Martin Neger im Gespräch
"Holz ist das neue Klopapier"
Warum das Brennholz knapp ist, wie paradox Holzproduktion und Hortungsdynamik mitunter sein können und wieso es nichts nutzt, dass unsere Wälder voller Bäume stehen, verrät Martin Neger im Gespräch:
KREMS. Bei Martin Neger läuft das Telefon heiß. 40 bis 50 Anrufer täglich fragen ihn nach Brennholz. Die Antwort ist jedes Mal die selbe: "Brennholz ist aus."
Natürlich setzt der Holzhändler (Negerholz) alle Hebel in Bewegung, um welches aufzutreiben. Über das häufig vorgebrachte Argument, unsere Wälder seien voller Holz kann er nur den Kopf schütteln. "Bäume in Wäldern stehen gerade voll im Saft. Sie wären nach der Schlägerung nass. Das wäre energietechnischer Wahnsinn."
Holz sollte zwei Jahre liegen
Das heißt: In Österreich gibt es zurzeit kein trockenes Holz. Es muss idealer Weise zwei Jahre lang liegen, je schneller es geschnitten wird, desto schneller trocknet es.
"Die Notlösung wäre, Holz zu verwenden, das vergangenen Winter geschlägert wurde, denn mitunter kann Brennholz auch ein Jahr nach der Schlägerung brauchbar sein", gibt der Holzhändler zu bedenken, "oder man verwendet künstlich getrocknetes Holz."
Paradoxon
Künstlich getrocknetes Holz gäbe es in Russland, Weißrussland und Litauen, was nicht mit erheblichen Ausfuhrproblemen verbunden ist, sondern auch ein energietechnisches Paradoxon enthält, wie Neger erklärt: "Das Gas, das uns fehlt, wird dort verwendet, um Holz zu trocknen und somit Brennholz zu produzieren, das wir brauchen, um den Gasnotstand zu kompensieren. Dazu kommt noch, dass es 700 bis 800 Kilometer zu uns gebracht werden muss, das ist ökologischer und ökonomischer Wahnsinn."
Ein Paradoxon verbirgt sich auch in der Nachfrage, wie Martin Neger erläutert: "Es gibt Menschen, die kaufen Holz und haben nicht einmal einen eigenen Ofen." Der klassiche Anrufer, der sich genau jetzt Brennholz auf Lager legen möchte, will zwei bis vier Raummeter odern, weil er sich eventuell einen Zusatzofen zulegen möchte. Es kommt nicht selten vor, dass Anrufer es bereits bei 40 Verkaufsstellen probiert haben, aus Wiener Neustadt, Wien oder sogar Oberösterreich stammen und eine Lieferung in Säcken bis vor die Wohnungstüre wünschen.
Der Beginn der Holzknappheit
Wann hat die Brennholzkrise begonnen? Vorigen Winter (2021/22), bereits vor dem Ukrainekrieg wurde die Nachfrage stärker. Martin Neger: "Erst gingen die Preise für Diesel und Heizöl in die Höhe, dann spitzte sich die Lage durch den Ukrainekrieg noch zu, weil kolportiert wird, das Gas könnte abgedreht werden. Das alles verunsichert die Leute und führt zu Panikkäufen und einer Hortungsdynamik, wie wir sie jetzt vorfinden."
Weil Pelletsheizungen gut gefördert werden, steigen viele um, was die Nachfrage nach Pellets so groß macht, dass nicht nur der Preis in die Höhe getrieben wird.
Wann entspannt sich die Lage?
Martin Neger ist überzeugt, die Lage werde sich kommenden Winter entspannen, wenn wieder Holz auf den Markt kommt.
Zur Sache:
Warum feuchtes, frisches Holz nicht als Brennholz taugt:
Frisches Holz hat 50% Feuchtigkeit, während trockenes Holz nur noch 10% Feuchtigkeit aufweist.
• Konsequenz 1: Alleine schon das Unterheizen ist aufwändig und kostspielig.
• Konsequenz 2: Es qualmt aufgrund des Feuchtigkeitsaustritts und kann den Kamin versotten.
Als weitere (unbefriedigene) Notlösung wird häufig Weichholz herangezogen. Dies hat einen wesetnlich niedrigeren Brennwert als Hartholz und steht zurzeit auch nicht in trockener Form zur Verfügung. Fichtenholz ist für Kachelöfen ungeeignet, da es durch den erhöhten Harzgehalt zu Versottung führt und zudem einen niedrigen Brennwert aufweist.
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