Interview
Immer weniger Kinder aus Wörgl wollen Sternsinger sein

Jahr für Jahr ziehen die kleinen Sternsinger im Jänner von Haus zu Haus, auch in Wörgl. Dass es aber gerade in der Stadtgemeinde immer weniger Kinder gibt, die bei der Sternsinger-Aktion mitmachen wollen, erzählt Christian Ehrensberger im Interview. | Foto: Pfarre Wörgl
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  • Jahr für Jahr ziehen die kleinen Sternsinger im Jänner von Haus zu Haus, auch in Wörgl. Dass es aber gerade in der Stadtgemeinde immer weniger Kinder gibt, die bei der Sternsinger-Aktion mitmachen wollen, erzählt Christian Ehrensberger im Interview.
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Pastoralassistent der Pfarre in Wörgl, Christian Ehrensberger, erzählt im Interview mit den REGIONALMEDIEN KUFSTEIN von der Sternsinger-Aktion in der Stadtgemeinde und weiß warum es gerade in Wörgl immer weniger Kinder gibt, die bei der Aktion mitmachen wollen.  

WÖRGL. Christian Ehrensberger arbeitet seit 2009 in der Pfarre Wörgl als Pastoralassistent. Mit seiner Funktion unterstützt er den Pfarrer, indem er einige Aufgaben in der Pfarre übernimmt. Dazu gehören Kinderarbeit, Jugendarbeit, Sakramentenvorbereitung, Erstkommunionen, Firmungen oder Seniorenarbeit. Und auch wenn die Sternsinger als heilige drei Könige in Wörgl von Haus zu Haus ziehen, ist Ehrensberger die erste Ansprechperson. 

Christian Ehrensberger arbeitet seit 2009 als Pastoralassistent in der Pfarre Wörgl. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Sternsinger-Aktion. | Foto: Nimpf
  • Christian Ehrensberger arbeitet seit 2009 als Pastoralassistent in der Pfarre Wörgl. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Sternsinger-Aktion.
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REGIONALMEDIEN KUFSTEIN: Was genau machen Sie im Zusammenhang mit den Sternsingern?
Christian Ehrensberger: Die Sternsinger-Aktion obliegt mir. Ich muss alles vorbereiten und durchführen, Bewerbungen machen und alles auf die Füße stellen. Dann und wann, wenn es sich ausgeht, gehe ich auch selbst als Begleitperson mit.

Was bereitet Ihnen besondere Freude als Begleitperson der Sternsinger?
Es ist für drei Seiten eine Win-Win Situation. Einerseits ist es eine schöne Sache, die Kinder zu begleiten, weil die mit Begeisterung dabei sind. Das Zweite sind natürlich die Leute, sie zu Hause besuchen zu können oder auch mal hinein zu kommen in die Häuser. Gewisse Leute freuen sich total, wenn die Sternsinger kommen. Das ist schön zu erleben. Und drittens natürlich auch für einen selber. Das ist eine schöne Erfahrung und eine schöne Sache. Auch weil man die Leute ein bisschen anders kennen lernt.

Wie viele Kinder gehen heuer in Wörgl als Sternsinger?
Städtisch gesehen wird es immer schwieriger, dass man Kinder dafür kriegt. Das liegt auch daran, dass in den Wörgler Volksschulen gar nicht mehr so viele Kinder römisch katholisch sind, es nimmt immer mehr ab. Wir arbeiten mit dem Pfarrverband Wörgl/Bruckhäusl zusammen. In Bruckhäusl geht es in den Volksschulen leichter, dass man Kinder dafür begeistern kann. Nach dem Motto „Wenn du gehst, dann geh ich auch“. Diese Sogwirkung merkt man da sehr stark. Dieses kleine Dorf Bruckhäusl hat alleine schon mehr Sternsinger als Wörgl. In Bruckhäusl sind es 36, in Wörgl sind es momentan 20. Es wird also immer weniger in Wörgl. Aber wir helfen uns da gegenseitig, das heißt Bruckhäusl übernimmt die Randgebiete.

Weil es in Wörgl immer weniger Volksschulkinder gibt, die römisch katholisch erzogen werden, wird bei der Sternsinger-Aktion eng mit Bruckhäusl zusammengearbeitet.  | Foto: Pfarre Wörgl
  • Weil es in Wörgl immer weniger Volksschulkinder gibt, die römisch katholisch erzogen werden, wird bei der Sternsinger-Aktion eng mit Bruckhäusl zusammengearbeitet.
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Wie sehen die Vorbereitungen der Sternsinger-Kinder aus?
Wir haben zwei Lieder zum einstudieren. Jeder König muss dann noch einen Spruch aufsagen, das ist quasi das Programm. Wir machen immer eine Startveranstaltung, die war dieses Mal am 15. Dezember. Da wird auch das Projektland kennengelernt, heuer ist das Guatemala. Dabei wird allerlei Wissenswertes über das Land selber veranschaulicht, was wird da angebaut, was wird da gegessen. In dem Zusammenhang machen wir auch eine Quiz-Station, eine Bastel-Station und eine Essens-Station. Alles so drum herum, dass die Kinder das Land gut kennenlernen können.

Wird immer für dasselbe Land gesammelt oder gibt es hier Abwechslung?
Jedes Jahr gibt es ein neues Projektland. Das ist der große Aufhänger sozusagen für die Aktion. Das heißt aber nicht, dass das ganze Geld in dieses Land fließt. Sondern der Großteil der Spenden geht an dieses Land, weil sich die Menschen besser mit einem Land identifizieren können. Es gibt auch kleinere Projekte in anderen Ländern. Im Prinzip werden also mit jeder Sternsinger-Aktion die ganzen Projekte irgendwie abgedeckt. Aber dieses Projekt-Land bekommt dann sozusagen den größten Kuchen in diesem Jahr. Nächstes Jahr müssen diese dann halt wieder mit einem kleineren Brötchen zufrieden sein.

Die Welt wird immer gehetzter. Merkt man diesbezüglich etwas bei den Besuchen? Haben Sie das Gefühl, dass Religion weniger interessant wird in der Bevölkerung?
Wenn ich zurückdenke an die Zeit, in der ich noch selbst als Sternsinger mit gegangen bin, gab es das auch schon, dass die Menschen gesagt haben "Ich habe keine Zeit". Was man aber schon sehr merkt ist, früher hat es das Hausfrauen-Dasein mehr gegeben. Das heißt es war automatisch bei den meisten jemand zu Hause. Das ist in der jetzigen Arbeitszeit nicht mehr der Fall. Wenn man jetzt an Wörgl denkt, kann man sagen, dass die halben Haushalte tagsüber nicht zu Hause sind. Man findet viele verschlossene Türen. Wenn aber die Sternsinger kommen, ist die Resonanz bei den meisten positiv. Es kommt nur ganz selten vor, dass die Menschen schimpfen anfangen. Meiner Meinung nach haben die Kinder nichts verbrochen und auch die Begleitperson nicht. Sie gehen einfach für den guten Zweck sammeln.

Die Teuerungen sind spürbar. Merkt man das auch an der Spendenbereitschaft?
Eigentlich hat man die Auswirkungen der Teuerungen bis jetzt nicht gemerkt. Meiner Meinung nach ist es eher so, je schlechter es den Menschen geht, umso mehr fühlen sich die anderen ein Stück weit dazu animiert, dass sie einfach geben.

Warum ist das Brauchtum so wichtig, was ist die Botschaft dahinter?
Ich glaube es ist einfach eine sehr klug inszenierte Aktion. Man merkt es bei Kindern auch, wenn sie mit den Kassen gehen kommt mehr Geld zusammen, als würde ein Erwachsener mit einer Spendenliste herum gehen. Außerdem ist es für die Organisation super, wenn sich Kinder dafür zur Verfügung stellen und das gerne machen. Da kommt auf jeden Fall mehr Geld herein. Das ist eine sehr wichtige Initiative in Österreich.

Was ist das schöne an den persönlichen Hausbesuchen?
Schön ist es, wenn man ins Haus gebeten wird. Manche haben dann wirklich das Bedürfnis, das Wichtigste im Haus herzuzeigen. In der Weihnachtszeit ist das Wichtigste natürlich der Christbaum, wo alles schön geschmückt ist. Manchmal müssen sich die Könige dann zum Christbaum stellen und dann werden Fotos gemacht. Das ist für manche Leute einfach extrem wichtig. Ich finde es auch ganz schön, wie sich vor allem ältere Menschen freuen. Manche sind auch viel alleine daheim und die freuen sich dann umso mehr, wenn die Könige kommen. Das ist für viele ein Highlight.

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