50 Jahre Bergrettung Scheffau-Söllandl

Die Mannschaft in den 70er Jahren beim Einsatz
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Die Bergrettung Scheffau-Söllandl feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum.

Einsätze im Wandel der Zeit

Bis 1963 wurden verunglückte Bergsteiger von ortsansässigen Alpinisten und den Gendarmen des Postens Söll aus ihrer Not gerettet. Der Kitzbüheler Ortsstellenleiter Toni Werner setzte sich sehr für die Gründung einer neuen Ortsstelle am Wilden Kaiser ein und so konnte am 2. November 1963 ein Ausschuss gewählt werden. Die ersten Gründungsmitglieder der Ortsstelle Scheffau des Österr. Bergrettungsdienstes waren Alpinisten und Idealisten – Adolf Aschenwald, Peter Feger, Georg Salvenmoser, Eduard Told, Horst Haselsberger, Johann Haselsberger, Johann Feger, Walter Haselsberger und Josef Berger. Dr. Ludwig Rameis bekleidete die Funktion des Ortsstellenarztes. Diese Bergretter haben wohl nicht geahnt wie groß die Herausforderungen sind, die bei den unzähligen Einsätzen zu bewältigen sind. Am Anfang war das Einsatzmaterial in privaten Garagen gelagert und bei einer Alarmierung musste jedes Mitglied angerufen, oder mit dem Privatauto abgeholt werden, die Bergung selbst wurde mit Stahlseilgeräten, die damals Topmodern waren, durchgeführt. Verständigen konnte man sich nur so lange man Rufkontakt hatte und trotzdem sind auch damals, was das Wichtigste ist, alle Einsätze ohne größere Unfälle abgewickelt worden.
Mittlerweile hat die Bergrettung Scheffau-Söllandl einen Bergrettungsraum mit Garagen für ihre Einsatzfahrzeuge, die Kommunikation funktioniert, wenn nötig quer durch Österreich in digitaler Qualität, die Alarmierung erfolgt gleichzeitig per SMS an die gesamte Mannschaft durch die Leitstelle Tirol und in der Nacht können sich die Bergretter mit lichtstarken Stirnlampen mühelos orientieren. Und trotz all dieser Erleichterungen ist auch heute noch ein Einsatz bei Nacht und Nebel an einem der zahlreichen Gipfel und Kletterouten am Wilden Kaiser kein Spaziergang und erfordert Können, Erfahrung, Konzentration und Kondition, was durch die gute Ausbildung und den großen Einsatz der Einsatzmannschaft gewährleistet ist.
Seit der Gründung sind über 50 Männer der Bergrettung Scheffau-Söllandl beigetreten und die Ortsstelle zählt momentan 21 Bergrettungsmänner und zwei Bergrettungsärzte.

Veränderung des Aufgabenbereiches eines Bergrettungsmannes

Um in die Bergrettung aufgenommen zu werden benötigt man ein Jahr in einer Ortsstelle als Anwärter. Nach diesem Jahr darf man zur Anwärterüberprüfung antreten, welche aus Aufstieg mit Ski und Abfahrt bzw. Seiltechnik und Klettern besteht. Besteht man diese, findet der erste einwöchige Winterkurs im Jamtal statt und darauf folgt ein ebenfalls einwöchiger Sommerkurs. Neu seit 2012 ist ein zusätzlicher 3-tägiger Sanitäterkurs.
In der Ortsstelle finden im Jahr ca. 18–20 Übungen, davon zwei Bezirksübungen, statt. Der größte Teil fällt hier auf Seiltechnik und Erste Hilfe. In einer Ortsstelle wie Scheffau – Söllandl ist der Umgang mit dem Seil besonders wichtig, da der Wilde Kaiser sehr schwieriges Einsatzgebiet bietet.
Die größte Erneuerung bei der Ausbildung war in den letzten Jahren die Einführung des Dyneemaseiles – welches durch sein Gewicht und die hohe Reißfestigkeut überzeugt und damit das Stahlseil ersetzt! Es ist möglich dass ein Mann 250 Meter Doppelseil zum Einsatzort trägt. Bei einer Übung am Sonneck, von welchem wir durchgehend zwei Mann abseilten, wurde das gesamte Material (500 Meter Doppelseil) von uns nach oben getragen!

Erste Hilfe in der Bergrettung Scheffau-Söllandl

Auf die Erste Hilfe Ausbildung wurde von Anfang an in der Bergrettung Scheffau – Söllandl sehr viel Wert gelegt und ist heute mittlerweile ein Standard um in Not geratene Personen bestens versorgen zu können. Speziell bei schlechtem Wetter oder bei Dunkelheit wo kein Einsatz der Flugrettung möglich ist und sich die Transportzeiten verletzter Personen durch die terrestrische Bergung stark verlängert, ist es um so wichtiger eine professionelle Versorgung durch ausgebildete Erst-Helfer und Notärzten sicher zu stellen. Somit ist es mittlerweile in der Ortsstelle ein fixer Ausbildungszweig mit mehreren Schulungsabenden, Vorträgen von Ärzten, Einsatzübungen und der am 8. Dezember jährlich stattfindende große Schulungstag, wo praktisch erweiterte Erste Hilfe und der Umgang mit Notarztgerätschaften geübt wird. Jedes Mitglied der Bergrettung muss auch im Ausbildungszentrum Jamtal einen 3-tägigen Erste Hilfe Kurs absolvieren und hat weiteres auch die Möglichkeit einen Spezialkurs als Bergrettungssanitäter oder als Notfallsanitäter Alpin zu machen.
Die beiden Einsatzautos sind mittlerweile mit jeweils einem Erste Hilfe-Rucksack, einem Sauerstoff-Rucksack und einem Notarzt-Rucksack voll medizinisch ausgestattet. 2009 wurde der Bergrettung Scheffau-Söllandl durch das Hotel Greil aus Söll ein Pulsoxymeter das die Sauerstoffsättigung im Blut misst und die Kontrolle eines Notfallpatienten erleichtert, gesponsert. Vielen Dank dafür. Das nächste Ziel ist die Anschaffung eines Defibrillators für das Einsatzauto.
Die Bergrettung Scheffau-Söllandl absolvierte in den 50 Jahren ihres Bestehens 775 Einsätze. Dabei wurden 1.028 Personen bei einer Einsatzstundenzahl von 12.848 geborgen (= 535 Tage)

Am 13. Juli feiert die Bergrettung Scheffau-Söllandl ihr 50-jähriges Jubiläum mit einem kleinen Fest in Scheffau. Um 19 Uhr ist vor dem Gemeindehaus die Fahrzeugweihe. Ab 20 Uhr geht es weiter im Theaterstadl Scheffau – es wird die Entstehungsgeschichte der Bergrettung Scheffau mit alten Filmen aus dem Archiv gezeigt und Zeitzeugen berichten aus den ersten Jahren der Bergrettung bis heute. Für musikalische Umrahmung sowie für das leibliche Wohl wird gesorgt.

Wo: Wilder Kaiser, Dorf, 6351 Scheffau am Wilden Kaiser auf Karte anzeigen
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