Patientinnenhilfsteam
Die Engelschar in der Klinik Landstraße
In der Klinik Landstraße muss kein Patient an den Feiertagen alleine sein. Dafür sorgen die Engel des Patientinnenhilfsteams.
WIEN/LANDSTRASSE. Glaubst du an Engel? Einige, so viel ist sicher, flattern durch die Stationen der Klinik Landstraße. Nur hier gibt es den gemeinnützigen Verein des Patientinnenhilfsteams. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlasten Patientinnen und Patienten mit Gesprächen, Besorgungen oder sind einfach nur für sie da. Damit die Freiwilligen den Patienten bestmöglich helfen können, gibt es Seminare, Schulungen und Sonderaktionen.
Silvia Rosspeintner ist neu im Team. Sie begleitet erfahrene Kolleginnen und Kollegen bei ihren Rundgängen. "Letzte Woche wurde ich ins kalte Wasser geschmissen", erzählt Rosspeintner. Zum ersten Mal war sie mit einem Patienten alleine. "Es war ein sehr langes, schönes Gespräch", erzählt sie stolz. Wie viele andere ist Rosspeintner durch eine Freiwilligenmesse zum Ehrenamt gekommen. "Jetzt bin ich seit fünf Wochen dabei und es gefällt mir sehr gut."
Neue Kraft schöpfen
"Ich gehöre zum Altbestand", lacht hingegen Christine Kammerstätter. Sie ist seit zwölf Jahren dabei und auf der Psychiatrie und Neurologie unterwegs. "Es ist so lohnend, wenn Patienten sich bei uns öffnen", sagt sie. "So schöpfen sie Kraft, um für ihre Angehörigen wieder stark sein zu können."
Die eigentliche Unternehmerin hatte schon immer eine soziale Ader. Wie Rosspeintner ist auch sie durch die Freiwilligenmesse auf das Patientinnenhilfsteam gestoßen. "Zu Beginn war ich noch scheu, weil ich dem Personal der Klinik nicht im Weg stehen wollte", erzählt sie heute. Inzwischen blickt sie auf viele Erfolgserlebnisse zurück.
"Da war einmal ein Patient, dem habe ich überhaupt nicht gepasst", so Kammerstätter, "Der hat sich aufs Bett gelegt und mir den Rücken zugekehrt." Da der Patient Russe war, wäre auch die Sprachbarriere ein Thema gewesen. Kammerstätter, die nach einem Gesprächseinstieg suchte, begann, ein bekanntes russisches Volkslied anzustimmen – da wurde der Patient hellhörig. "Am Ende haben wir gemeinsam gesungen, gelacht und Kasatschok getanzt", lacht sie heute.
Zeit für Zwischenmenschlichkeit
Sabine Fiedler ist seit knapp einem Jahr freiwillig tätig. Vor ihrer Pension arbeitete sie 29 Jahre lang in einem Spital. "Im Beruf hatte ich immer zu wenig Zeit, mich mit den Patienten zu beschäftigen", bedauert sie. Dass sie das jetzt nachholen kann, genießt sie sehr.
Wie auch damals in ihrem Beruf ist sie hier im Bereich der Chirurgie unterwegs. "Das gefällt mir, weil ganz verschiedene Patienten auf diese Station kommen", erklärt sie. Ihre Lieblingspatientin war eine 96-jährige Dame. "Ihr wurde der Vorderfuß amputiert, sie konnte kaum sehen und nur wenig hören", schildert Fiedler die Situation, und trotzdem habe die Patientin so viel Humor und so viel Lebensfreude ausgestrahlt. "Ich gehe immer voller Hochachtung und Demut über die Kraft der Patienten heim."
Die Kraft, mit der Patienten ihre Krankheit ertragen, verdient Bewunderung. "Ich bin froh, dass ich die Sachen nicht nach Hause nehme", so Hildegard Hufnagl-Brunner. Sie ist seit über einem Jahr in der Dermatologie unterwegs. Besonders schön findet Hufnagl-Brunner es, wenn auch das "starke Geschlecht" sich verletzlich zeigt. "Auch männliche Patienten öffnen sich nach etwas Zeit sehr", erzählt sie, "Wenn es mal so weit ist, sind sie nicht mehr zu stoppen."
Von der Krankheit ablenken
Da lacht besonders der Hahn im Korb der Engelschar: Raimund Leitner ist seit einem Jahr auf der allgemeinen Chirurgie unterwegs. Sein Antrieb: er wollte sich beruflich umorientieren und in den Sozialbereich einsteigen. Auch beim Roten Kreuz und beim Hilfswerk ist Leitner tätig, das Patientinnenhilfsteam liegt ihm aber besonders am Herzen.
"Ich finde es schön, die Menschen für einen Moment von ihrer Krankheit abzulenken und ihnen einfach Zeit zu schenken", sagt er. Auch den Austausch mit dem Stationspersonal findet Leitner sehr wichtig: "Man kann sich gegenseitig sehr gut Tipps geben und sich unterstützen."
Für Alexandra Forrester ist auf der Neurochirurgie unterwegs. Für sie ist die Arbeit mit Patienten eine gute Abwechslung, denn sie arbeitet an der UNO. "Es ist sehr wohltuend, mal nicht mit exakten Physikern zu reden", lacht sie. Sie liebt die Bodenständigkeit und die Authentizität, die das Ehrenamt fordert. "Es sind oft die kleinen Einfälle, die den Patienten und dem Personal helfen", sagt sie.
19 Jahre Ehrenamt
Am längsten im Team ist Elisabeth Scholz. Als sie selbst in der Klinik operiert wurde, erfuhr sie durch einen Flyer vom Patientenhilfsteam. "Das mach' ich, wenn ich in Pension gehe", dachte sich die damalige Ordinationshilfe. Inzwischen ist sie seit 19 Jahren ehrenamtlich tätig. Schöne Erinnerungen hat sie viele. "Ich finde es schön, wenn sich Langzeitpatienten freuen, wenn ich komme", so Scholz.
"Momentan haben wir 30 Ehrenamtliche im Einsatz", erzählt Gerlinde Kosits, die Leiterin des Patientenhilfsteams. "Vor der Pandemie waren es doppelt so viele." Deshalb sind helfende Hände und auch Spenden immer willkommen. Denn Ehrenamt ist zwar gratis, aber nicht kostenfrei.
Mehr Infos und wie man das Team unterstützen kann unter www.patientenhilfsteam.at. Das Patientinnenhilfsteam hat außerdem einen eigenen Podcast, den man sich hier anhören kann.
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