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Friederike Gösweiner mit „Regenbogenweiß“ in der Bücherei Zams

Friederike Gösweiner bei der Lesung am 20. Oktober 2022 in der Bücherei Zams aus ihrem Roman "Regenbogenweiß" | Foto: Bücherei Zams
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  • Friederike Gösweiner bei der Lesung am 20. Oktober 2022 in der Bücherei Zams aus ihrem Roman "Regenbogenweiß"
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Regenbogenweiß, oder Rainbow White, gibt es wirklich, nicht nur als ein in den Regenbogenfarben changierendes Weiß, sondern auch als in allen Farben schimmernden Roman. Und diesen, im heurigen Februar im Literaturverlag Droschl in Graz erschienen, brachte die Tiroler Autorin Friederike Gösweiner mit nach Zams, zu einer aus Mitteln der Büchereiförderung des Bundes geförderten Lesung der Bücherei Zams am 20. Oktober 2022.

Das Schreiben in die Wiege gelegt

Gösweiner entstammt einer Familie von leidenschaftlichen Deutsch-Lehrern – ihr Vater war vor rund 40 Jahren Deutsch-Professor von Büchereileiterin Sigrid Ehrlich an der HAK Schwaz, was für ein Zufall! – und fand in dem „mit Büchern vollgestopften Daheim“ schon früh ihre Berufung. Auch an die Räume der Stadtbibliothek, wo sie erste Leseerfahrungen machen durfte, denkt sie gerne zurück und betont bei der Lesung, wie gerne sie in Büchereien liest, inmitten von echten Lesern und einem reichhaltigen Sortiment unterschiedlicher Bücher. In Zams hätte sie auf die Schnelle gut und gerne mindestens 20 Bücher gefunden, die sie noch nicht gelesen hat, aber gerne lesen würde, verrät sie den Zuhörer:innen. Nach ihrem 2009 mit sub auspiciis (!) abgeschlossenen Studium in Innsbruck (Germanistik und Politikwissenschaft) arbeitet sie heute neben ihrer Autoren-Tätigkeit als Lektorin und Rezensentin.

Österreichischer Buchpreis für Debüt

Gösweiners erstes Buch „Traurige Freiheit“ aus dem Jahr 2016 erhielt damals den österreichischen Buchpreis Debüt und wurde 2017 als „Innsbruck-liest“-Buch einem größeren Publikum bekannt. Damals ging es um die Lebensrealitäten der „verlorenen“ Generation der Dreißigjährigen, den Ungewissheiten von Karriere, Liebe, Familie insbesondere im urbanen Umfeld, der Suche nach einem Platz in der Gesellschaft.

Ein Buch mit vielen Facetten

Sehr viel weiter greift da ihr neuer Roman, der wie schon sein Vorgänger auf persönlichem Erleben fußt, aber bewusst nicht autofiktional sein will. „Regenbogenweiß“, entstanden über mehrere Jahre, beginnt mit einem Ende, nämlich dem von Hermann, der plötzlich einem Herzinfarkt erliegt und Ehefrau und zwei erwachsene Kinder hinterlässt. Um die drei geht es dann in der Geschichte, darum, wie sie sich nach der Zeit der Trauer wieder in der Welt zurechtzufinden lernen, jeder in seinem persönlichen Universum, auf eigene Weise und doch gemeinsam.

Zeitlich verortet Mitte der 2010er Jahre lässt das Buch auch die gesellschaftlichen Veränderungen dieser Zeit nicht aus. Die Ankunft so vieler Flüchtlinge im Land, unbegleiteter Minderjährige, die (ehrenamtlicher) Betreuung bedürfen, gibt so auch der Witwe Marlene neuen Lebensinhalt. Sohn Bob, der mit dem sehr schwierigen Verhältnis zu seinem Vater hadert, muss die Zeichen der Zeit erkennen und miterleben, wie bei der Vergabe eines sicher geglaubten Jobs eine weibliche Konkurrentin ihm vorgezogen wird. Und Tochter Filippa schwankt zwischen ehrgeizigen Karrierezielen in Paris und traditionellem Familienwunsch.

Ganz unsentimental widmet sich Gösweiner in diesem Roman dem, was in unserer Gesellschaft meist totgeschwiegen wird, dem Verarbeiten des Todes eines nahestehenden Menschen, und sie macht dies auf bemerkenswerte Weise.

Warten auf neuen Roman

Friederike Gösweiner ist ein Name, den man sich merken muss.“, meint Günter Kaindlstorfer, Ö1 ex libris. Dieser Meinung schließen wir uns gerne an und sind schon sehr gespannt auf ihr neues Projekt – diesmal ein Liebesroman. Und so, wie sich Gösweiner dem Publikum in Zams präsentiert hat, dürfen wir uns wieder auf einen ganz besonderen Roman freuen, hoffentlich bald.

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