Lavanttal
Die Biber sind wieder in Wolfsberg unterwegs
In der Lavant haben sich direkt unter der Packer Bundesstraße ein oder auch mehrere Biber angesiedelt.
WOLFSBERG (tef). Nach mehr als hundert Jahren ist ein alteingesessener Bewohner des Lavanttals wieder zurück. Die meisten Wolfsberger bemerkten es bisher nicht, aufmerksamen Beobachtern ist es aber nicht entgangen, dass mehrere – wahrscheinlich aber nur ein Biber – gerade dabei ist, sich im Bereich der Wolfsberger Lavantbrücke unter der Packer Bundesstraße (B70) häuslich einzurichten.
Spuren sind eindeutig
Angeknabberte Erlen und die Stümpfe junger Weiden mit den charakteristischen Bissspuren sind die untrüglichen Zeichen, dass ein zugezogener Nager gerade dabei ist, sein Revier abzustecken. Das bestätigt auch die Wildtierökologin von der Abteilung für Land- und Forstwirtschaft beim Land Kärnten Patricia Graf: "Nach der Spurenlage mit den erst vor Kurzem gefällten Weichhölzern und den sogenannten ,Biberrutschen‘, also den deutlich sichtbaren Stellen, an denen der Biber das Wasser bevorzugt verlässt, lässt darauf schließen, dass es ein von den Alttieren vertriebener Jungbiber ist. Wahrscheinlich ist er im vergangenen Herbst erstmals an dieser Stelle aufgetaucht."
Sichere Zuflucht
Einen klassischen Biberdamm hat er bislang nicht gebaut. "Vermutlich lebt er untertags in einem Biberkessel. Dabei befindet sich der Eingang natürlich auch unter Wasser und eine kurze Röhre führt in seine Behausung", klärt die Kärntner Biberbeauftragte auf. Unter Wildtierökologen gilt das eindrucksvolle, bis zu 30 Kilogramm schwere Nagetier (Castor fiber) als eine wertvolle Schlüsselart, die mit ihren Aktivitäten Flussabschnitte "renaturiert". Davon profitieren neben vielen Wasservögeln auch seltene Fischjäger wie der Eisvogel oder die unterschiedlichsten Jungfischarten, die sich erfolgreicher vor ihren Feinden verstecken können.
Kein Problem
Wenig Bedenken hat deshalb auch der Inhaber der Fischereirechte in diesem Lavantabschnitt Anton Henckel-Donnersmarck: "Generell stört der Biber die Fischerei nicht, da er sich ja nicht von Fischen ernährt. Ein Biber ist mir wesentlich lieber als der Fischotter, der unsere Gewässer sehr stark in Mitleidenschaft gezogen hat." Um bei Problemen mit dem Hochwasserschutz, bei betroffenen landwirtschaftlichen Flächen oder anderen problematischen Schäden rechtzeitig eingreifen zu können, hat das Land Kärnten einen Stufenplan entwickelt. Dieser reicht von präventiven Maßnahmen über das Einzäunen von Bäumen bis zur Entfernung von Biberdämmen.
Worst case
Nur im Extremfall ist darin die Entnahme eines Tieres vorgesehen. Außerdem können Biber-Schäden nach Begutachtung durch Patricia Graf aus dem Kärntner Wildschadensfonds abgegolten werden. Im Unterschied zu den Bibern in der Donau und ihren Zuflüssen, die von Naturschützern in den 1970er und 1980er Jahren wieder angesiedelt wurden, wanderten die "Kärntner Biber" ziemlich sicher aus Kroatien ein. 2019 zählten die Wildtierökologen im Lavanttal fünf Reviere und 19 Individuen. Mit ein bisschen gutem Willen könnten auch die Wolfsberger künftig stolze Besitzer eines Biberreviers sein.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.