Mehr Freiheiten
Lavanttaler Apotheker erfreut über neues Apothekengesetz
Das neue Apothekengesetz sieht längere Öffnungszeiten vor. Apotheker können zudem einfach Gesundheitstests vor Ort durchführen.
LAVANTTAL. Erstmals seit 1984 erfährt das Apothekengesetz eine umfassende Überarbeitung. Die Apotheken erhalten mehr Kompetenzen. So werden die Gesamtöffnungszeiten 48 auf 72 Stunden pro Woche angehoben. Apotheken können werktags zwischen 6 und 21 Uhr und samstags zwischen 6 und 18 Uhr öffnen. Wesentlicher Eckpunkt der Novelle ist die Möglichkeit, einfache Gesundheitstests in Apotheken anzubieten. Klargestellt wird außerdem, dass Apotheker auch Medikationsanalysen für die Patienten durchführen dürfen. Nachdem die Gesetzesreform eigentlich schon mit 1. Jänner hätte in Kraft treten sollen, kommt es nun zu Verzögerungen: „Wir gehen aber trotzdem davon aus, dass die Reform im ersten Quartal 2024 beschlossen wird. Die Endabstimmung befindet sich in der finalen Phase“, sagt Andreas Eichtinger von der Rechtsabteilung der Apothekerkammer.
Nahtloser Übergang
„Mit diesem Gesetz, besteht für uns die Möglichkeit, unsere Öffnungszeiten an die Dienstzeiten (Abendordination) der Ärzte anzupassen; somit gibt es einen nahtlosen Übergang von Arztpraxis zur Apotheke“, hebt Michael Menner von der Menner Apotheke in St. Paul hervor. „Wir wollen für alle Menschen die Möglichkeit bieten, jederzeit die Beratung in der Apotheke in Anspruch zu nehmen.“
Ungelöste Punkte
Skeptisch äußert sich Hermann Sölle von der Apotheke „Weißer Wolf“ in Wolfsberg: „Ich bin mit natürlich mit allem einverstanden, was die Kompetenzen der Apotheken stärkt. Allerdings befürchte ich, dass die Ausweitung der Öffnungszeiten nicht ganz so einfach und flexibel vonstatten gehen wird, wie es jetzt am Papier steht. Es würde mich sehr wundern, wenn es hier nicht doch zu weiteren Einschränkungen seitens der Behörden kommen würde“, meint Sölle. Ungelöst sieht der die Situation der Nachtdienstregelungen: „Warum sollte einen Apotheke Nachtdienst schieben, wenn es in der Nähe eine andere gibt, die bis 21 Uhr geöffnet hat? Man nimmt sich gegenseitig das Geschäft weg. Dieser Punkt wurde nicht bedacht.“
„Pharmazeut ist kein Arzt“
Kritik am neuen Gesetz hagelte es von Seiten der Ärztekammer. Ihr gehen die Kompetenzen der Apotheken viel zu weit: Die Ärzte sehen einen „Angriff“ auf ihre Hausapotheken, zudem sei das Apothekenpersonal nicht ausreichend ausgebildet, um Gesundheitstests und Medikationsanalysen durchzuführen. „Ein Pharmazeut ist kein Arzt“, meinte Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart.
„Impfen wird kommen“
Die Apotheker hingegen sehen noch mehr Potential für weitere Gesetzesänderungen, allen voran das Impfen in der Apotheke: „Das ist mittlerweile in allen europäischen Ländern möglich und wird garantiert auch in Österreich kommen. Es ist nur eine Frage der Zeit“, prognostiziert Sölle. Auch sein St. Pauler Kollege befürwortet die Diskussion zu dem Thema: „Apotheken wären auch beim Impfen eine wichtige Stütze des Gesundheitssystems. Sowohl das Fachpersonal als auch die dazugehörigen Räumlichkeiten wären vorhanden“, meint Menner.
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