Erstes Alm Forum zu Stalleröffnung in Hochsöll

Kuhflüsterer Martin Ott, LAbg Mario Gerber, Landwirtschaftskammer Präsident Josef Hechenberger, Kammerdirektor Ferdinand Gründer, Bergbahn GF Walter Eisenmann, Moderator Alex Weber, Tirol Werber Joe Margreiter und Arche Austria Obmann Thomas Stubreiter lieferten sich am Podium eine spannende Diskussion. | Foto: Florian Haun
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  • Kuhflüsterer Martin Ott, LAbg Mario Gerber, Landwirtschaftskammer Präsident Josef Hechenberger, Kammerdirektor Ferdinand Gründer, Bergbahn GF Walter Eisenmann, Moderator Alex Weber, Tirol Werber Joe Margreiter und Arche Austria Obmann Thomas Stubreiter lieferten sich am Podium eine spannende Diskussion.
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SÖLL (flo). "Dieser neue Schaustall der Familie Ager ist ein Paradebeispiel dafür, dass es sich lohnt aus dem Tourismus wieder in die Landwirtschaft zu investieren", sagte Tirol Werber Joe Margreiter beim ersten Alm Forum. Stattgefunden hat dieses am Sonntag, den 1. Juli im Rahmen der Eröffnung des neuen Schaustalls "Am Vieh Theater" bei der Stöcklalm in Hochsöll.
Begonnen wurde mit dem Bau des rund eine Million Euro teuren Projekts im August 2016. Im Mai 2017 wurde der Stall schließlich von den Tieren bezogen. Gewöhnlich ist der Stall mit Sicherheit nicht, zieren seine Wände doch zahlreiche Malereien, die einen respektvollen Umgang mit Kühen darstellen. Vor diesen verzierten Wänden gab es am Sonntagvormittag eine spannende Podiumsdiskussion im Stall, welche von Alex Weber vom ORF moderiert wurde.

"Menschen verstehen Kühe nicht mehr"

"Nirgends gibt es so viele Berührungen zwischen Wanderen und Kühen wie auf der Alm", betonte Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger. Derzeit weiden rund 180.000 Kühe auf mehr als 200 Tiroler Almen. Eine Mutterkuh hat natürlich einen starken Beschützerinstinkt für ihr Kalb wodurch es in den vergangenen Jahren bedauerlicherweise zu zwei tödlichen Unfällen auf Tiroler Almen kam. "Eine Kuh ist normalerweise ein faules Tier, das niemandem nachläuft, wenn es dazu keinen Grund hat", erklärte Stöcklalm-Chef Andreas Ager. Doch viele Wanderer wüssten nicht, wie man mit den Tieren umgehe. "Die Menschen verstehen die Kühe nicht mehr und die Kühe verstehen die Menschen nicht mehr", meinte der bekannte Schweizer Kuhflüsterer Martin Ott. "Eine Alm ist halt kein Streichelzoo und die Leute müssen sich an die Spielregeln halten", kam es von Hechenberger, welcher erklärte, dass er gemeinsam mit Experten Folder für die Touristen anfertigen ließ, wie man sich Kühen gegenüber verhalten müsse. Doch es kommt immer mehr die Frage auf, ob die steigende Zahl der Freizeitnutzer künftig noch auf den Almen Platz hat.

Fleischpreise müssen stimmen

"So viel Berührung zwischen Landwirtschaft und Tourismus wie auf der Alm gibt es sonst nirgends", betonte auch der Obmann des Kitzbüheler Almwirtschaftsvereins Josef Lanzinger, welcher seine Alm in unmittelbarer Nähe der Stöcklalm bewirtschaftet. Aufgrund des Klimawandels seien heuer um zwanzig Prozent zu wenig Tiere auf den Almen. "Damit die Existenz der Bauern gesichert ist, müssen die Milch- und Fleischpreise stimmen, denn nachgewiesenermaßen ist Milch und Rindfleisch von der Alm am gesündesten", fuhr Lanzinger fort. Der Obmann kritisierte zudem, dass dies viel zu wenig beworben werde.
Laut Hechenberger könnten die Tiroler Bauern rund achtzig Prozent des Marktes im Land versorgen, aber es gibt eine massive Marktschieflage, denn ungefähr fünfzig Prozent der Erzeugnisse werden ins Ausland exportiert. "Es ist einfach nicht möglich Tiroler Lebensmittel, die unter schwersten Bedingungen in der Landwirtschaft produziert werden zu Weltmarktspreisen zu verkaufen", betonte Hechenberger. "Zwischen siebzig und achtzig Prozent der Touristen sagen sie kommen nach Tirol, um die Berge und die Natur zu erleben", erklärt Tirol Werber Margreiter und räumt ein, dass es auch viele Fehlentwicklungen gegeben habe. Man sollte nicht versuchen "Großstadt-Produkte" auf die Berge zu bringen. Anstatt dessen sollten dort wieder vermehrt heimische Produkte angeboten werden.

Glaubwürdigkeit im Zentrum

"Wir sollten schon unsere Tiroler Produkte verkaufen, um glaubwürdig zu bleiben", meint auch Tourismus- und Wirtschaftssprecher LAbg Mario Gerber. Um Glaubwürdigkeit geht es auch dem Geschäftsführer der Söller Bergbahnen Walter Eisenmann, seines Zeichens zudem Initiator des Söller Hexenwassers. "Wir wollen keine unglaubwürdige Inszenierung auf dem Berg", so Eisenmann. Die Gäste hätten sich zwar früher durch das schöne Wandergebiet angesprochen gefühlt, aber es fehlte an Attraktionen für Familien. Deshalb entschied man sich das Hexenwasser zu errichten.
"Die Landwirtschaft ist die Kunst des Überlebens auf der Welt ohne sie dabei zu zerstören", merkte Kuhflüsterer Ott an. "Ich bin absolut dafür das zu veredeln was vor unserer Tür wächst, aber wir Bauern müssen auch bereit sein mit dem Tourismus an innovativen Produkten zu arbeiten", fuhr Hechenberger fort. Laut LAbg Gerber ist der Tourismus derzeit in einem riesengroßen Wandel. Es gäbe viel Potential, wenn die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus verstärkt werde. Eine Art Disney Wold auf den Almen brauche es dazu aber nicht, waren sich alle Anwesenden einig. Abschließend wurde der Stall noch von Pfarrer Adam Zasada feierlich geweiht, ehe noch bei Live Musik der Gruppe "Koasa Combo" gefeiert wurde.

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