Portrait Matthias Kendlinger
Ein Autodidakt zwischen Klassik und Filmmusik

Maximilian Kendlinger und Matthias Georg Kendlinger (v.l.) werden im September gemeinsam ein Konzert dirigieren.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Dirigent Matthias Kendlinger schaffte es als Autodidakt in die internationalen Konzerthäuser und will klassische Musik in die "Jetztzeit" bringen.

EBBS/SCHWENDT (bfl). Es ist eine ungewöhnliche Karriere, auf die Matthias Georg Kendlinger blicken kann. Sein Lebenslauf liest sich wie die klassische Erfolgsgeschichte eines Selfmademan, der sich vom Hobbymusiker als Autodidakt in die internationalen Konzerthäuser und vor allem Herzen des Publikums "dirigierte". Der in Walchsee gebürtige Tiroler lebt heute in Schwendt, füllt Konzertsäle in Deutschland, Österreich und der Ukraine und ist als Dirigent, Komponist und Produzent höchst erfolgreich.

Entschluss selbst zu dirigieren

Die Leidenschaft zur Musik brachte Kendlinger anfangs als Hobbymusiker zum Ausdruck und war als Leiter des „Alpina Quintetts“ bis 1994 damit in der volkstümlichen Tanzmusik zu Hause. Im selben Jahr gründete er die Musikmarketing-Firma „DaCapo“ mit Sitz in Ebbs und war später mitunter Mitbegründer der „Tiroler Festspiele Erl“. Über Jahre war Kendlinger als Klassikproduzent und Tourneeveranstalter tätig, engagierte Dirigenten und Künstler. Irgendwann entstanden dabei eine eigene Idee und eine Vorstellungskraft über die Musik, die immer mehr von dem abwich, was die Dirigenten und Künstler machten. "Dann habe ich mir gedacht: Entweder selber machen oder aufhören", sagt Matthias Kendlinger im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN. Die Entscheidung fiel auf das Selbermachen oder zumindest darauf, "es zu probieren", wie Kendlinger betont: "Ich war mir ja nicht sicher, ob ich das schaffe".
Der Vollblutmusiker studierte sein erstes Programm ein und nahm ein paar Stunden bei Leopold Hager, einem österreichischen Dirigenten der Staatsoper, der ihm Grundsätzliches beibrachte. Eineinhalb Jahre nach seinem Entschluss folgte dann 2004 sein erstes Dirigat im Gewandhaus in Leipzig, das  als eines der besten Konzerthäuser Deutschlands gilt.
Sein erstes Konzert "als Dirigent" bewertet Kendlinger dabei allerdings als nicht besonders gut. Eine der größten Schwierigkeiten, sagt Kendlinger, war es, sich als ursprünglicher Manager und Chef als "Anfänger" vor seine Orchestermusiker und ans Dirigierpult zu stellen.
"Weiterentwickelt hat sich das so, dass man sich sagt, man muss darüber stehen, dass man selbst weiß, dass es nicht gut genug war. Es kommt nicht darauf an, wie gut es jetzt ist, sondern wie gut, dass es wird, wenn ich weiterhin dazulerne." Dank dieser Bereitschaft konnte Kendlinger nicht nur dazulernen, sondern sein Vorhaben in eine Erfolgsgeschichte verwandeln.

Poppige Klassik für die Jetztzeit

Heute ist er ein höchst erfolgreicher Dirigent – dies ohne eine klassische musikalische Ausbildung. Seine Art zu dirigieren beschreibt Kendlinger dabei als ziemlich direkt. Sein Zugang zur Klassik ist ein etwas anderer als jener seiner Dirigenten-Kollegen und wird mitunter als "poppiger" gehandelt. "Ich denke, dass es heutzutage die Aufgabe eines Dirigenten ist, die Klassik in die Jetztzeit zu transponieren", sagt Kendlinger. Sein Stil und das "Poppige" finden dabei großen Anklang, sei dies bei Konzerten mit den von ihm gegründeten "K&K Philharmonikern", seinem "K&K Opernchor" oder bei der "Wiener Johann Strauß Konzert-Gala", bei der er vor allem durch den deutschsprachigen Raum tourt.
Kendlinger ist in seiner Weiterentwicklung aber nicht beim Dirigieren stehen geblieben. Auch das Komponieren hat es ihm angetan. Im Juli 2017 initiierte er das "Matthias Georg Kendlinger Music Festival Lviv" in der Ukraine, bei dem ausschließlich seine eigenen Kompositionen gespielt werden. Diese bewegen sich irgendwo zwischen Klassik und Filmmusik, quasi eine Huldigung an Kendlingers Anspruch die Klassik in die heutige Zeit zu tragen. "Die wichtigste Aufgabe ist für mich, die Klassik dem 'breiten Volk' etwas näher zu bringen", betont Kendlinger.

Geteiltes Dirigentenpult

Derzeit hat Matthias Kendlinger das Komponieren neben dem Management zu seiner Hauptaufgabe gemacht und arbeitet an einer Tour in Großbritannien. Zusammen mit seinem Sohn Maximilian Kendlinger, der als junger Dirigent bereits in die Fußstapfen seines Vaters tritt, wird Kendlinger am 22. September in der Elbphilharmonie Hamburg ein besonderes Konzert dirigieren. Gemeinsam mit den "K&K Philharmonikern" beschäftigen sich der Sohn im ersten und der Vater im zweiten Teil mit Werken von Tschaikowsky.
Sohn Maximilian Kendlinger studiert zwar derzeit Klavier, dirigiert aber ebenfalls ohne eine klassische Dirigentenausbildung. Es ist dies ein Umstand, den sowohl Vater als auch Sohn als einen Vorteil sehen. "Wenn man als Komponist nicht zu viel Vorbildung hat, dann ist man im Denken freier", so Kendlinger. "Man hat dadurch keine Vorgabe, wie es 'gehört', sondern man bringt es so, wie man es selbst will und wie man selbst ist", sagt Maximilian Kendlinger.

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