Innere Stadt und Landstraße
Christoph Bacher ist der Bewahrer alter Schätze
Christoph Bacher, ein Händler antiker Kunst, weiß: Private Sammlerinnen und Sammler bewahren Objekte vor dem Vergessen.
WIEN/INNERE STADT/LANDSTRASSE. Schon immer haben sich die Menschen zwei große Fragen gestellt: Wo gehen wir hin und wo kommen wir her? Vor allem jene, die sich Letzteres fragen, kommen in Christoph Bachers Showroom aus dem Staunen nicht mehr heraus. Büsten, Figuren, Amulette und die ältesten Münzen der Menschheit gibt es hier zu bewundern. Christoph Bacher handelt mit Antiker Kunst.
Eigentlich war er als Journalist tätig. Ein besonderes Steckenpferd begleitet ihn aber seit seiner Jugend: "Ich habe schon immer gerne Kunst gesammelt", erzählt er. Sein Fokus fiel auf antike Kunst, als seine Kinder beim Urlaub in Panama plötzlich alte, spanische Münzen aus dem Meer fischten. Zum ersten Mal stellte sich Bacher die Frage: "Kann man Archäologie kaufen?"
Der Handel mit antiker Kunst
Wie sich herausstellte, kann man das sehr wohl. Allerdings zum damaligen Zeitpunkt kaum in Österreich. Als Bacher mit seiner Sammlung begann, musste er sich in der Schweiz, London und New York nach Objekten umsehen.
Dabei ist seine Leidenschaft auch hierzulande nicht neu: "In Österreich war der Handel mit antiker Kunst um die Jahrhundertwende sehr gefragt", erklärt Bacher, "Es gab große, bedeutende Sammlungen." Doch der letzte Händler war jüdisch, er und seine Sammlung wurden Opfer des Nationalsozialismus. Als Bacher im Jahr 2015 aus seiner Passion einen Beruf machte, war er einer der Ersten nach der Zwischenkriegszeit.
Begonnen hat er mit einem kleinen Geschäft am Stubenring 20 in der Inneren Stadt. Schmerzlich trennte er sich von seiner eigenen Sammlung, um dieses zu starten. Fast neun Jahre später hat er auch einen großen Showroom in der Unteren Viaduktgasse 55 im Dritten. Er ist einer der größten Händler antiker Kunst weltweit. Vor fünf Jahren wurde Bacher in die "International Association of Dealers in Ancient Art" (IADAA) aufgenommen. Weltweit gehören dieser nur 28 Galerien an. "Das ist eine große Auszeichnung für mich", erklärt Bacher, denn die IADAA folgt strengen Richtlinien. Die Echtheit eines jeden Stücks muss mit Dokumenten gewährleistet sein.
Handel ist notwendig
Das Sammeln und Handeln mit antiker Kunst sieht Bacher als Notwendigkeit. Den Vorwurf, dass die Objekte in ihr Heimatland gehören, kann Bacher nicht nachvollziehen. "Es ist absurd, zu sagen, die Stücke gehören in ihre Länder. Denn diese existieren heute nicht mehr", erklärt er. Das römische Reich, das Alexanderreich, das Habsburgerreich – alle hatten ganz andere Grenzen, als die heutigen Staaten.
"Wer den Handel verbieten will, zerstört die Objekte", so Bacher, "Museen zeigen nur einen Bruchteil ihrer Sammlungen, der Rest gerät in Vergessenheit." Durch private Sammler würden Stücke immer wieder in der Öffentlichkeit auftauchen. Aber kann man Besitzer von etwas sein, das so lange nach und vor einem selbst existiert? Bacher wählt einen anderen Begriff: "Der private Sammler ist ein Bewahrer."
Antike Kunst aus aller Welt
Wenn Bacher durch seinen großen Showroom führt, hat er zu jedem der oft Jahrtausende alten Objekte einiges zu erzählen. Viele seiner Stücke stammen aus dem alten Ägypten. So zum Beispiel ein "Ushebti" – eine Statuette, die in das Grab wohlhabender Verstorbener gegeben wurde. Wer reich war, hatte 365 von diesen Figuren in seiner Grabkammer. Die Grabdiener sollten für das Wohlergehen des Verstorbenen sorgen.
Auch eine circa 2.500 Jahre alte Osiris-Figur zeigt uns Bacher. "Das ist der schönste Osiris, den ich je hatte", schwärmt er. Besonders selten sind die ägyptischen Scheintüren. Davon gibt es nur eine Hand voll im Privatbesitz. "Sie haben einen Spalt, über welchen man mit dem Verstorbenen kommunizierte", erklärt Bacher.
Auch Objekte aus dem alten Rom und dem alten Griechenland gibt es hier viel zu finden. Eine griechische Vase erzählt die Lebensgeschichte eines Mannes. Er ist als junger Bub, Erwachsener und alter Mann dargestellt, und die Figuren lassen viele Symbole auf sein Leben schließen. Auch die griechische Siegesgöttin Nike ist auf der Vase zu sehen, denn in jungen Jahren hat der Mann seinen ersten Wettkampf gewonnen. Sein erwachsenes und altes Ich schauen auf diesen Moment zurück.
Die ältesten Münzen der Menschheit
Kompakt, aber sehr beeindruckend sind die Kroisos Gold- und Silbermünzen. Sie sind die ältesten Münzen der Welt. Kroisos war der König Lydiens und lebte circa 555 vor Christus bis 541 vor Christus. Bis heute gilt er als einer der reichsten Menschen, die je gelebt haben. Die Kroisosmünzen waren die Inspiration für Christoph Bachers Logo. Beide zieren ein Löwe und ein Bulle.
Die Galerie "Christoph Bacher – Ancient Art" befindet sich Am Stubentor 20 und hat Montag bis Freitag von 12 bis 19 Uhr sowie Samstag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Bachers Showroom in der Unteren Viaduktgasse 55 hat nach Vereinbarung unter der Nummer 0664/1168 324 geöffnet.
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