Blackout-Szenario
Was, wenn in den Pflegeheimen das Licht ausgeht?
Auch die heimischen Pflegeheime bereiten sich auf ein mögliches Blackout-Szenario vor.
LAVANTTAL. Er ist in aller Munde – der Blackout, also ein großflächiger Stromausfall. Was das bedeutet, kann man sich nur schwer ausmalen: kein Licht, keine Ampeln, keine elektrische Türe, kein Bankomat. Spätestens nach ein paar Stunden bricht das Handynetz zusammen. Einkaufen, tanken, kochen, heizen, teilweise auch die Wasserversorgung – nichts funktioniert mehr. Auch in den Pflegeheimen wird dann das Licht ausgehen. Was dann?
Sauerstoffgeräte angemietet
Beim Sozialhilfeverband Wolfsberg bereitet man sich bereits auf den Blackout vor. „Wir haben drei mobile Sauerstoffgeräte angemietet, die nicht über das Stromnetz, sondern über Akku betrieben werden. Sie müssen ständig serviciert und gewartet werden, sodass sie jederzeit einsatzbereit sind“, berichtet der Vorsitzende des SHV, Markus Wutscher.
130.000 Euro notwendig
Um die Stromversorgung für das gesamte Bezirksaltenheim im Blackout-Fall zu gewährleisten, wäre ein Notstromaggregat notwendig. „Wir haben uns bereits im Sommer ein Angebot stellen lassen. Ein entsprechendes Gerät würde rund 130.000 Euro kosten. Das wäre für uns nur mithilfe einer sehr hohen Förderung seitens des Landes Kärnten stemmbar“, so Wutscher, der nun das Land am Zug sieht, eine entsprechende Förderkulisse für Pflegeheime auf Schiene zu bringen.
Essen auf Rädern
Das „Essen auf Rädern“ wird ebenfalls vom SHV Wolfsberg für alle Gemeinden des Tales übernommen. 200 Portionen werden pro Tag ausgeliefert. Sprechen sich die Bürgermeister der Gemeinden im Bezirk dafür aus, dass dieser Dienst im Falle eines großflächigen Stromausfalls weiterhin laufen sollte, werden weitere Notstromaggregate benötigt. „Denn dann müssen auch sämtliche elektrischen Geräte in der Zentralküche laufen“, so Wutscher.
Taskforce gegründet
Wie ist die Situation bei privaten Heimbetreibern? Bei der SeneCura Gruppe, die Sozialzentren in Bad St. Leonhard und Frantschach-St. Gertraud betreibt, hat man eine standortübergreifende, österreichweite Taskforce eingerichtet, die sich ausschließlich mit Blackout-Vorbereitungen befasst. Hier werden drei verschiedene Szenarien vorgeplant: ein hausbezogenes Blackout, ein regionales sowie ein österreichweites Blackout. Ziel der Taskforce ist die Etablierung eines Blackout-Notfallplans für jeden SeneCura Standort zur Sicherstellung eines reibungslosen Notbetriebes. Dafür arbeitet die Taskforce genaue Prozesse und Maßnahmenpläne basierend auf Mindestanforderungen für die unterschiedlichen Bereiche der Häuser aus.
Umfangreiche Pläne
„Ein Beispiel wäre der Bereich Gastronomie mit dem Notbetrieb der Küche und einem Notfallspeiseplan, oder der Bereich der IT, des Gebäudemanagements und natürlich der Betreuung. Die Pläne sind sehr umfangreich“, berichtet Wolfgang Berchtel, Operativer Direktor der SeneCura Gruppe. Erarbeitet werden Prozesse zum Erhalt der notwendigen IT-Infrastruktur und Pflegesicherstellung, ein Notbetrieb für Reinigung und Entsorgung, aber auch für den technischen/infrastrukturellen Betrieb der Häuser inklusive Sicherheitstechnik – dazu zählen unter vielen anderen Maßnahmen auch die Bereitstellung von Notstromaggregaten, die Dieselbeschaffung und Bevorratung, und vieles mehr. „Wir sind uns natürlich bewusst, dass das Risiko eines Blackouts jederzeit eintreffen kann, und tun unser Möglichstes, präventiv bestmöglich gerüstet zu sein“, so Berchtel.
Enorm kostenintensiv
Auch bei der Caritas, die in St. Andrä das Haus Elisabeth betreibt, bereitet man sich intensiv auf einen möglichen Blackout vor. „Wir erarbeiten mit einer Arbeitsgruppe gerade ein Konzept, wie wir in unseren zehn Pflegewohnhäusern im Notfall die medizinische und pflegerische Versorgung, aber auch die Versorgung mit Lebensmitteln sichern können“, sagt Donata Rössler-Merlin, Bereichsleiterin für Stationäre Betreuung und Pflege. „Die Umrüstung auf eine Notstromversorgung ist enorm kostenintensiv und muss gut durchdacht werden. Leider gibt es für Einrichtungen gemeinnütziger Träger wie der Caritas bis jetzt keine öffentliche Förderung durch das Land, obwohl wir mehrfach angefragt haben. Diese Kosten können nicht unseren Bewohnerinnen und Bewohnern weiterverrechnet werden.“
Photovoltaik
Unabhängig davon prüft man bei der Caritas derzeit mehrere Varianten der alternativen Stromversorgung, unter anderem sollen die Pflegeheime mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden. Auch das Personal wird auf ein mögliches Blackout-Szenario vorbereitet, so befinden sich Personaleinsatzpläne für den Notfall in Ausarbeitung.
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