Tourismus im Lavanttal
Mitarbeiter zu finden wird immer schwerer
Flexible Arbeitszeiten und Saisonarbeiter: Was heimisches Gastro- und Tourismusbetriebe tun, um angesichts der bevorstehenden Sommersaison nicht in Personalnot zu gelangen.
LAVANTTAL. Im Hotel & Gasthof Deixelberger in Gräbern freut man sich über eine gute Buchungslage: „Unsere Hauptsaison läuft von Juni bis September und bereits jetzt verzeichnen wir mehr Buchungen als zur gleichen Zeit im Vorjahr“, sagt Chef Martin Deixelberger. Er hat das Glück, beim Betrieb des Hauses auf seine Familie zählen zu können. Neben seiner Lebensgefährtin Paulina Premitzer packen auch Tante, Oma und phasenweise Vater Franz mit an. Außerdem bildet man einen Lehrling zum Restaurantfachmann aus, auf den die Familie besonders stolz ist: „Als relativ kleiner Lavanttaler Betrieb einen Lehrling zu haben, der noch dazu mit Eifer bei der Sache ist, ist sicher keine Selbstverständlichkeit“, so Deixelberger.
Saisonarbeiter aus Ungarn
Saisonspitzen werden beim „Deixelberger“ mithilfe ungarischer Saisonarbeiter überbrückt, mit denen das Team bereits in der Vergangenheit gute Erfahrungen sammeln konnte: „Es gibt eigene Agenturen, die diese vermitteln“, berichtet der Chef des Hauses. Den Bedarf mit einheimischen Arbeitskräften zu decke, sei derzeit unmöglich: „Es gibt einfach keine“, meint Deixelberger. „Um überhaupt einheimisches Personal zu bekommen und auch zu halten, müsste man die Entlohnung massiv erhöhen und diese Steigerungen im Endeffekt an die Gäste weitergeben. Man hat als Hotelier und Gastronom ohnehin schon Bauchweh, wenn man die Preise aufgrund der explodierenden Kosten bei den Lebensmitteln erhöhen muss. Wenn wir jetzt auch noch stark steigende Personalkosten abdecken müssten, würden die Gäste irgendwann nicht mehr mitspielen. Wir hätten dann Preise wie in den großen Tourismusregionen, wo man für ein kleines Bier über 5 Euro zahlt“, ist Deixelberger sicher.
Mehr Zimmer
Über ein herausragendes erstes Quartal freut man sich im Hotel-Gasthof Torwirt in Wolfsberg: „Die ersten drei Monate des Jahres haben den Vergleichszeitraum vor der Coronakrise bei weitem übertroffen. In erster Linie gastierten Geschäftsreisende und Durchreisende bei uns, aber auch der eine oder andere Tourist“, bilanziert Hotelier Peter Mosgan. „Aus diesem Grund gehe ich auch von einer sehr guten Sommersaison aus.“ Da kommt es gerade recht, dass das Hotel innerhalb der nächsten Wochen vier neue Zimmer bekommt. „Insgesamt sind es dann 54 Zimmer und über 100 Betten“, so Mosgan.
Immer mehr Teilzeit
Auch die Personalsituation sieht schlecht aus: „In der Küche haben wir sogar eine leichter Überbesetzung. Wenn wir jetzt noch eine weitere Servicekraft und eine Rezeptionistin finden würden, wäre ich glücklich“, lacht der Unternehmer, der einen verstärkten Trend zur Teilzeitarbeit beobachtet: „Gerade die etwas älteren Mitarbeiter möchten oft nicht mehr Vollzeit arbeiten. Bei uns gibt es alle Beschäftigungsverhältnisse, von Geringfügigkeit bis hin zum 40-Stunden-Job. Man muss hier einfach flexibel sein und mit der Zeit gehen“, meint Mosgan, der heuer zehn Jahre Torwirt unter seiner Leitung feiert.
Flexible Arbeitszeitmodelle
Dem stimmt auch Harald Theißbacher vom Hotel „Mühle #10“ in Reichenfels zu: „Work-Life-Balance ist wichtiger geworden. Hier hat sicher Corona zu einer Bewusstseinsänderung geführt. Man muss heute flexible Modelle anbieten, um Mitarbeiter halten zu können“, meint Theißbacher, der aktuell elf Personen beschäftigt. Die wenigsten davon haben einen klassischen 40-Stunden-Job. Das Arbeitszeitmodell variiert von Mitarbeiter zu Mitarbeiter. „Wir versuchen, hier auf die Bedürfnisse und das Familienleben unseres Personals Rücksicht zu nehmen“, so Theißbacher, der aktuell noch einen Lehrling für die Küche sucht.
Kurzfristige Buchungen
Nach seinen Erwartungen an die bevorstehende Sommersaison gefragt, gibt sich Theißbacher eher vorsichtig: „Die Buchungslage ist schon relativ gut, allerdings erfolgen Buchungen immer kurzfristiger, gerade wenn es um klassische Wochenendausflüge geht. Ich bin außerdem neugierig darauf, wie sich die vielen Teuerungen auswirken werden. Bei den großen Events im Red Bull Ring sind wir für gewöhnlich aber ausgebucht.“ Beliebt ist die Mühle #10 vor allem bei Wintersportteams, die im nahe gelegenen Alpin-Trainingszentrum trainieren. Heuer hatte man hier allerdings ein wenig Pech: „Nach einem starken Auftakt hatten wir im Feber leider ein Loch aufgrund der Ski-WM in Frankreich“, so Theißbacher.
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