Aus dem Kauner Drittel - Schauspiele Kauns im Sommer

Es ist eine wahre Geschichte - so wie eine Geschichte eben wahr ist - und sie wird bezeugt durch ein Kruzifix in der Kapelle am Ortseingang von Kauns. Da hat Jesus nicht nur eine Seitenwunde sondern auch eine Schusswunde mitten im Herz.

Ein Wilderer namens Chrust habe etwa im Jahr 1650 dieses Sakrileg begangen, um das sich einige Erzählungen ranken. Sie erzählen von der Not der Menschen nach dem Dreißigjährigen Krieg, von treuen Dienern und verschlagenen Knechten, von Kräuterhexen und weißen Frauen, von Recht und Unrecht, Aberglauben und Glaube.

Im Zentrum steht der Kampf zwischen einem selbsternannten Talkönig namens Klas Lenz und einem gewählten Talvogt, der zwar alle rechtlichen Mittel gegen den selbstherrlichen Talkönig ins Treff en führt, aber aufgeben letztlich machtlos ist. Um mit einer reinen Weste als Vertreter von Recht und Ordnung zu erscheinen, hat er das Wildern aufgegeben und seine „Glückswöhr“ (ein Gewehr, das immer trifft) weggelegt. Es war eine Zeit, in der die Rechtsprechung noch gesprochen wurde, zum Teil noch ohne Schriftstücke. Da galt nicht das, was schwarz auf weiß am Papier stand und in Paragraphen festgelegt war, sondern entschieden wurde sehr viel „wie es der Brauch ist.“ Aus Verzweiflung über seine Ohnmacht schoss Chrust, der Talvogt, Jesus während der Messe bei der Wandlung ins Herz. Er erwartete sich von dieser Tat, dass ihm magische Kräfte zur Macht verhelfen. Umsonst. Zur Sühne der Freveltat, so heißt es, habe die Tochter des Schützen ihr Leben dem sozialen Dienst in der Einsiedelei am Wiesele geweiht.

Diese Weihestätte, so ist bezeugt, hat Klas Lenz im Jahre 1653 gestiftet.
Eine Geschichte aus der Zeit des magischen Denkens als Möglichkeit der Annäherung an das barocke Lebensgefühl. Nach „Pfarrer Maaß“ eine weitere Auseinandersetzung mit der Geschichte des geistlichen Lebens in Tirol. (Text: Ekkehard Schönwiese, Bild: Schauspiele Kauns)

Wo: Kauns, Kauns, 6522 Kauns auf Karte anzeigen
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