Schlaganfall: wenn jede Minute zählt
Schlaganfall-Neuroprävention und Früherkennung, ein brisantes Gesundheits-Thema, das mehr als 250 BesucherInnen zum letzten Wintersemester-MINIEMD-Vortrag im Audimax der Donau Universität Krems führt. Gleich zu Beginn warnt Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Brainin davor, Schlaganfälle zu verharmlosen.
„Die Leute schämen sich für Krankheitssymptome im "Gehirn-Bereich" (Schlaganfall, Depression, Alzheimer und Co. machen bereits ein Drittel des Gesundheits-Budgets aus), zögern daher, die Rettung zu rufen, diskutieren lieber, ob oder ob nicht."
Zeit ist Hirn
Die Zeit, die mit Zögern vergeht, fehlt, wenn es darum geht, Folgeschäden zu vermeiden. Trotz eindeutiger Anzeichen (hängender Mundwinkel, gesenkter Arm unverständliche Sprache) scheuen sich oft auch Angehörigen, umgehend zum Telefon zu greifen. "Schlaganfall tut eben nicht weh und wird deshalb verleugnet, missinterpretiert, einfach nicht genügend wahrgenommen. Dabei ist Österreich bei der Akutversorgung weltweit top: wir verfügen über 36 „Stroke Units“ - Einrichtungen, die innerhalb 45 Minuten zu erreichen sind."
Prävention
Das wirkt vorbeugend: ein Kinderaspirin täglich und regelmäßige Kontrolle des Blutzuckerspiegels als Primärprävention. Für von Schlaganfallsrisiken Betroffene: Gewichtsreduktion (Übergewichtige), Blutdrucksenkung (speziell Diabetiker) und Abbau des LDL Cholesterins bei Herzgefäßerkrankungen. Statistisch stirbt jeder dritte 55-Jährige an den Folgen von Nikotin, hohem Blutdruck, Diabetes und hohem LDL-Cholesterin. Beachtlich: die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, liegt in der Altersgruppe ab 65 bei 38,6% (Frauen) und 28% (Männer).
Weiters empfiehlt Brainin "mediterrane Ernährungsweise": Kalt gepresstes Olivenöl und täglich Nüsse essen helfen, das Schlaganfallrisiko drastisch zu reduzieren. Und: "bereits geringfügige Änderung beim Bewegungsverhalten (z.B. durch tägliche Spaziergänge) ist sehr wirksam, regelmäßiger Sport optimal. Zwei Glas Bier oder Wein sollten das maximale Tageslimit darstellen. Rauchen ist tabu. Salzarme Kost schließt den Kreis jener Maßnahmen, die präventiv getroffen werden können. Nachsatz: „wir müssen lernen, wie wichtig die Eigenkenntnis des Gesundheitszustands ist, damit wir rechtzeitig reagieren können.“
Abschließend zum Thema „Prävention“ stellt Dr. Brainin fest, dass Österreich auf diesem Gebiet säumig ist: Gemäß einem Beschluss der UN-Generalversammlung sollten sämtliche Mitgliedsstaaten bis 2015 einen Plan vorlegen, aus dem hervorgeht, wie eine 25%ige Reduktion der nicht ansteckenden Krankheiten (Diabetes, Hoher Blutdruck, Nikotingenuss etc.) erreicht werden kann. „Seitens der Österreichischen Bundesregierung fehlt, obwohl wir bereits 2015 schreiben, bisher jegliche Stellungnahme dazu."
Akutversorgung
Für die Auflösung (z.B. durch Thrombolyse) des Blutgerinnsels, das zum Schlaganfall führt, stehen maximal 4,5 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome zur Verfügung. Danach sinkt die Chance, eine Schädigung der betroffenen Gehirnregion zu vermeiden, drastisch. "Verlieren Sie keine Zeit, wenden Sie sich umgehend an eine der nächstgelegenen „Stroke-Units“ - Tulln, St. Pölten, Wr. Neustadt, Mauer, Amtstetten, Mistelbach und Horn", so Brainin.
LeserInnen-Service: Daten, Fakten und wichtige Links
Zur Person: Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Brainin ist Leiter des Departments f. Klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin/Leiter des Zentrums für Neurowissenschaften, Forschungsleistungen an der Donau-Universität Krems sowie Vorstand der Neurologischen Abteilung, Universitätsklinikum Tulln bzw. Präsident der Europäischen Schlaganfallorganisation (ESO)
Liste der 36 Stroke-Units in Österreich, Stand 2014
Österreichische Schlaganfall-Gesellschaft
Donau-Universität Krems, Thema Schlaganfall
Gesundheit Österreich GmbH
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