Holz, Stahl, PVC
Lavanttaler Bauunternehmer kämpfen mit Engpässen
Die Preise für Rohstoffe steigen extrem, Material geht langsam aus. Die Baubranche kämpft gegen Lieferengpässe.
LAVANTTAL. Ob Stahl, Dämmmaterialien, PVC und besonders Holz – es ist ein Problem, das fast alle Hersteller und Verarbeiter in der Baubranche trifft: Die Preise für Rohstoffe gehen durch die Decke, an allen Ecken und Enden drohen Lieferengpässe. „Eine solche Situation wie jetzt ist alles andere als normal“, sagt etwa der St. Pauler Baumeister Bernhard Ellersdorfer, der aktuell große Mühe hat, an genügend Material zu kommen.
Dämmstoffe gehen aus
„Das größte Problem für mich sind aktuell Dämmstoffe wie XPS- und EPS-Platten. Das Material ist permanent vergriffen, die Lieferzeiten belaufen sich auf mehrere Wochen. Österreichische Hersteller können kaum noch liefern, daher greife ich mittlerweile auch auf zertifizierte Betriebe aus dem Ausland zurück.“
Preissteigerungen
Die Preissteigerungen sind eklatant. So ist bei Dämmmaterialien bereits von Preiserhöhungen von 40 bis 80 Prozent gegenüber dem Durchschnittspreis von 2020 die Rede, bei Stahl eines von etwa 25 Prozent. Noch können die Preissteigerungen zu einem großen Teil von den produzierenden und ausführenden Firmen abgefedert werden. Sollte sich der Markt weiterhin so entwickeln, könnte es diesbezüglich Probleme geben. Ellersdorfer: „Als Baumeister kann ich sagen, dass wirklich jeder bemüht ist, trotz allem den Preis zu halten, vom Händler bis zur verarbeitenden Firma.“ Gerade im privaten Wohnbau sind Festpreise die Regel. Wenn sich die Rohstoffpreise im Laufe Projektes stark erhöhen, kann ein solches Projekt für die Baufirma im schlechtesten Fall sogar zum Verlustgeschäft werden.
80 Prozent Preissteigerung
Dramatisch ist die Situation beim Holz. „Die Einkaufspreise sind aktuell 70 bis 80 Prozent höher als letztes Jahr, die Lieferzeiten betragen drei bis sechs Monate anstatt weniger Wochen“, klagt Karlheinz Hasenbichler, Geschäftsführer von Lavanttaler Holzbau. Den Grund erklärt er folgendermaßen: „Unser österreichisches Holz wird ins Ausland verkauft, wo hohe Preise bezahlt werden. Davon profitiert vor allem die Sägeindustrie.“ Bei Lavanttaler Holzbau kann man derzeit noch auf Reserven zurückgreifen. „Wir haben relativ viel Holz im Voraus eingekauft, doch das geht langsam zu Ende. Ab einem gewissen Punkt sind wir gezwungen, die Preisanstiege an die Kunden weitergeben.“
Erste Absagen
Für Häuslbauer tut sich nun das Problem auf, dass die Preise in der Zeitspanne zwischen dem Kostenvoranschlag, dem Einholen der Baugenehmigungen und der Vergabe der Aufträge stark steigen können. Hasenbichler: „Ich habe bereits zwei konkrete Absagen, diese Kunden warten lieber auf stabile Preise, bevor sie investieren.“ Für Hasenbichler ist die Situation nicht neu: „Genau dasselbe hat sich 2008 ereignet, ein halbes Jahr später hat die Wirtschaftskrise zugeschlagen.“
Weltweiter Bauboom
Bei der Johann Offner Holzindustrie sieht man den Grund für die hohe Nachfrage in der enorm gesteigerten Bautätigkeit: „In den vergangenen Jahren ist ein weltweiter Bauboom entstanden, der durch die Corona-Pandemie verstärkt wurde. Eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten und Corona-Förderprogramme haben Investitionen in die eigenen vier Wände, den Garten und Renovierungsarbeiten enorm ansteigen lassen. Damit ist die Nachfrage nach Baustoffen zB Holz, auf der ganzen Welt stark gestiegen und hat entsprechende Preiseffekte ausgelöst“, erklärt Geschäftsführer Johann Offner in einem schriftlichen Statement.
Überproduktion geschaffen
Anders sieht das Anton Cimenti vom gleichnamigen Sägewerk in Lavamünd. „Die Rundholzpreise sind auf den Stand wie im Jahre 2018 vor den Windwürfen und wurden damals von einigen großen Konzernen über Nacht ohne Grund gesenkt. Der nachhaltige Rohstoff Holz wird derzeit unter seinen Wert gegenüber seinen Konkurrenten wie Eisen, Kunststoff usw. behandelt. Durch die enorme Erhöhung der Einschnittmengen wurde eine Überproduktion geschaffen wodurch das Holz dann an Wert verlor.“
Gier nach Gewinnen
Laut Cimenti gebe es regionalbedingt zwar Engpässe bei der Rundholzbeschaffung, doch den eigentlich Grund, warum derzeit wenig Schnittholz am Markt ist, sieht er woanders: „Es wird auf jahrelange Treue von Stammkunden verzichtet und für andere Märkte produziert, die den Schnittholzpreis in die Höhe treiben und der vom Normalverdiener nicht mehr bezahlt werden wird können. Wie lange das gut geht, weiß niemand, aber derzeit regiert die Gier nach mehr Gewinnen. Manche Firmen sind der Ansicht, sich jetzt ein Polster für schwierige Zeiten aufzubauen. Ob das der richtige Weg ist, bleibt jedem selbst überlassen.“
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