Wer rettet Beatrice Cenci?
Die Bühne zeigt ein grauenvolles Bild: Nackte tote Körper, in Glassärgen, übereinander geschichtet, werden über den Schauplatz gezogen. Berthold Goldschmidts Oper „Beatrice Cenci“, ein leichter Zwölftöner, findet bei den Bregenzer Festspielen die österreichische Erstaufführung. Das Stück basiert auf einer historischen Begebenheit aus dem 16. Jahrhundert.
Während es bei Carmen um einen Beziehungsmord geht, ist bei dieser Oper die Tötungsabsicht evident.
Der gottähnliche Graf Francesco Cenci führt ein schreckliches Regime. Seine Untaten lässt er von der Kirche gegen einen kleinen Land-Obolus saktionieren. Zwei seiner Söhne hat er hinrichten lassen - einfach so - aus Tötungslust. Auch die Tochter Beatrice ist vor ihm nicht sicher. Er vergewaltigt sie. Auf einem Fest, wo er sich huldigen lässt, enthüllt Beatrice vor den Gästen die Qualen, die sie, ihre Geschwister und die Stiefmutter erleiden müssen.
Der Prälat Orsino stellt die Ermordung des Grafen in den Raum. Und besorgt auch die Killer. Francescos Frau Lucrezia betäubt ihren Mann. Die Mörder haben freie Hand. Später, im Gerichtsverfahren, gestehen Lucrezia und Beatrice - unter Androhung von Folter - die Männer Marzio und Olimpio dazu angestiftet zu haben. Gnadengesuche weist der Papst zurück. Aus Kirchenhand wird den zwei Frauen der Schierlingsbecher gereicht. Ein Kerzenmeer lässt an die aktuellen Verbrechen im Zeichen eines fatalen Gottes erinnern.
Man wird gepackt von den Grausamkeiten. Angewidert von den Ausschweifungen sitzt man atemlos im Festspielhaus. Die Musik, die Handlung und die packende Regie lassen die Matinee zu einem besonderen Ereignis werden. Mit Ästhetik und ausdrucksstarker Musik führen Johannes Debus (Dirigent) und Johannes Erath (Regie) die Protagonisten - allen voran Christoph Pohl (Francesco Cenci), Dshamilja Kaiser (Lucrezia) und Gal James (Beatrice Cenci) - zu einer einzigartigen Aufführung.
Am 30.7. ist die Oper noch einmal zu sehen, wer sich morgen früh in den Railjet nach Bregenz setzt, hat noch Chancen, ein Ticket zu erhalten. Verfügbarkeit überprüfen.
Infos und Tickets. www.bregenzerfestspiele.com
Reinhard Hübl
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