LKH Wolfsberg
Was ist eine vertrauliche Geburt und wie funktioniert das?
Bei einer anonymen Geburt muss die schwangere Frau ihre Identität nicht preisgeben, kann ihr Kind jedoch unter medizinischer Aufsicht zur Welt bringen.
WOLFSBERG. In manchen Fällen sehen sich Frauen außerstande, ein Kind nach seiner Geburt weiter zu versorgen. Dies kann beispielsweise bei sehr jungen Müttern sowie finanzieller oder sozialer Überforderung der Fall sein, aber auch bei einer ungewollten Schwangerschaft nach einem One-Night-Stand oder wenn das Kind nicht vom eigenen Partner stammt. Für solche Fälle stehen beim LKH Wolfsberg und dem Klinikum Klagenfurt sowie beim Krankenhaus Barmherzige Brüder in St. Veit an der Glan sogenannte Babyklappen zur Verfügung. Die Mutter kann ihr Kind nach einer Hausgeburt dort abgeben und versichert sein, dass sich das dortige Personal gut kümmert. Diese Option hat jedoch entscheidende Nachteile: „Die Geburt und die ersten beiden Stunden danach sind die gefährlichsten Momente im Leben einer Frau“, erklärt die Wolfsberger Hebamme Irmgard Kurda. „Die weitaus empfehlenswertere und sichere Variante ist die sogenannte anonyme Geburt auf der Geburtenstation im Krankenhaus.“
Schweigepflicht
Bei der anonymen Geburt werden keine persönlichen Daten von der Patientin aufgenommen – die Schwangere muss ihre Identität nicht preisgeben, sie kann sich jedoch ein Pseudonym aussuchen, mit dem sie vom medizinischen Personal angesprochen wird. „Unsere gesamte Belegschaft unterliegt der Schweigepflicht. Will eine Frau eine anonyme Geburt durchführen, muss sie keine Angst haben, dass irgendetwas davon nach außen dringt“, erklärt Kurda.
Notfallkontakt
Vor der Geburt gibt die werdende Mutter ein verschlossenes Kuvert mit den Kontaktdaten einer Vertrauensperson an, die beim Eintreten eines medizinischen Notfalls kontaktiert wird. Ist dies nicht der Fall, bekommt sie es nach der Geburt im verschlossenen Zustand zurück. Bei der Geburt selbst sind – wie auch bei jeder „regulären“ Geburt – der diensthabende Arzt und eine Hebamme anwesend.
Rasche Vermittlung
„Meist möchte die Mutter das Kind nach der Geburt nicht sehen“, spricht Kurda aus Erfahrung. „Die Hebamme verlässt dann mit dem Neugeborenen den Raum. Die Mutter kann, sobald es ihr Gesundheitszustand zulässt, wieder nach Hause.“ In der Zwischenzeit informiert das Personal auf der Geburtenstation das zuständige Jugendamt, das sich um die Weitervermittlung an Adoptiveltern kümmert. Die Warteliste ist lang: Oft vergehen von der Geburt bis zum ersten Kontakt mit den Adoptiveltern nur wenige Stunden.
Anonyme Voruntersuchungen
Es kommt zwar vor, dass Frauen, die sich für eine anonyme Geburt entscheiden, erst kurz davor ins Krankenhaus kommen. Weitaus besser ist es allerdings, sich bereits frühzeitig zu melden – denn im Krankenhaus werden auch alle Untersuchungen, die das Mutter-Kind-Pass-Programm beinhaltet, anonym und kostenlos durchgeführt, zum Beispiel Ultraschall und diverse Blutuntersuchungen. Ebenfalls besteht die Möglichkeit, ein vertrauliches Gespräch mit einem Psychologen zu führen. Kurda: „Wichtig ist, dass sich Frauen nicht scheuen, diese Angebote in Anspruch zu nehmen. Bei uns wird jede Frau willkommen geheißen, niemand wird schief angeschaut.“
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