Damit das Popscherl bequemer sitzt
Die Wiener haben kein Geld. Zumindest zu wenig, wie man aus dem Volksmund hört - ich zitiere ORF-„Schauplatz“. Gut, die Raunzerei zeichnet den Wiener aus. Warum sollte es bei den Theatern anders sein. Sie – die DirektorInnen - lassen vor der Politik die Hosen/Röcke runter, aber der Esel spuckt kein Geld aus. Egal, ob die Qualität darunter leidet oder nicht. Der Herr Minister ist verbindlich, wohlerzogen, kulturbeflissen, aber zum Verteilen hat er nix.
Nun ja, „ka Geld, ka Musi“ wäre Selbstaufgabe. Das Team um Michael Schottenberg, Direktor des Volkstheaters, lässt sich immer etwas Neues einfallen, um die Finanzmisere zu mildern. Als erschwerend kommt hinzu: Das Volkstheater muss komplett saniert werden. Abgesehen davon, dass es ein kulturhistorisches Kleinod ist, mit dem man sehr sorgsam umgehen muss, sind die Dinge des täglichen Bedarfs – sagen wir mal – dem Standard des 21. Jahrhunderts anzupassen. Waren Sie vielleicht in der letzten Zeit im Volkstheater und vielleicht dort auch auf der Toilette? Ehrlich, da lachen einem die Fliesen aus der Kreisky-Ära entgegen.
Der Zuschauerraum bräuchte dringend eine Aufpolierung . Der Herr Direktor verkauft Sessel, richtige Theaterstühle, gepolstert, fein herausgeputzt, aus Plüsch. Natürlich nur virtuell. Jeder edle Spender darf sein Namensplättchen auf einem renovierten Sessel montieren lassen. Und das geht laut Pressetext so: „Um € 350,- (einmalig) erhalten Sie die Patenschaft für einen neuen Theatersessel, und zwar für die Dauer von 7 Jahren. Ihr Beitrag kommt zu 100 % dem Volkstheater zugute. Ihr Name wird mittels Plakette auf dem neuen Sessel angebracht. Da der Sesseleinbau auf Rang-Ebene erst in der spielfreien Theaterpause im August 2015 durchgeführt wird und Sie somit theoretisch noch ein paar Monate auf die Platzierung Ihrer Namensplakette warten müssten, bieten wir folgendes an: Sie können gerne „Ihren“ Theatersessel bereits jetzt im Erdgeschoss oder auf Balkon-Ebene aussuchen, wo die Theatersitze bereits renoviert sind. Als Text für die Plakette können Sie entweder Ihren Namen oder gerne auch einen zweizeiligen kurzen Wunschtext (ca. 17 Zeichen pro Zeile) bestimmen.“ Zum Beispiel so: „Der Popsch ist warm und ich bin arm“. Das sind mehr als 17 Buchstaben, aber so ähnlich könnten Laiendichter reimen.
Also zücken Sie Ihre Geldtasche, damit Sie – wenn Sie ins Volkstheater gehen – bequemer sitzen. Und wenn Sie nicht ins Volktheater gehen – was natürlich als schwerer Fehler klassifiziert wird – dürfen Sie trotzdem den Klingelbeutel benützen. Der Segen von Schottenberg ist Ihnen sicher.
Näheres über die Spendenaktion und das Programm finden Sie unter www.volkstheater.at
RH
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.