Das Puppentheater Lilarum in Coronazeiten
"Wir rechnen jeden Tag mit einer Schließung"
Das Puppentheater Lilarum hat etliche Maßnahmen getroffen um ihren Spielbetrieb aufrecht zu erhalten und sogar eine Corona-Stage ins Leben gerufen. Doch die steigenden Infektionszahlen und Appelle der Bundesregierung trüben den Optimismus.
LANDSTRASSE. Wo einmal 120 Stühle standen, sind es seit September 18 Sofas, die Familien und Besuchern aus dem gleichen Haushalt im Publikumssaal des Lilarum zur Verfügung stehen. Seit letzter Woche muss während des ganzen Stücks ein Mund-Nasenschutz getragen werden, Tickets können nur mehr online gekauft werden.
"Wir haben seit Corona definitiv mehr Aufwand", erzählt Andreas Moritz, seit 2004 bei Lilarum und sozusagen linke Hand der Direktion, "Früher haben die Leute Tickets einfach telefonisch reserviert, und wenn sie nicht gekommen sind war es halt so. Nun ist es ziemlich kompliziert mit den Online-Rückerstattungen." Auch Anfragen von den Besuchern bezüglich neuer Verordnungen kosten den Mitarbeitern viel Zeit.
Besonders schade findet Moritz, dass ein interaktives Programm mit den Kindern nicht umgesetzt werden kann: "Normalerweise dürfen sie sich in den Pausen im Saal bewegen, nach den Vorstellungen können sie die Puppen aus nächster Nähe bestaunen – das ist nun alles nicht möglich".
Die Corona-Stage
Am Theater ist man allerdings froh, dass die insgesamt 15 Mitarbeiter während der Krise behalten werden konnten; sie sind alle in Kurzarbeit. Dadurch haben sich die Spielzeiten verkürzt – bis November wurde das Vormittagsprogramm eingestellt und jeweils zwei Vorstellungen täglich finden jeden Freitag bis Sonntag statt.
"Durch die freiwerdenden Tage hatten wir die Idee für eine Corona-Stage", erzählt Moritz. Freischaffende Künstler, denen die Auftritts- und damit die Verdienstmöglichkeiten weggebrochen sind, können nun das Lilarum für Gastspiele nutzen. Den Auftakt macht die Gruppe "Die Kurbel" mit einem besonders originellen Stück: In "Drei Zentimeter" erzählt der Puppenspieler Fabricio Ferrari die Geschichte der Freundschaft zwischen Tiri und Tabiri und lässt Bilder und Figuren mithilfe von Maßstäben in unterschiedlichen Größen und Farben entstehen.
Die Künstler bekommen ein Fixum bezahlt und einen Teil der Einnahmen. "Ein Gewinn ist dieses Konzept für uns nicht, aber wir geben Spielern eine Möglichkeit aufzutreten, Geld zu verdienen und gleichzeitig können wir unsere Betriebskosten zum Teil decken", so Moritz.
Große Verunsicherung
Nun stellt sich die Frage, wie lange die Corona-Stage aber überhaupt bestehen wird, denn am Samstag sollen neue Corona-Maßnahmen für Österreich präsentiert werden und wenn man den Vergleich mit Deutschland zieht, könnte auch hierzulande der Kunst-und Kulturbetrieb heruntergefahren werden. "Wir rechnen jeden Tag damit, dass wir zusperren müssen, die Stimmung im Team ist getrübt", so Moritz.
Eine Schließung des Lilarum würde alle hart treffen: "Den Hauptumsatz des ganzen Jahres machen wir über den Herbst und Winter. Der November ist bereits ausverkauft. Wir wollen nicht jammern, denn es geht allen in der Szene gleich. Mit den Förderungen und durch die Kurzarbeit können wir es vielleicht schaffen, aber schöne Zeiten werden das nicht", so Moritz.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.