25 Jahre Frantschach-St. Gertraud
17 Stimmen gaben damals den Ausschlag

Der erste Gemeinderat der frischgebackenen Gemeinde Frantschach-St. Gertraud 1997.
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  • Der erste Gemeinderat der frischgebackenen Gemeinde Frantschach-St. Gertraud 1997.
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Vor 25 Jahren spaltete sich Frantschach-St. Gertraud von der damaligen Großgemeinde Wolfsberg ab.

Bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts war im Lavanttal beinahe jedes Dorf eine eigenständige Gemeinde. Das galt auch für Gösel, Kamp und Wölch, die erst zwischen 1954 und 1963 erstmals zur Gemeinde Frantschach-St. Gertraud zusammengeschlossen wurden. Die Eigenständigkeit währte jedoch nicht lange, denn bei der Gemeindereform 1973 wurde Frantschach-St. Gertraud zur Großgemeinde Wolfsberg eingemeindet. Von Beginn an gab es aber Bewohner, die damit nicht einverstanden waren und die sich im Rahmen eines Rückgemeinderkomitees zu organisieren begannen. Federführende Köpfe waren zum Beispiel Hans Zarfl, Josef Messner und Ingrid Hirzbauer.

Gespaltene Bevölkerung

Am 5. Mai 1991 wurde die Bevölkerung schließlich aufgerufen, über die Abtrennung von Wolfsberg zu abzustimmen. Das Ergebnis zeigt, wie sehr das Thema die Gesellschaft in Frantschach-St. Gertraud gespalten hat: 50,66 Prozent stimmten für die Wiederverselbstständigung, nur 17 Stimmen waren das Zünglein an der Waage. „Egal, wo man hinging, es wurde damals über kein ein anderes Thema gesprochen“, weiß Ingrid Hirzbauer, die der Gemeinde in Folge als Bürgermeisterin vorstehen sollte. „Die Frantschach-St. Gertrauder fühlten sich von Wolfsberg ungerecht behandelt“ Auch der heutige Bürgermeister Günther Vallant erinnert sich: „Das war eine Spaltung, die das ganze gesellschaftliche Leben durchzog, von der Feuerwehr bis hin zur eigenen Fraktion.“

Der damals 20-jährige Günther Vallant auf der Wahlbroschüre der SPÖ. Weil sich die SPÖ gegen die Rückgemeindung aussprach, stellte sie keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten.
  • Der damals 20-jährige Günther Vallant auf der Wahlbroschüre der SPÖ. Weil sich die SPÖ gegen die Rückgemeindung aussprach, stellte sie keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten.
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Pro und contra Abspaltung

Grund dafür war einmal mehr das liebe Geld. Die Papierfabrik war auch in der damaligen Großgemeinde Wolfsberg der größte Kommunalsteuerzahler – darum war Wolfsberg bis zum Schluss bestrebt, die Abspaltung zu verhindern. Gegner der Verselbstständigung argumentierten, dass man als eigenständige Gemeinde auf viel Geld aus Ertagsanteilen des Bundes verzichten würde und man alleine nicht lebensfähig wäre. Befürworter der Eigenständigkeit wiederum meinten, dass das Geld, das in die Wolfsberger Stadtkasse floss, überall anders investiert wurde – nur eben nicht in Frantschach-St. Gertraud. „Es floss kaum Geld zu uns. Unsere Straßen wurden nicht saniert, es wurden keine Wohnungen gebaut, es gab keinen Dorfplatz“, erinnert sich Vallant. „Hätte Wolfsberg ab Mitte der 80er-Jahre begonnen, im Ort zu investieren, wäre die Befragung sicher zugunsten der Großgemeinde ausgegangen.“

Erste Schritte

Von der Volksbefragung bis zur Erlangung der Selbstständigkeit vergingen weitere sechs Jahre, in denen es Frantschach-St. Gertraud nicht leicht hatte. Weil ohnehin klar war, dass sich die Gemeinde abspalten würde, floss kaum noch Geld in den Ort. Am 1. Jänner 1997 wurde Frantschach-St. Gertraud wieder selbstständig, in Person von Ingrid Hirzbauer wurde von der Kärntner Landesregierung vorläufig eine Regierungskommissärin eingesetzt. Mit Margot Baier nahm eine erste Gemeindebedienstete ihre Arbeit in Frantschach-St. Gertraud auf. Sie wurde vom AMS vermittelt und war bis zu ihrem Ruhestand im Jahr 2020 die gute Seele des Gemeindeamts.“

Margot Baier (3. von links) war die erste Gemeindemitarbeiterin in Frantschach-St. Gertraud und trat 2020 ihren Ruhestand an.
  • Margot Baier (3. von links) war die erste Gemeindemitarbeiterin in Frantschach-St. Gertraud und trat 2020 ihren Ruhestand an.
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Erste Wahl

Die erste Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl fand am 9. März statt. Davor spielten sich turbulente Szenen ab. Knapp drei Wochen vor der Wahl spaltete sich Ingrid Hirzbauer von der Liste der Rückgemeinder mit Spitzenkandidat Josef Messner ab. „Ich hätte mir zumindest erwartet, bei den Rückgemeindern auf zweiter Stelle gelistet zu werden, doch aufgrund der vorangegangenen Gespräche hatte ich nicht den Eindruck, dass das passieren würde. Also bin ich ins kalte Wasser gesprungen und habe meine eigene Liste gegründet“, so Hirzbauer. Der Schachzug war ein Erfolg: In der Bürgermeisterwahl kam es zu einer Stichwahl zwischen Hirzbauer und Messner, die Hirzbauer mit 60,4 Prozent gewann. Im Gemeinderat holte ihre Liste fünf der 23 Mandate (7 Mandate SPÖ, 4 Mandate FPÖ, 7 Mandate Rückgemeinder).

Die Rückgemeinder mit ihrem Spitzenkandidaten Josef Messner (vorn, Mitte).
  • Die Rückgemeinder mit ihrem Spitzenkandidaten Josef Messner (vorn, Mitte).
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Nur drei Wochen vor der Wahl verließ Ingrid Hirzbauer die Liste der „Rückgemeinder“ und ging mit einer eigenen Namensliste an den Start.
  • Nur drei Wochen vor der Wahl verließ Ingrid Hirzbauer die Liste der „Rückgemeinder“ und ging mit einer eigenen Namensliste an den Start.
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Bescheidene Anfänge

Bis die neu gegründete Gemeinde ihre Arbeit aufnehmen konnte, vergingen allerdings noch Monate. „Wir hatten fast nichts“, fasst Hirzbauer zusammen. „Es dauerte bis in den Sommer hinein, bis wir überhaupt das einmal das Personal für den Aufbau einer Verwaltung beisammenhatten.“ Hirzbauer blieb zwölf Jahre lang Bürgermeisterin. 2009 verlor sie in der Stichwahl gegen Günther Vallant mit 51 Stimmen Unterschied. Sie bekleidete weitere sechs Jahre das Amt der Vizebürgermeisterin und wurde 2015 zur Ehrenbürgerin ernannt.

Bürgermeisterin Ingrid Hirzbauer (eigene Liste) mit dem damaligen Vizebürgermeister Wilhelm Krejza (SPÖ)
  • Bürgermeisterin Ingrid Hirzbauer (eigene Liste) mit dem damaligen Vizebürgermeister Wilhelm Krejza (SPÖ)
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Markgemeinde

Mit 1. Juli 2001 wurde der Gemeinde Frantschach-St. Gertraud vom Kärntner Landtag in „Anerkennung der wirtschaftlichen Entwicklung und der weit über die Grenzen der Gemeinde hinausreichenden zentralörtlichen Bedeutung“ das Recht zur Führung der Bezeichnung „Marktgemeinde“ verliehen. Der Weg Frantschach-St. Gertrauds in die Selbstständigkeit war ein Erfolg: „Würde man heute noch einmal die Bevölkerung dazu befragen, ob die Markgemeinde eigenständig bleiben sollte, würden über 90 Prozent dafür stimmen“, ist Bgm. Günther Vallant sicher.

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