Sprachcafé Wien
Von Afghanistan in die Landstraße
Wahl-Landstraßer Mahmood Ahmadi setzt sich nicht nur im Dritten aktiv für seine Mitmenschen ein.
LANDSTRASSE. "Mir wurde sehr oft geholfen. Jetzt möchte ich etwas zurückgeben", sagt Mahmood Ahmadi. Der 21-Jährige ist regelmäßig in einem Sprachcafé tätig. Gemeinsam mit der ehemaligen Lehrerin Eva Schmid unterstützt er dort die Organisatoren tatkräftig. Geboren wurde Ahmadi in Ghazni, Afghanistan. Das Leben meinte es bisher nicht gut mit ihm, er ist gezeichnet von der Zeit des Krieges. Sprechen möchte er darüber nur ungern, er redet lieber über seine Zeit in Österreich. Vor über vier Jahren kam er nach Wien und hat sich im dritten Bezirk mittlerweile sehr gut eingelebt. "Ich mag die Gegend hier gerne, es ist eine gute Lage", sagt Ahmadi, der in der Nähe des Rochusmarkts lebt, in sehr gutem Deutsch. Bis zum Level B1 hat er es bisher gebracht.
Zeugnis voller Einser
In Wien machte der gebürtige Afghane seinen Pflichtschulabschluss nach und absolviert derzeit im zweiten Lehrjahr eine Lehre zum Installateur. "Das macht mir Spaß und ich würde auch gerne nach meinem Abschluss hier bleiben." Eine Jobgarantie gibt es allerdings nicht, doch sein Zeugnis spricht Bände – dort stehen nämlich nur Bestnoten, wie er stolz zeigt.
Seit geraumer Zeit ist er neben der Arbeit auch im Sprachcafé in Liesing tätig. Regelmäßig hilft er dort anderen Afghanen mit der deutschen Sprache und erledigt Tätigkeiten in der Küche, wie aufräumen oder abwaschen, oder was sonst an Arbeiten ansteht. "Egal ob im Sprachcafé, in der Arbeit oder der Wohnung – ich mache einfach gerne etwas", meint er. "Wenn keiner mithilft, funktioniert es ja nicht", erklärt er seine Motivation. Im Sprachcafé möchte Ahmadi sein Deutsch weiter verbessern, neue Leute kennenlernen, vielleicht sogar Freunde finden.
"Wir brauchen Facharbeiter"
Eva Schmid, die ebenfalls ehrenamtlich mithilft, ist begeistert von ihrem Kollegen. "Er ist uns eine große Stütze und hilft wirklich fleißig", erzählt sie. 15 bis 20 Leute sind wöchentlich im Sprachcafé, die meisten sind Afghanen. Es werden aber auch andere Sprachen wie Französisch oder Arabisch angeboten. "Mahmood hat ein sehr großes Gerechtigkeitsgefühl", so Schmid. "Er ist bis jetzt einen tollen Weg gegangen und hat viel geschafft", freut sie sich für ihn. Sie hofft, dass er auch nach Beendigung seiner Ausbildung in Wien bleiben darf. "Wir brauchen Facharbeiter. Es ist also auch im Sinne der Wirtschaft." Derzeit hat Ahmadi subsidiären Schutz – dieser läuft noch bis 2020. "Niemand verlässt gerne seine Heimat", gibt Schmid zu verstehen, "aber die Situation ist nun mal so."
Ahmadi hofft auch, dass er hier bleiben darf: "In Afghanistan müsste ich wieder ganz neu anfangen." Mit Rassismus hat er in Wien bereits des Öfteren zu tun gehabt. "Die Leute verallgemeinern hier leider", sagt er. "Aber ich rede mit ihnen und will ein positives Beispiel sein. Das kann Schmid nur bestätigen. "Mahmood ist pünktlich, verlässlich und verantwortungsbewusst." Das beweist er auch – Woche für Woche.
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