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Bei "Wie im Himmel" gehts ziemlich irdisch zu

Ziemlich Turbulenzen im himmlischen Dorf | Foto: Erich Reismann
  • Ziemlich Turbulenzen im himmlischen Dorf
  • Foto: Erich Reismann
  • hochgeladen von Reinhard Huebl

Im Werk von Friedrich Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ wird eine junge Frau geschwängert und von Ihrem Freund verlassen, als Prostituierte gebrandmarkt und später durch Heirat mit einem reichen Ölmagnaten selbst eine reiche Lady. Sie kehrt in das Dorf zurück, wo ihr Schmach angetan wurde und setzt auf den Mann, der sie damals verstoßen hat, eine Million Kopfgeld aus. Das versetzt das verarmte Dorf in ziemliche Aufregung. Die Verlockung ist groß. Wer den damaligen Freund der Dame tötet, macht das Dorf und sich selbst reich. Anders als in Dürrenmatts Klassiker erzählt Kay Pollak in „Wie im Himmel“ (Theater in der Josefstadt) von einem Mann, der auszog, um Erfolg im Musikgeschäft zu haben. Das Dorf, seine Heimat, hinter sich lassend, wird er bald ein gefeierter Dirigent, der mit den Mächtigen auf du ist. Die Karriere wird durch einen Herzinfarkt jäh beendet. Er will nicht mehr der Getriebene sein, kein Büttel seines Terminkalenders, den seine Manager mit Terminen füllen. Er möchte Ruhe finden.

Die glaubt er durch die Rückkehr in sein Dorf zu erlangen. Scheu kommt er zurück, will nur zuhören, alleine sein. Anfangs ist er gar nicht begeistert, als ihm der Pastor die Stelle eines Kantors im Kirchenchor anbietet. Der sensible Künstler wagt sich aber dann doch an das ihm angebotene Projekt heran, vergessend, dass er vornehmlich zu sich selbst finden wollte. Der Kirchenchor, ein wenig ambitionierter Haufen von sympathischen Individualisten, denen die Proben ein willkommener Ort der Abwechslung ist, aber sie es mit dem Üben nicht ganz so ernst nehmen. Da wird getratscht, und ständig klingelt das Handy. Diesen Chaoten-Haufen soll er in eine zur Ehre Gottes hingebungsvoll singende Einheit formen? Musik ist mehr, als das Heruntersingen von Texten. Musik kann ein Ausdruck der Liebe sein - ein unschätzbares Gut. Um das zu erreichen, bedarf es aufmerksamer Zuwendung und genauer Vorbereitung. So wird der Chor, bevor er nur ein Lied singt, mit Atemübungen, Lockerungsübungen und anderen technischen Vorbereitungen auf den Gesang eingestimmt. Was zuerst für Verwirrung sorgt, wird bald zu einem inspirierenden Vorspiel auf etwas Größeres.

Die Frauenherzen fliegen dem Maestro zu, die Männer begeistert er mit seinem jovialen Wesen. Er will die Herzen der Menschen öffnen. All das passiert unter den Augen des immer misstrauischer werdenden Pastor, der – als sich seine Frau von ihm lossagt und sich auf einen emanzipatorischen Selbstfindungstrip begibt – vom Kirchenrat ein Placet für die Entlassung des Kantors einholt. Er befindet, dass der Dirigent seine Befugnisse überschritten hat, dass er Unruhe ins Dorf gebracht hat, eine Liebschaft mit einer Sängerin begonnen hat und außerdem unterlassen hat, sich dem Seelenheil der Gemeinde zu widmen. Dass er einen behinderten Jungen durch die Musik in die Gemeinschaft integriert und eine Sängerin zum selbstbestimmenden Verhalten gegenüber ihrem gewalttätigen Mann ermuntert hat, scheint in den Kopf des Geistlichen nicht eingedrungen zu sein. Sein Neid und Wüten bringt ihm nicht den erhofften Erfolg. Die vermeintliche Legitimation des beeinflussten Kirchenrates lässt die Chormitglieder kalt. Die Dorfmenschen sind anders geworden. Sie haben Lust und Freude, Neugierde auf Neues, Offenheit für Selbsterfahrung bekommen und legen ihre Ängste ab. Dankbar halten sie an ihrem Chorleiter fest. Es sind neue Lebensweichen gestellt. Der Kantor kann sich nun auch selbst geistig befreien und seine Liebe zur Chorsängerin eingestehen. Im himmlischen Schlusschoral finden alle zusammen, Musik ist Liebe, Musik ist Zusammenhalt, Musik ist Gemeinschaft.

Mir fallen zwei Parallelen zu Pollaks Werk ein, bei denen Musik ein wichtige Funktion hat. Barenboims jüdisch-palästinensisches Orchester kann zwar keinen Krieg verhindern, aber es ist ein zartes Pflänzchen für den Frieden, das durch die gemeinsam empfundene Begeisterung und eine Abkehr der gegenseitigen Ablehnung Auftrieb erhält. Im zweiten Fall benenne ich Claudio Abbado, der sich nach seiner Krankheit dem Konzertbetrieb entzog und in Luzern ein viel beachtetes Orchester gründete. Er brachte seine Vorstellung von Musik in die kleine Schweizer Stadt ein und schuf dort ein selbstbewusstes, erfolgreiches Musizieren.

Das Ensemble unter der Regie des Polen Janusz Kica zeigt in allen Phasen des Stückes eine vielbeachtete schauspielerische Leistung, die mit Standing Ovations belohnt wurde. Herausheben möchte ich: Christian Nickel als sensiblen Dirigent Daniel Daréus, Sona MacDonald als mit dem unsinnlichen Pfaffen (Michael Dangl) verheirate Frau, Therese Lohner als junges Mädchen, die sich den Dirigenten andient und später mit ihm das großes Glück findet, Matthias Franz Stein als Behinderten, der nur wenige Sätze zu sprechen hat, aber die mit Nachdruck und eindrucksvollem Gestus. Und Maria Köstlinger als Gabriella, die geprügelte Frau, die infolge des Aufbegehrens gegen die Misshandlungen ihres Mannes im Chor Unterschlupf findet, dort aufblüht, und zu einem Solovortrag eingeladen wird. Die Aufführung ist kurzweilig, lädt zum Schmunzeln ein und wirkt durch die befreiende, lebensbejahende Sichtweise nach.

Da wie dort, Dürrematt und Pollak, finden Menschen zur Veränderung, zur Öffnung, zur Befreiung von Zwängen.

Next: Wie im Himmel, 15.2.2014, 19,30 Uhr

Ticket per Internet oder www.josefstadt.org

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