Motorsport
Dieser St. Pauler schlich sich bei 500 Rennen "backstage"

- Manfred Marini präsentiert zwei seiner größten Schätze, einen 1975 Opel Manta A und einen 1968er Matra F1.
- Foto: RegionalMedien
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Jahrzehntelang schlich sich der St. Pauler Manfred Marini als Pressefotograf getarnt in Motorsportveranstaltungen. Sein Fotoarchiv, aber auch seine Sammlung an Modellautos, ist einzigartig.
ST. PAUL. Die 1970er-Jahre waren eine wilde Zeit – auch im Motorsport. Nicht nur waren die Fahrerkabinen aus brüchigem Aluminium, was oft tragische Unfälle zur Folge hatte, auch war das Securitypersonal bei Motorsportveranstaltungen oft heillos überfordert. Dies kam einem damals blutjungen Lavanttaler Motorsportfan entgegen: Manfred Marini war mit 17 Jahren bei seinem ersten Formel 1 Grand Prix dabei, viele weitere sollten folgen. Seine Helden waren große Namen wie Jochen Rindt, Mario Andretti, Jackie Stewart, Niki Lauda und Jo Siffert. „Ich bin mit Benzin im Blut aufgewachsen. Meine Eltern hatten eine Autowerkstatt in Wolfsberg, wo heute der Billa Nord steht“, erinnert sich der heute 70-Jährige.

- Schnappschuss von 1976 am Österreichring (heute Red Bull Ring).
- Foto: Privat
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Bei 500 Rennen dabei
Zum Fotografieren kam er durch Zufall: „Mein Vater drückte mir die Kamera in die Hand und meinte: ‚Wenn du irgendwo nahe herankommst, mach Fotos‘.“ Das ließ sich Manfred nicht zweimal sagen. Mit einer roten Rennjacke von Ferrari und der Kamera um den Hals spazierte er mir nichts, dir nichts ins Fahrerlager und alle anderen Bereiche, in die man als Normalsterblicher nicht hinkommt. Seine Idole traf er alle persönlich, durfte Aufnahmen aus nächster Nähe machen und bediente sich mehr als einmal am Catering. „Niemand wäre jemals auf die Idee gekommen, dass ich hier überhaupt nichts zu suchen hatte. Ich war bei sicher 500 Rennen als falscher Pressefotograf dabei“, lacht Manfred.

- Ein selbstgemachtes Foto des schwedischen Rennfahrers Ronnie Peterson (1944-1978)
- Foto: RegionalMedien
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Hübschere Mädels als in der Disco
Während seine Freunde wochenends lieber in die Disco gingen, zog es Manfred zum Österreichring (heute Red Bull Ring), zum Hockenheimring und zum Nürburgring. „Dort habe ich auch die viel hübscheren Mädels kennengelernt als zuhause in der Disco“, erinnert sich Manfred, der auch zugibt, sich einmal der Hilfe eines Seitenschneiders bedient zu haben, um sich noch vor Sonnenaufgang ins Gelände zu schleichen. „Heute wäre das alles überhaupt nicht mehr möglich“, ist er sicher. Immerhin: Bis weit in die 1990er-Jahre zog Marini seine Masche durch.

- Im oberen Stock seines Eigenheims in St. Paul hortet Manfred Marini seine umfangreiche Foto- und Modellautosammlung.
- Foto: RegionalMedien
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Wandelndes Lexikon
Über die Jahre hat Marini einen riesigen Schatz an raren Fotos angehäuft. Er gilt als wandelndes Motorsport-Lexikon, kann die Meister jedes Jahrgangs auswendig aufzählen. „Es ist schon tragisch, dass die damaligen Helden fast alle bei Unfällen ums Leben kamen. Oft habe ich sie kurz vorher noch fotografiert“, blickt Manfred zurück.

- Beim Modellbau braucht. man ein ruhiges Händchen.
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Kein Unbekannter in der Szene
Heutzutage lässt er es ruhiger angehen: Sein Herz schlägt für den Modellbau. Über 100 Bausätze hat er bereits fertiggestellt. Viel Geduld und eine ruhige Hand sind dafür vonnöten. „Ich baue nur 30 Minuten pro Tag. Dann lässt die Konzentration merklich nach“, erklärt Marini. Sein größter Modellbau-Stolz ist ein Matra F1 mit Baujahr 1968, der besonders viel Feinarbeit erforderte. Immer wieder verschlägt es andere Motorsportfans nach St. Paul, wo sie sich von der umfangreichen Sammlung beeindrucken lassen. Und auch unter den Fahrern ist Manfred kein Unbekannter mehr: Von Alexander Wurz erhält er jedes Jahr zum Geburtstag eine Autogrammkarte.

- Manfred Marini mit Bianca Steiner, die wohl bekannteste österreichische Motorsportlerin.
- Foto: Privat
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Keine Helden mehr
Die heutige Rennszene verfolgt Manfred zwar noch, doch viel kann er ihr nicht mehr abgewinnen: „Die alten Piloten waren echte Helden, die jetzigen sind zum Großteil nur noch Showstars. Früher war alles abenteuerlicher und auch gefährlicher“, meint der St. Pauler.
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