Stanzer Wasserwaale mit uralter Tradition
Bewässerungssystem in Stanz funktioniert bis heute

Viel Wissenswertes konnte Stefan Nothdurfter (re) über das Waalsystem in Stanz berichten.
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  • Viel Wissenswertes konnte Stefan Nothdurfter (re) über das Waalsystem in Stanz berichten.
  • hochgeladen von Dr. Johanna Tamerl

STANZ (jota). In der Veranstaltungsreihe von Kunst & Kultur Zams steht das Thema „Wasser“ derzeit im Mittelpunkt. Michaela Thöni-Kohler, Miwa Burger und Christine Prantauer sind die Initiatorinnen und Organisatorinnen von KuKu. Fachvorträge von Experten über Gewässerökosysteme, Lesungen mit musikalischen Umrahmungen oder Besichtigungen des Wasserschlosses Zams stehen genauso am Programm wie eine Führung in Stanz am jahrhundertealten Wasserwaal durch Stefan Nothdurfter.
„Das Bewässerungssystem durch Wasserwaale in Stanz geht auf das 12. Jahrhundert zurück“, betont Stefan Nothdurfter, der seit Jahrzehnten Waalmeister und seit heuer Obmann der Wassergenossenschaft „Neuer Bach“ in Stanz ist. Daneben gibt es in dieser Gegend noch weitere Wassergenossenschaften wie „Alter Bach“ oder Genossenschaften von Grins. „Wasser bedeutet Leben und so erkannten die Menschen schon früh, dass auf diesem trockenen Gebiet eine Bewässerung für die Landwirtschaft und die Bevölkerung unumgänglich ist“, erklärt Nothdurfter, dem die Erhaltung dieser alten Bewässerungssysteme ein Herzensanliegen ist. Ursprünglich wurde im 12. Jhd. von der Urpfarre Stanz nur der Köterbach genutzt, später kamen der Grünbach bzw. Eibentaler dazu und im 15. Jhd. der Mühlbach. „Faszinierend ist, dass es eine Gerichtsurkunde von 1529 gibt, in der genau berechnet und geregelt wurde, wieviel Wasser genutzt werden darf. 34 Sekundenliter Wasser oder 25 l/m2 konnten die Stanzer nutzen und 500 Jahre später wurden wieder Berechnungen angestellt – mit demselben Ergebnis von 34 Sekundenlitern“, erklärt Nothdurfter die präzisen Berechnungen.
In einem 6,5 km langen Waalnetz werden in der Wassergenossenschaft „Neuer Bach“ 124 ha in Stanz bewässert. Der Hauptwaal und die Nebenwaale versorgen 157 Mitglieder mit 542 Grundparzellen. „In den einzelnen Grundstücken ist jeder Eigentümer dafür verantwortlich, dass die Wurzelwaale offengehalten werden und funktionieren“, so Nothdurfter über das ausgeklügelte Bewässerungssystem. In Piezen wird ebenfalls Wasser gesammelt und verteilt.
Ca. 10-20 Leute arbeiten regelmäßig an der Instandhaltung der Waale. „Ein Wasserhirte geht täglich ehrenamtlich die Waale ab, damit wir wissen, ob alles in Ordnung ist“, betont Nothdurfter. Bei den Instandhaltungsarbeiten wird genau auf die Mondphase geschaut. „Wenn man einen falschen Zeitpunkt erwischt, kann es sein, dass das Wasser verschwindet oder übergeht“, so Nothdurfter über uraltes, überliefertes Wissen. „Beim übergehenden Mond muss man Wasser graben, beim untergehenden Mond darf man das nicht!“
Bei der anschließenden Führung der Wasserwaale erklärte Nothdurfter die Bedeutung und Wichtigkeit dieser Bewässerungssysteme, die es verteilt noch im ganzen Land gibt. „Eine Nichtnutzung von zwei Jahren kann den Verfall des Wasserrechtes durch die Regulierungsbehörde, in diesem Fall die Bezirkshauptmannschaft, bedeuten“, weiß der Obmann der Wassergenossenschaft. „Unser Ziel ist es, mit Ressourcen möglichst schonend umzugehen und das Wasser zu erhalten!“

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