Eisiger Riese öffnet seine Pforten

Renate Tobitsch steht selbst als Führerin für die Schauhöhle auf der Hundalm zur Verfügung. | Foto: Tobitsch
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ANGERBERG (bfl). Die letzten Zapfen und Eisbildungen, die über dem Führungsweg hängen, wurden noch vor kurzem weggeschlagen und nun ist die Schauhöhle für den Sommerbetrieb bereit. Auf luftigen 1.520 Metern Höhe lädt die Eis- und Tropfsteinhöhle auf der Hundalm ab 13. Mai zu Führungen in die zauberhafte Höhlenwelt. Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum im August blickt der Landesverein für Höhlenkunde neben der Vergangenheit auch in die Zukunft.
Untätig sei man im Winter nicht, sagt Renate Tobitsch, Obfrau des Landesvereins für Höhlenkunde, welcher seinen Sitz in Wörgl hat. Auch im Winter muss das Eis gemessen und beispielsweise Fledermäuse gezählt werden. Darüber hinaus wird auch Schnee in die Randspalten geworfen, um dem vermehrten Eisrückgang Einhalt zu gebieten. Es ist dies ein Rückgang der in allen Eishöhlen auf der ganzen Welt beobachtet wird und mit mehreren Faktoren in Verbindung steht. Auch Sommergewitter können sich negativ auf die Eishöhle auswirken. "Wenn es im Sommer starke Gewitter gibt, bei denen warmes Wasser durchrinnt, fängt das Eis zu tauen an", erklärt Tobitsch.

Besondere Schauhöhle
Das Besondere an der Schauhöhle auf der Hundalm ist, dass sie sowohl Tropfstein- als auch Eishöhle ist. Für Gruppen ist die Hälfte der tatsächlichen Höhle einsehbar, welche bis rund 45 Meter unter die Erde reicht. Entstanden ist die Tropfsteinhöhle durch Wasser und Auswaschungen. Durch die Entstehung eines Eispfropfens, der mit der Zeit größer wurde, entwickelte sich dann die Eishöhle.
Bereits 1921 stiegen die ersten Höhlenforscher in die Eishöhle hinunter. Anfang der 1960er Jahre kam dann die Idee die Höhle als Schauhöhle auszubauen, was dann in den darauffolgenden Jahren umgesetzt wurde. Die Arbeit erfolgte durch ehrenamtliche Helfer und das Holz wurde von den Bauern gesponsert. Am 15. August 1967 wurde die Höhle als erste Schauhöhle Tirols bei strömendem Regen feierlich eröffnet. Es sollte zwei weitere Jahre dauern, ehe die Höhlenführer eine Hütte bekamen, sodass sie nicht im Freien auf Wanderer und Gruppen warten mussten.

Probleme der heutigen Zeit
Ein Problem vor dem der Landesverein heute steht ist die schwierige Besetzung und Einteilung der Höhlenführer. Es stehen zwar rund 15 verschiedene Führer zur Verfügung, allerdings gibt es laut Tobitsch nur mehr ganz wenige, die eine ganze Woche auf der Hundalm verbringen, um Führungen zu geben. Darunter leide der Verein sehr.
Die Jugendarbeit gestalte sich auch als schwierig, aber man versuche in den Schulen die Kinder zu begeistern. So geht Tobitsch selbst alle zwei Jahre in eine der dritten Klassen in Alpbach und versucht den Schülern Geologie näher zu bringen. Das ebbende Interesse bei Schulen und der allgemeine Besucherrückgang, erklärt Tobitsch, können auf den relativ langen Anstieg und die unsicheren Wetterbedingungen in den letzten Jahren zurückgeführt werden. Man hoffe hier durch Kooperation mit den Schulen wieder mehr Klassen für Führungen begeistern zu können. Darüber hinaus wird heuer zum ersten Mal über die Volkshochschule Jenbach und Wattens einen Kurs zur Höhlenforschung mit einer Sonderführung in der Eishöhle angeboten.
Die Eis- und Tropfsteinhöhle ist auch Teil der "inntaler unterwelten", einem Netzwerk bestehend aus vier Höhlen, die sich in einem EU-geförderten Interreg-Projekt zusammengetan haben. Zum 50-jährigen Jubiläum wird man am 12. August mit einer Diashow im Dreikleesaal in Angerberg auf die Geschichte der Eis- und Tropfsteinhöhle auf der Hundalm zurückblicken. Für die Zukunft wünscht sich Obfrau Tobitsch indes mehr Besucher und ein unfallfreies Forschen.

Landesverein mit Sitz in Wörgl
Der Landesverein für Höhlenkunde hat landesweit 145 Mitglieder, welche alle ehrenamtlich tätig sind. Nach der Gründung im Jahre 1952 in Innsbruck verlagerte sich der Sitz des Vereins 1975 nach Wörgl, da dort der Schwerpunkt der Höhlenforschung lag. Der Verein verwaltet rund 300 Höhlen in ganz Tirol, wobei die Katastergrenzen nicht unbedingt mit den Landesgrenzen übereinstimmen, wie Tobitsch erklärt. Die Grenzen der Katastergebiete werden nämlich auch durch Bäche gezogen und definiert.
So wird Leutasch beispielsweise von Bayern verwaltet und der Landesverein für Höhlenkunde Tirol verwaltet auch Gebiete in Salzburg oder Kärnten.
Betreut werden verschiedene Arten von Höhlen wie Tropfstein- und Eishöhlen oder auch wasserführende Höhlen. Darüber hinaus gibt es unter anderem Gipshöhlen, Gletscherhöhlen, wie der Eispalast im Zillertal.

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