Barrieren abbauen: Für eine Gesellschaft ohne Ausgrenzung

TIROL. Am 3. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung, wird jährlich daran erinnert, dass weltweit Menschen mit Behinderungen gegen Barrieren anzukämpfen haben. Im öffentlichen Bewusstsein am besten bekannt sind Zugangsbarrieren zu öffentlichen Gebäuden, medizinischen Einrichtungen und Wohnhäusern oder Hindernisse bei der Benützung von öffentlichen Verkehrsmitteln.
„Abseits davon gibt es aber noch viele – nicht so sichtbare – Formen von Barrieren“, zeigt Soziallandesrätin Christine Baur auf: „Ich denke dabei beispielsweise an soziale Barrieren, wenn erwachsende Menschen mit Behinderung bevormundet oder wie Kinder behandelt werden oder kommunikative Barrieren, wenn Informationen nicht in verständlicher Sprache oder nur zum Lesen oder nicht zum Hören bereitgestellt werden“.

Nachholbedarf festgestellt

„Auch in Tirol sind wir von einer barrierefreien Gesellschaft, die gleichberechtigte Teilhabe für alle ermöglicht, noch weit entfernt“, stellt Baur klar: „Die kürzlich von der UNO für Österreich verfassten Handlungsempfehlungen zeigen dies einmal mehr sehr deutlich.“
Auf Grundlage einer Staatenprüfung zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen zeigt die UNO auf, wo Bund, Länder und Gemeinden ihre Maßnahmen im Sinne der Konvention anpassen müssen. „Ob im Bereich der Arbeit, der Unterstützung beim Wohnen, der selbstverständlichen Teilhabe an Freizeitaktivitäten oder dem gleichberechtigten und respektvollen Umgang auf Augenhöhe – alle Anstrengungen müssen zum Abbau von Barrieren beitragen und Schritt für Schritt zu einer inklusiven Gesellschaft ohne Ausgrenzung führen“, fordert Baur.
Aus diesem Grund wurde in Tirol ein Monitoring-Ausschuss zur Überwachung der UN-Handlungsempfehlungen eingesetzt. „Tirol ist übrigens eines der wenigen Bundesländer, das die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung in ihrem Regierungsübereinkommen festgeschrieben hat“, informiert Baur.

Prävention von Gewalt an Frauen mit Behinderung

Gerade in den Aktionstagen „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ vom 25. November bis 10. Dezember muss einmal mehr auf die Problematik der (sexualisierten) Gewalt an Frauen mit Behinderungen hingewiesen werden: Denn die UNO hat festgestellt, dass in der Behindertenpolitik in Österreich genderspezifische Aspekte zu wenig berücksichtigt sind – es gibt kaum spezifische Maßnahmen zur Prävention von Gewalt an Frauen mit Behinderungen bzw. sind Gewaltschutzeinrichtungen nicht auf die spezifische Lebenssituation von Frauen mit Behinderungen eingestellt.
Die Zahlen hingegen sind alarmierend:
Mädchen mit Behinderungen erleben in ihrer Kindheit und Jugend zwei- bis dreimal so häufig sexuelle Gewalt wie Mädchen ohne Behinderungen. Die Gewaltspirale setzt sich auch im Erwachsenenalter fort, denn erwachsene Frauen mit Behinderungen erleben doppelt so häufig wie nichtbehinderte Frauen körperliche Gewalt. Gehörlose Frauen und Frauen mit psychischen Beeinträchtigungen sind besonders stark betroffen. „Die schwierige Situation von Frauen und Mädchen mit Behinderungen ist mir schon lange ein Anliegen“, betont LRin Baur und verspricht: „Wir werden Barrierefreiheit und angepasste Beratungsangebote in Zukunft verstärkt berücksichtigen.“

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