Spritpreishammer
Immer weniger Frequenz an heimischen Tankstellen
Unter den hohen Spritpreisen leiden nicht nur Autofahrer, sondern auch Tankstellenbetreiber. Besonders jene in Grenznähe.
LAVANTTAL. Die Lagerhaus-Tankstelle in Lavamünd ist die südlichste und grenznaheste Tankstelle im Lavanttal. "Seit die slowenische Regierung die Spritpreise reguliert hat, führt das wieder zu verstärktem Tanktourismus ins Nachbarland", berichtet Spartenleiter Gerald Pucher. "Wir müssen einen Rückgang in Höhe von 28 bis 32 Prozent hinnehmen. Seit Einführung der CO2-Bepreisung im Oktober hat sich das noch weiter intensiviert."
Kaum Spielraum beim Preis
Der tatsächliche Spielraum bei der Preisgestaltung sei laut Pucher äußerst gering. "Der Preis setzt sich vornehmlich aus Steuern und Abgaben zusammen. Als Tankstellenbetreiber müssen wir zusätzlich auch Börsenschwankungen abfedern, die vor allem seit Ausbruch der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine einem starken Auf und Ab ausgesetzt sind. Dazu kommen noch erhöhte Personal- und Energiekosten."
Umsatzrückgang überall
Am Sprit selbst verdient man nur wenig - die Gewinnmargen liegen im einstelligen Centbereich pro Liter. Direkte Konsequenz der fehlenden Frequenz an der Zapfsäule sind aber auch sind ausbleibende Käufe in den angeschlossenen Shops. So betreibt das Lagerhaus Lavanttal in Lavamünd auch einen Haus- und Gartenmarkt sowie einen Baustoff- und Agrarbereich, Hauptfrequenzbringer am Standort ist allerdings die Tankstelle. "Daher spüren wir den Umsatzrückgang durch die ausbleibenden Tankkunden quer durch das gesamte Sortiment", so Pucher. "Die ausgeweiteten Öffnungszeiten der Geschäfte, vor allem an den Wochenenden und Feiertagen, sind nicht mehr kostendeckend. Daher werden wir sie ab 1. November einschränken. Die neuen Öffnungszeiten findet man unter www.lagerhaus-lavanttal.at", so Pucher. Hilfreich ist der Tankautomat, der vor einigen Jahren bei den Lagerhaus-Tankstellen in Lavamünd, Wolfsberg und St. Paul installiert wurden und die für den Kunden 24 Stunden lang verfügbar sind.
"Kann es Leuten nicht verdenken"
In St. Georgen betreibt die Familie Hassler nicht nur ein Kaufhaus für Lebensmittel und Alltagsutensilien, sondern seit 1965 auch eine Tankstelle. Die Entfernung zur Staatsgrenze beträgt nur zehn Kilometer, bis zur nächsten Tankstelle in Dravograd 20 Kilometer. Das spürt man in St. Georgen deutlich: „Der Rückgang bei den Tankkunden beträgt 40 bis 50 Prozent“, berichtet Wolfgang Hassler. „Ich kann es den Leuten nicht verdenken, wenn sie zum Tanken nach Slowenien fahren. Wenn man zum Beispiel jeden Tag nach Klagenfurt pendeln muss, ist es ein gewaltiger Unterschied, ob man 2,20 oder 1,60 Euro pro Liter Diesel bezahlt.“
Laufkundschaft fehlt
Der Spielraum bei der Preisgestaltung sei so gut wie nicht existent, der Gewinn beläuft sich auf wenige Cent pro Liter Treibstoff. „Unser Glück ist nur, dass die Tankstelle nicht unser einziges Standbein ist“, so Hassler. Doch aufgrund der fehlenden Tankkunden kommen auch weniger Leute in das angeschlossene Geschäft, um vielleicht den einen oder anderen Artikel mitzunehmen. „Einen kleinen Betrieb wie unseren mit drei bis vier Mitarbeitern trifft das schon hart“, meint der Unternehmer, der Geschäft und Tankstelle gemeinsam mit seiner Frau Ilse betreibt.
Auch slowenische Kunden gehen ab
Stefan Heritzer ist seit fünf Jahren Pächter der OMV-Tankstelle in Framrach bei St. Andrä. „Derzeit ist die Situation alles andere als lustig“, fasst er zusammen. Es seien weniger die ausbleibenden österreichischen Kunden, die ihm Sorgen machen, sondern die Slowenen, die früher zum Tanken nach Österreich gefahren sind und jetzt natürlich nicht mehr kommen „Bevor der slowenische Staat den Preis reguliert hat, haben die Slowenen gerne bei uns getankt. Zwischen fünf und sieben Prozent der Kunden unserer Tankstelle kamen bis dahin aus Slowenien, jetzt tanken die Nachbarn nur noch im äußersten Notfall bei uns", so Heritzer.
70 Cent gehen an den Staat
Heritzer prognostiziert, dass der hohe Spritpreis weiterhin ein Thema sein wird: „Mittelfristig sehe ich keine Chance auf Entspannung“, so der Tankstellenpächter. Er nimmt aber auch die Regierung in die Pflicht: „Wir haben ja kein Spritpreisproblem, sondern ein Steuerproblem. Pro Liter Treibstoff wandern 70 Cent in Form von Mineralölsteuer an den Staat. Wenn man wollte, könnte man das schnell ändern.“
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