Sechs Hiata beschützen Trauben in der Stadt Krems
KREMS. Wussten Sie, dass sich die Kremser Winzer schon früh gemeinsam organisierten? Bevor die Hauerinnung Krems offiziell 1447 urkundlich genannt wurde, gab es bereits seit 1330 die Vereinigung der Hauerzeche. Den 570. Jahrestag feierte die Hauerinnung dieses Mal beim Wachauer Volksfest im Kremser Stadtpark.
Heuer wurden Leopold Geitzenauer, Florian Stöger, Franz Ilkerl junior, Josef Redl, Erwin Atzmüller und Lukas Hagen als Hiata ausgewählt. Sie sind die Vertrauenspersonen der Winzer, die durch den Bürgermeister der Stadt Krems, Reinhard Resch, angelobt wurden, bevor sie den Traubenbestand bis zur Ernte beschützen. Sie haben auch die ehrenvolle Aufgabe, Touristen von dieser Tradition zu informieren. Traditionell tragen die Hiata Kalmuckjanka, ihre Marke und ein Kräuterbüscherl.
Drei Trauben für Schwangere
„Die wenigsten wissen, dass nur Schwangere sich drei einzelne Trauben zur Stärkung pflücken dürfen, alles andere gilt als Diebstahl“, erklärt Winzer Franz Ilkerl. Er bestätigt, dass alljährlich in Krems dreiste Traubendiebe auf frischer Tat ertappt werden. „Wir erwischen jedes Jahr welche, die glauben, sie können sich in privaten Weingärten bedienen wie im Supermarkt. Im vergangenen Jahr erwischte ich einen Mödlinger, der insgesamt drei Steigen, prallt gefüllt mit Weintrauben, in sein Auto laden wollte.
Der meinte noch „das mache ich jedes Jahr, damit ich mir meinen Sturm selbst zubereiten kann“, sagt Franz Ilkerl und spricht von einer saftigen Strafe für den Dieb, denn die Arbeit des Winzers während des ganzen Jahres wird dabei gleich miteingerechnet. Diese Summe wird anschließend als Spende an das Rote Kreuz überwiesen. Auch ein eifriger Holunder-Pflücker wurde unter anderen für zwei gefüllte Kübel zur Kasse gebeten. Beim Festakt im Stadtpark zog die Hauerinnung geschlossen mit Hiatastern und Hiataschlüssel und der Stadtmusikkapelle Krems ein.
Moderator Bernhard Lechner befragte Ehrenobmann Franz Felsner zu den Aufgaben des Vereins und Festredner Franz Broidl sprach von Bräuchen. Der "Hauervater" der Hauerinnung, Eduard Felsner, war bis Mai 2005 gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der Winzer Krems.
Heute heißt der Obmann Franz Bauer, der Aufsichtsratsvorsitzende Franz Ilkerl und der Hauervater Hans Resch. Weintrinken hat genauso Geschichte in Krems wie die Traditionen, die von der Hauerinnung immer an die nächste Generation weitergegeben werden. Bereits im 14. Jahrhundert wurde guter Wein für die feine Gesellschaft produziert. Die Hauerinnung ist auch für jene Winzer da, die in finanzielle Engpässe geraten, um diese zu unterstützen. Die Aktivitäten sind mit 24 Punkten während des Jahres genau geregelt. Die Symbole der Hauerinnung bestehen aus der Hauerfahne, dem Innungsbecher aus dem Jahr 1850, dem Hiatastern und der Hiatakrone.
Die Hiatafahne ist mittlerweile dreihundert Jahre alt und wird nun im museumkrems ausgestellt. Die Kremser Winzer sind ein elitärer Club mit einem eigenen Weinheiligen. Denn hier legt nicht der heilige Urbanus wie gewohnt die Hand schützend über die Winzer und ihre Aktivitäten, sondern der heilige Paul übernimmt diese Aufgabe.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.