Wörgl
Beat Fankhauser will in der Formel 1 des Segelsports mitmischen

Beat Fankhauser will 2024 bei einem der extremsten Segelrennen der Welt teilnehmen. Der Schweizer ist in Wörgl aufgewachsen, aus diesem Grund sind auf seinem Boot auch immer zwei Fahnen gehisst. | Foto: Christoph Klausner
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Beat Fankhauser verfolgt ein Ziel: Er will sich für eines der härtesten Segelrennen der Welt, für die Vendée Globe 2024, qualifizieren.

WÖRGL. Schon als Kind sei er vom Segeln fasziniert gewesen, erzählt der in Wörgl aufgewachsene Beat Fankhauser. Vor rund 15 Jahren machte der heute 52-jährige sein Hobby zum Beruf. Fankhauser stellte sein Segelboot als Kabinencharter zur Verfügung und zeigte vielen Gästen Mallorca von ihrer schönsten Seite. Zudem war er auch als Segellehrer tätig. In den letzten sieben Jahren arbeitete er für eine große Charterfirma, für die er weltweit Yachten zustellte.

"Ich bin schon über 30-mal über den Atlantik gesegelt",

zeigt sich der leidenschaftliche Skipper sichtlich stolz. Mittlerweile habe er sehr viele Erfahrungen sammeln können, die ihn schließlich an diesen Punkt brachten: Er will bei der Vendée Globe 2024, der wohl härtesten, non-stop Einmann-Segelregatta, die Welt umrunden.

Auf dem Wasser ist Beat Fankhauser in seinem Element. Er rechnet damit, dass er rund 7 bis 8 Monate im heurigen Jahr auf dem Boot verbringen werde. | Foto: BB Archiv
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In der Königsklasse Fuß fassen

Er sei ein kleiner "Speedjunkie", gesteht sich Fankhauser ein, der beim Segeln auf den Weltmeeren pure Freude empfindet. Vor rund 8 Monaten habe er sich ein Rennsegelboot der "Open 60 Klasse"gekauft, mit dem er bei der Vendée Globe 2024 (rund 25.000 Seemeilen, entspricht 46.250 Kilometern) an den Start gehen möchte. Die 'International Monohull Open Class Association' (kurz Imoca, kann mit der FIA bei der Formel 1 verglichen werden) veranstaltet pro Jahr einige Wettkämpfe, die als Qualifikation für die Weltumsegelung gelten. Im Mai 2021 wird Fankhauser beim 'Bermuda-1000-Rennen' (2.000 Seemeilen, entspricht rund 3600 Kilometern) das erste Mal hart am Wind segeln. Im Herbst folgt dann möglicherweise bereits die 'Route du Rhum' mit 3.540 Seemeilen (rund 6.370 Kilometer). Fankhauser geht davon aus, dass er für diese Distanz rund 14 bis 17 Tage benötigen würde.

"Das ist die Formel 1 des Segelsports. Es gibt weltweit nur rund 50 Skipper die so etwas machen",

betont der 52-Jährige. Die Imoca-Boote "Open 60" sind für diese Rennen zugelassen. Da gibt es aber Boote der neueren Generation, welche eine Art Flügel eingebaut haben und sich dadurch schneller übers Wasser bewegen können, so Fankhauseer. Er selbst ist noch ohne Flügel unterwegs. Das sei aber dann doch auch eine "Preisgeschichte". Derzeit finanziert Fankhauser die Wettkampfteilnahme aus privaten Mitteln. Man sei allerdings auch auf der Suche nach einem starken Partner, dem man im Gegenzug eine "gigantische internationale Reichweite" bieten könne. Mit einem Sponsor an der Seite würden viele Dinge leichter werden. So könnten beispielsweise Reparaturen viel schneller durchgeführt werden, erklärt der Skipper und betont gleichzeitig, dass man aber trotzdem konkurrenzfähig sei. Dies habe das Rolex Fastnet Rennen letzten August gezeigt. Dort konnte sich Fankhauser vom letzten auf den dritten Platz vorkämpfen, ehe ein gebrochener Titanhaken das Segel "runterrauschen" ließ und sie daher das Rennen abrechen mussten.

Bärenstarke Partner: Beat Fankhauser und "Güvi" Bulgur starten bereits jetzt die Vorbereitungen für die anstehenden Segelrennen.  | Foto: Christoph Klausner
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Außerhalb jeglicher Komfortzone

Normalerweise würde man niemals alleine segeln, weiß Fankhauser, bei diesen Rennen sei dies aber Teil der Herausforderung. An Bord hat er niemanden, an Land kann er sich aber auf sein Team verlassen, welches je nach Wettkampf zwischen 5 und 10 Leuten variiert. Seit der ersten Stunde ist Güven "Güvi" Bulgur mit dabei. Der gelernte Elektrotechniker fungiert als Mann für alles - er betreut das Back Office und überwacht den 52-Jährigen beim Training und bei den Rennen via Satelittentracking. Sollte dann trotzdem mal etwas passieren, dann ist Fankhauser gut gerüstet. Das Hochseeüberlebenstraining inklusive Hubschrauberbergung im vergangenen Jahr gehört genauso zur obligatorischen Ausbildung wie Erste-Hilfe-Fähigkeiten, welche er kürzlich beim Samariterbund in Kirchbichl auffrischte.

"Wenn ich eine Wunde habe, dann muss ich mich auch selber flicken können",

so Fankhauser. Die Weltumsegelung würde zusätzlich von der französischen Armee begleitet werden. Allerdings könne es aufgrund der enormen Distanz schon einmal einen Tag dauern, bis Hilfe eintreffe. Wie extrem der Segelsport in dieser Klasse ist, kann man auch anhand des Schlafrhythmuses ablesen. Prinzipiell mache man bei solchen Rennen über den Tag verteilt einige Powernaps, auf mehr als drei bis vier Stunden Schlaf komme man aber nicht.

"Wenn der Wind stabil ist, dann lehnst du dich halt mal eine halbe Stunde gegen den Mast",

so beschreibt der erfahrene Skipper den Wettkampf-Alltag. Manchmal könne es vorkommen, dass man aufgrund von Schlafmangel auch Halluzinationen bekomme. Oder aber auch, dass man mal drei Tage gar nicht schläft. Zudem muss Fankhauser darauf achten, dass ihm nie die Energie ausgeht. Aus diesem Grund hat er immer genügend Astronautennahrung an Bord. Der Vorteil: Diese ist leicht und beeinflusst daher kaum die Geschwindigkeit des Bootes. Im Südatlantik verbrenne man pro Tag rund 4.000 bis 6.000 Kalorien. Bei einer Überfahrt über den Atlantik nehme er meistens rund 15 bis 18 Kilogramm ab. Daher achte er auch darauf, dass er über den Winter immer ein wenig Speck ansetze, schließt der Skipper mit einem Schmunzeln. (klau)

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