolb appellierte an die Jugend, die Herausforderungen des Klimawandels bei der Berufswahl miteinzubeziehen und entsprechende Lehrberufe oder Studien zu wählen. Forscher*innen seien umso mehr gefragt.
Im Anschluss stellte KEM-Managerin Ing. Julia Berthold das Konzept der Klima-Energie-Modellregion (KEM) für Krems vor, womit klimarelevante Aktivit ten in Richtung Klimaautarkie unterstützt werden.

Thema Grünräume

Im Impulsvortrag zum Thema Grünräume zeigte Dr. Christine Rottenbacher von der Donau-Universit t Krems die Bedrohung durch Hitze auf: Diese fordert mehr Todesopfer als jede andere Form von Klimakatastrophen. Auf Satellitenbildern zeigt sie, wie durch menschliche Aktivität die natürlichen Kühlungsprozesse unterbrochen werden. Besonders wichtig ist die Erhöhung des Anteils an versickerungsfähigen B den, und damit der Kampf gegen die Versiegelung. Nicht nur müssen neue Grünräume mit schattenspendenden Grünelementen geschaffen werden, sondern auch die bestehenden müssen erhalten werden. So lernten die Teilnehmenden, dass zahlreiche bestehenden große Bäume seit vielen Jahren unter  Übernutzung und Verschlechterung der Böden leiden. Diesen Faktoren müsse entgegengewirkt werden: Eine Verbesserung der Böden, etwa im Stadtpark, und ein Aufbrechen des Asphaltes zur Vergrößerung ihrer Baumscheiben, beispielsweise in der Utzstraße, sei schon lange dringend nötig.

Sechstes großes Massenaussterben

Klimaaktivist David Hechinger rief in Erinnerung: „Aktuell befinden wir uns im sechsten großen Massenaussterben; und gleichzeitig dem einzigen, das vom Menschen verursacht ist. Dem muss dringend gegengesteuert werden. Auch Krems trägt hierfür Verantwortung.“ Aus diesem Grund fordert Fridays For Future seit längerer Zeit eine finanzielle Aufwertung des Stadtgartenamtes. Auch Expertin Rottenbacher betonte, dass diese Maßnahme angebracht wäre.

Mobilität

In seinem Impulsvortrag zum Thema Mobilität stellte DI Ulrich Leth Wege vor, vom Auto wegzukommen. Neben der Verteilung des Autoverkehrs auf andere Verkehrstr ger bildet dabei die Vermeidung von Verkehr die entscheidende Grundlage. Ein stadtplanerisches Konzept zur Verkehrsvermeidung ist die „Stadt der kurzen Wege“, in der Güter und Einrichtungen des täglichen Bedarfs fußläufig und mit dem Fahrrad innerhalb von 15 Minuten erreichbar sind. Die E-Mobilität leistet einen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen, kann aber das Problem des immensen Platzverbrauchs des motorisierten Individualverkehrs oder des Reifenabriebs nicht l sen.

Energieautarkie

Im Impulsvortrag zur Energieautarkie stellte Mag. Peter Molnar, MSc. den Ist-Zustand der beiden Projekte, die die Stadt in diesem Bereich verfolgt, dar: Das geplante Biomassekraftwerk, welches 22 Megawatt thermische Energie erzeugen wird, und ein Solarkraftwerk mit einer installierten Leistung von 1,6 Megawatt Peak.
Die Anregungen aus den Impulsvorträgen wurden in Gruppen vertiefend diskutiert, konkrete Lösungsansätze für die Region und die Stadt Krems formuliert und Visionen in Worte gegossen.

Thema Parkplätze

Durch alle Diskussionsrunden zog sich das Thema Parkplätze. Anwesende Politiker betonten, dass es hier um einen Interessenskonflikt von Autofahrenden, die auf Parkpl tze bestehen, und Menschen, die sich für mehr Entsiegelung und Grünr ume einsetzen, gehe. Martin Leberzipf, Aktivist bei Fridays For Future Krems, entgegnete:
„Es ist nicht richtig, hier von der Notwendigkeit einer ausgewogenen politischen Abwägung der Interessen auszugehen, in der etwa das Interesse an mehr Parkplätzen eine Rolle spielt, weil durch die mangelnden Grünräume auch Grundrechte betroffen sind. Wie Frau Rottenbacher ausgeführt hat, fordert extreme Hitze als Naturkatastrophe die meisten Todesopfer. Wir wissen, dass besonders die  ältere Generation und vulnerable Personengruppen unter mangelnden Kühle-Oasen leiden. Auch in dem Sinne ist Generationengerechtigkeit zu berücksichtigen oder will es die Stadtpolitik nur den Gerichten überlassen, die Rechte auf Gesundheit und eine gesunde Umgebung zu berücksichtigen?“

Weitere Ideen

Viele weitere Ideen wurden eingebracht. Dabei ging es um konkrete Vorschläge mit großer Klimarelevanz - wie etwa die Reaktivierung der Donauuferbahn, eine Mitnahme von Fahrrädern im Stadtbus in höhergelegene bzw. schwerer erreichbare Stadtteile, eine bessere  öffentliche Verkehrsanbindung aus dem Umland, die Verwirklichung des Projekts Eisenbahnbrücke über die Donau für Fahrrad- und Fußgängerverkehr, die Verkehrsberuhigung im Schulbereich. Weitere angesprochene Maßnahmen, die kurzfristig umgesetzt werden könnten, sind zeitlich begrenzte Fahrverbote, etwa im Schulbereich und eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h im gesamten inneren Stadtbereich, mehr Grünräume und die Idee einer essbaren Stadt.

Radnetz aufwerten

Emma Dolleschka, Schülerin und Klimaaktivistin bei FFF Krems, forderte: „Uns ist wichtig, dass die Kremser:innen, die mit dem Rad anstatt mit dem Auto fahren wollen, um das Klima zu schützen, das auch schnell, sicher und bequem tun können. Damit das Radstreckennetz einen höheren Stellenwert als das Autostraßennetz bekommt, haben wir bis April 2020 ein entsprechendes Mobilitätskonzept gefordert. Dieses ist im Moment noch in Ausarbeitung.“
Ebenso wurden strategische und planerische Maßnahmen diskutiert, wie eine  nderung der Stellplatzverordnung, die auch Car-Sharing, Rad und den  öffentlichen Verkehr einbeziehen soll, ein Regenwassermanagement für Grünr ume, eine Leerstandserhebung und ein Entsiegelungskataster. Pilotprojekte (zB. bei Grünr umen) können Bewusstheit schaffen und die Umsetzung darüber hinaus beschleunigen.

Rasche Umsetzung

Am intensivsten diskutiert und von den Anwesenden gefordert wurden die Konkretisierung von Maßnahmen, also die baldige Festlegung eines transparenten Plans mit konkreten und verbindlichen Zielen und ihre rasche Umsetzung. Es wird nicht mehr reichen, sich auf leere Phrasen zu stützen.
Ein Vertreter der anwesenden Scientists For Future wies darauf hin, dass Klimaschutz nicht mit technischen Maßnahmen allein zu lösen ist, sondern auch eine soziale Ebene beinhaltet. Klimaschutz muss sich in den Köpfen der Bevölkerung festsetzen; starke und attraktive Visionen können zu wahren Alternativen werden. Diese Bewusstseinsänderung erfordert den Mut der Politik, Veränderungen zu realisieren, gekoppelt mit partizipativen Prozessen und Vermittlung.

Klimapolitik? Zu wenig mutig

Zum Schluss wurden die Teilnehmenden gefragt, wie sie die Klimapolitik der Stadt sehen. Die Teilnehmenden schätzen die Klimapolitik als zu wenig mutig ein und halten es für wenig wahrscheinlich, dass Krems die bislang formulierten Klimaziele einhalten kann.
Zum Schluss wurden die Teilnehmenden gefragt, wie sie die Klimapolitik der Stadt sehen. Skepsis überwiegt, die Teilnehmenden schätzen die Klimapolitik als wenig mutig ein und halten es für wenig wahrscheinlich, dass Krems das bislang formulierte Klimaziel einhält. „Die Stadt Krems hat – außer im Bereich Energieautarkie – keine Klimaziele formuliert. Es gibt keine fixierten Zwischenziele, an deren Erreichung gearbeitet wird und auf die wir jungen Menschen im Wettlauf gegen die Klimakrise vertrauen könnten“, kritisieren die jugendlichen Aktivist*innen.
Mehr Optimismus herrscht unter den Teilnehmenden hinsichtlich der Frage, ob der Prozess nach dieser Klimakonferenz weiter gehen wird. Ein Anfang ist jedenfalls gemacht.

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