Dohr (Grüne Wolfsberg)
"An Windrädern wird kein Weg vorbeiführen"

Grünen-Stadtparteiobfrau Susanne Dohr im Sommergespräch mit Woche-Redakteur Daniel Polsinger. | Foto: MeinBezirk.at
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Die grüne Gemeinderätin Susanne Dohr spricht über Alternativenergie, Bodenversiegelung und die Energiekrise.

Woche Lavanttal: Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Regierungsperiode in Wolfsberg?
Susanne Dohr:
Bisher konnten wir Grünen leider nicht so viel erreichen. Es gibt mit der Mehrheitspartei SPÖ und auch mit den anderen Fraktionen zwar eine gute Kommunikation, unsere Vorschläge werden auch angehört, aber leider selten beschlossen. Ein Erfolg für uns war das Bereitstellen von kostenlosen Hygieneartikeln für Frauen in öffentlichen Gebäuden und einige Umbenennungen von NS-belasteten Straßennamen.

Gerade beim Thema NS-Straßennamen hört man von Seiten der Bürger immer wieder, ob die Grünen denn keine anderen Probleme hätten. Können Sie das nachvollziehen?
Ja, in gewisser Weise schon. Dennoch ist die Umbenennung solcher Straßen ein wichtiges Zeichen. Wir wollen damit sagen: Ja, das ist zwar unsere Vergangenheit, aber ehren wollen wir sie nicht.

Alles spricht von der Energiekrise. Tut die Gemeinde genug, um sich darauf vorzubereiten?
Wir wissen, dass sehr viele gemeindeeigenen Gebäude mit Erdgas beheizt werden und haben in einer der letzten Gemeinderatssitzungen die Frage eingebracht, was die Gemeinde gedenkt, in Hinblick darauf zu tun. Das Problem ist, dass es keine Lösung gibt, die kurzfristig umgesetzt werden kann. Natürlich wäre es beispielsweise möglich, die gemeindeeigenen Gebäude etwa mit Wärmepumpen zu heizen, doch diese sind schwer lieferbar und der Umstieg dauert lange. Auf jeden Fall muss die Gemeinde dringend schauen, welche Möglichkeiten es mittel- und langfristig gibt, um autark zu werden.

Wie stehen Sie zum Thema Windkraft im Lavanttal?
Wind und Sonne sind Energiequellen, die nichts kosten, darum muss man sie auch nutzen. Windräder werden über kurz oder lang einfach dazugehören.

In diesem Fall geht also Energiegewinnung vor Landschaftsschutz?
Ich tue mir schwer, hier eindeutig Position zu beziehen. Doch wenn wir unsere Energie- und Klimaziele erreichen wollen, wird auch an Windrädern kein Weg vorbeiführen.

Wenn Sie für einen Tag die absolute Mehrheit im Gemeinderat hätten, welche Projekt würden Sie umsetzen?
Ich würde den bestehenden Masterplan „Wolfsberg 2030“ komplett überarbeiten und mehr Grün, Beschattung, Alternativenergieprojekte und natürliche Kühlung in die Stadt bringen, zum Beispiel mit einem Wasserspielplatz für Kinder. Es ist für uns auch unverständlich, warum die Umstellung der Lichtpunkte auf LED noch immer nicht abgeschlossen ist, obwohl man dadurch viel Energie und Geld sparen könnte. 

Ein Kernthema der Grünen ist die Bodenversiegelung. Wie soll man den Spagat zwischen Entsiegelung und dem Zuzug von Familien in Hinblick auf die Inbetriebnahme der Koralmbahn schaffen?
Das Problem ist, dass noch immer Grundstücke in Bauland umgewidmet werden, obwohl es bereits genügend unbebaute Flächen gibt, die „gehortet“ werden, weil keine Bebauungspflicht besteht. Wenn man schon nicht bauen will, dann sollte man den Grund an jemanden verkaufen, der dies möchte oder ihn rückwidmen lassen. Somit hätte man auch wieder Platz für neu zugezogene Familien ohne weitere Flächen zu versiegeln.

Wie sind Sie in die Politik gekommen?
Ich hatte es satt, dass immer nur kritisiert und gejammert wird und wollte aktiv etwas tun. Zu den Grünen bin ich über ein Plakat bei der OMV-Tankstelle in Wolfsberg gekommen, mit dem die Partei Mitglieder suchte. Ich bin direkt stehengeblieben, habe angerufen und gefragt, wie ich helfen kann. Bei der Gemeinderatswahl 2015 bin ich bereits als Spitzenkandidatin ins Rennen gegangen. Ich hatte schon immer ein grünes Herz. 

Gerade zu Anfang Ihrer politischen Laufbahn ist Ihre Mitarbeit im Familienbetrieb Ihres Mannes, dem Autohaus Dohr, ein beliebter Angriffspunkt gewesen. Viele meinen, das wäre mit dem grünen Gedanken nicht zu vereinbaren. Werden Sie immer noch darauf angesprochen?
Ja, aber es hat sich ein wenig beruhigt, weil ich ja nicht mehr aktiv im Autohaus mitarbeite. Trotzdem ist das natürlich auch heute immer wieder ein Thema.

Nervt Sie das?
Nein, denn ich finde wichtig, dass das geklärt wird. Ich bin eine eingeständige Person, genauso wie mein Mann. Dass er beruflich Autos verkauft, steht ja nicht im Widerspruch zu meinen Überzeugungen und Ansichten. Ich kann ja meinen Mann nicht danach aussuchen, was er für einen Beruf hat.

Fahren Sie mittlerweile ein E-Auto?
Ich fahre ein Hybridfahrzeug.

Was halten Sie vom Vorschlag des Klimarates, auf Autobahnen generell eine 100er-Begrenzung einzuführen?
Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Eines, das gerne schnell fährt, und ein anderes, das weiß, wie stark der die Emissionsbelastung bei hohem Tempo steigt.

Wie werden Sie den Sommer verbringen?
Ich werde mit meiner Familie eine Woche in Grado verbringen. Die restliche Zeit werde ich weiter als psychosoziale Begleiterin im „Altstadtmarkt“ arbeiten. Im Herbst startet dann das zweite Semester meines Psychologiestudiums.

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