Kritik wegen Intransparenz
"Nein" zur Wien-Holding-Arena in Neu Marx
Es ist ein Mega-Projekt und doch sind zuständige Stellen zurückhaltend mit Informationen. Eigentlich müsste der Bau der Eventhalle in Neu Marx schon in vollem Gange sein. Stattdessen herrscht Unklarheit und Kritik über die Zukunft und Nutzung des Gebiets.
WIEN/LANDSTRASSE. Als "völlig intransparent" bezeichnet Links-KPÖ den Prozess rund um die geplante Eventhalle in Neu Marx. Das Projekt steht seit 2020 fest; gebaut werden soll voraussichtlich ab 2026 – vorausgesetzt man findet einen Investor. Denn zuletzt wurde dieses Jahr im Jänner eine EU-weite Suche nach einem strategischen Partner für die tatsächliche Projektumsetzung, also Bau, Betrieb und Finanzierung, gestartet. Konkretes Ergebnis gibt es noch keines.
"Abgeschlossen werden soll das Verfahren voraussichtlich Ende 2022. Im Vergabeverfahren werden die Kosten des Arena-Projekts abgefragt und verhandelt. Auch der konkrete Zeitplan für Baubeginn und Fertigstellung wird gemeinsam festgelegt", heißt es dazu seitens der Wien Holding. Expertinnen und Experten rechnen mittlerweile mit Kosten von einer Milliarde Euro.
Im 3. Bezirk regt sich nun immer mehr Kritik: "Der Prozess für das Projekt ist völlig intransparent, die Einbindung von Anrainerinnen und Anrainern und auch des Bezirks ist nicht vorhanden", erklärt Daniel Harrasser, Bezirksrat von Links-KPÖ in der Landstraße. Er bemängelt nicht nur die fehlende Einbindung, sondern auch ein fehlendes Verkehrskonzept sowie das zwangsläufige Ende der Zwischennutzungsprojekte auf dem Areal.
Ein Projekt im "Dornröschenschlaf"
Im Februar 2021 haben die LINKS-KPÖ-Bezirksräte Daniel Harrasser und Susanne Empacher im 3. Bezirk einen Antrag für mehr Transparenz, Einsicht in den Planungsprozess und eine öffentliche Informationsveranstaltung für alle Menschen im Grätzl und Bezirk gestellt. Der Antrag wurde auch mehrheitlich im Bezirksparlament angenommen. Eine Antwort von Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) vertröstete den Bezirk aber auf einen späteren Zeitpunkt. "Diese Informationsveranstaltung hat bis heute nicht stattgefunden. Selbst wenn die Planungen noch laufen, über einen Ist-Stand kann man immer berichten, aber das passiert nicht", kritisiert Links-KPÖ-Bezirksrätin Susanne Empacher.
Bei der vergangenen Landstraßer Sitzung im September stellte Links-KPÖ eine erneute Anfrage zu diesem Thema. Die Antwort von Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SPÖ): "Die Arena befindet sich im Dornröschenschlaf. Es gibt derzeit keine Gespräche." Zwei Wochen später heißt es nun aber aus seinem Büro, dass man mit der Stadt im Gespräch sei und derzeit über die Punkte der Finanzierung und Errichtung verhandelt werden. Auch an einem Verkehrskonzept werde gearbeitet. Einen endgültigen Plan oder Ergebnisse gibt es aber noch nicht.
Seitens der Wien Holding verweist man darauf, dass sobald der strategische Partner feststeht und die konkreten Planungs- und Genehmigungsprozesse zu laufen beginnen, auch die Informationsarbeit intensiviert werde. "So wird es entsprechende Informationsveranstaltungen geben um früh- und rechtzeitig über die Fortschritte des Projekts die Anrainer*innen und die Bevölkerung am Laufenden zu halten. Bedenken und Ängste aufgrund des Neubaus nehmen wir natürlich ernst. Deshalb werden wir aktiv den Kontakt zur Bevölkerung suchen", erklärt der Konzernsprecher Wolfgang Gatschnegg.
Das Aus für Zwischennutzungsprojekte
Über die Jahre sind in Neu Marx selbstorganisierte Initiativen entstanden, die die graue Betonwüste mit Leben und Grün füllen: ein Skaterpark, ein improvisierter Basketballcourt und selbstverwaltete Gemeinschaftsgärten. "Diese Projekte, von unten gewachsen, zeigen auf, wie öffentliche Freiflächen am besten genutzt werden können: nicht-kommerziell, offen für alle, selbstverwaltet. Der Skandal besteht darin, dass diese Initiativen wohl bald einem kommerziellen Großprojekt weichen müssen", kritisiert Harrasser.
"Da die Klärung der Finanzierung noch nicht abgeschlossen ist und das tatsächliche Ausmaß noch eruiert werden muss, ist der Status der Zwischennutzungsprojekte noch ungewiss", heißt es aus dem Büro des Bezirksvorstehers. Aktuell sei Hohenberger aber auf der Suche nach geeigneten Orte im 3. Bezirk, wo die Sportanlagen und Gemeinschaftsgärten untergebracht werden können.
Links-KPÖ hofft auf ein Umdenken
Für Links-KPÖ stellt sich aber weiter die Frage, wie es mit der Eventarea und dem Areal in Neu Marx weitergehen soll. Ursprünglich war hier ein sogenannter "Masterplan" mit einem Ideenwettbewerb vorgesehen, gestartet hatte man schon im Jahr 2016. Dann wurde plötzlich die gesamte Planung über Bord geworfen und stattdessen das Vorhaben einer Event-Halle präsentiert.
"Was ist, wenn die Stadt keinen Investor für ihre Halle findet? Denn aktuell sieht es fast danach aus", fragt sich Harrasser. Er hofft, dass es vielleicht dann doch noch eine Chance auf ein Bürgerbeteiligungsverfahren und einen partizipativen Prozess zur Gestaltung des Stadtteilgebiets in St. Marx gibt.
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