Lavanttal
Sternsingen – große Unterschiede zwischen Stadt und Land
Während sich in den ländlicheren Pfarrgemeinden noch genügend Kinder für die Dreikönigsaktion begeistern lassen, werden es in der Bezirkshauptstadt immer weniger.
LAVANTTAL. In der Pfarrgemeinde St. Marein hat das Sternsingen eine lange Tradition. Bereits in den 1970er-Jahren zogen dort Caspar, Melchior und Balthasar von Haus zu Haus. Auf professionelle Beine gestellt wurde diese Aktion von Pfarrgemeinderatsmitglied Siegfried Knauder, der 2012 die Organisation übernahm. „Heuer werden 15 Sternsingergruppen in St. Marein unterwegs sein, also 60 Sternsinger und 15 Begleitpersonen“, kündigt Knauder an. An zwei Tagen – nämlich am 28. und 29. Dezember – jeweils von 9 bis 15 Uhr werden nicht weniger als 1.299 Haushalte besucht. Nachwuchsprobleme bei den Sternsingern gibt es in St. Marein nicht. PGR-Mitglied Petra Weinberger und Religionslehrerin Manuela Kaltschmidt sind stets bemüht, genügend Kinder für diese Tätigkeit zu begeistern.
Nicht jeder macht auf
Für die Sternsinger ist es ein großer Unterschied, ob man in einem Mehrparteien- oder Einfamilienhaus anklingelt: „Bei den Einfamilienhäuser gibt es keine einzige Familie, die uns nicht willkommen heißt. Sogar, wenn die Bewohner nicht zuhause sind, legen sie zumindest ein Kuvert für die Sternsinger bereit. In Mehrparteienhäusern hingegen sind es gerade einmal zehn Prozent, die die Türe öffnen“, berichtet Knauder. Eine Erklärung für dieses Phänomen hat der St. Mareiner allerdings auch nicht.
Hilfe mit Spenden und Essen
Die Spendensumme, die in der Pfarrgemeinde St. Marein alljährlich aufgestellt wird, kann sich sehen lassen: Zwischen 9.000 und 10.000 Euro bringt das Sternsingen ein. Doch die Unterstützung geht weit über das Finanzielle hinaus: Weil es in St. Marein immer weniger Gasthäuser gibt, die die Kinder und ihre Begleiter während der anstrengenden Tage verköstigen, erklären sich vermehrt Privathaushalte bereit, der einen oder anderen Gruppe ein warmes Mittagessen auf den Tisch zu stellen.
Sternsingen im oberen Tal
In Bad St. Leonhard sind die Sternsinger am 29. und 30. Dezember unterwegs, es werden 1.377 Haushalte besucht. Die organisatorischen Fäden zieht Angela Münzer, Mitarbeiterin in der Pfarre Bad St. Leonhard und gleichzeitig Religionslehrerin in der Volksschule. Genügend Teilnehmer zu finden, war bisher noch nie Problem. „In diesem Jahr werden sechs Erwachsenengruppen sowie 48 Kinder und Jugendliche unterwegs sein. Im Schnitt nehmen sie 13.000 Euro an Spendengeldern ein“, sagt Münzer. Ab der zweiten Klasse Volksschule ist es möglich, sich in Bad St. Leonhard an der Sternsingeraktion zu beteiligen, wobei Neulinge öfter proben als erfahrene Sternsinger. Auch sind die jüngsten Teilnehmer nur einen halben Tag lang unterwegs.
Schminken nicht mehr zeitgemäß
Das Schminken der Sternsinger ist in Bad St. Leonhard wie auch in Restkärnten nicht mehr üblich: „Wir machen das bei uns schon seit über 20 Jahren nicht mehr. Außer in wenigen Einzelfällen, wenn einzelne Sternsinger das unbedingt wollten, wurde nicht geschminkt", so Münzer. Seit heuer gibt es eine offizielle Empfehlung der Katholischen Jungschar, auf das Schminken generell zu verzichten.
Hausbesuche wieder möglich
Nachdem in der Pfarre Wolfsberg während der Pandemie die Hausbesuche eingestellt wurden, sind sie heuer nach Anmeldung unter 0676/87725336 auf Wunsch wieder möglich. Ansonsten sieht man die Sternsinger im Wolfsberger Pfarrgebiet am 4. und 5. Jänner zu festgelegten Uhrzeiten an bestimmten Plätzen – ein System, dass sich bewährt hat, schließlich werden Publikumszahlen von bis zu 45 Personen pro „Termin“ verzeichnet. Einen „Fahrplan“ findet man online unter www.pfarre-wolfsberg.at.
Zu wenige Kinder
Organisiert wird die Aktion hier von Pastoralhelferin Claudia Cufer und Pastoralassistentin Angelika Schöffmann. Anders als in ländlicheren Gegenden muss man sich hier mit einem Mangel an Kindern auseinandersetzen: „Obwohl wir im Religionsunterricht an den Schulen versuchen, Kinder für das Sternsingen zu begeistern, ist der Zulauf eher mager“, berichtet Cufer. Mit der Pandemie hat sich die Situation noch weiter verschlechtert: Brachte man vorher oft noch 15 Gruppen zusammen, sind es mittlerweile nur noch fünf bis sechs. Trotz der schwierigen Vorzeichen zeigen sich die Wolfsberger aber sehr spendabel: Immerhin kommen in der Pfarre Wolfsberg jedes Jahr zwischen 7.000 und 8.000 Euro zusammen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.