Augartenspitz kommt nicht zur Ruhe
(mr). Sicherheitsleute am Tor, Stacheldraht über der Mauer: Der Augartenspitz wirkt wie eine Festung, seit die Bauarbeiten für die Konzerthalle der Wiener Sängerknaben im Gange sind. Eine weitere Besetzung des Geländes, wie sie es in der Vergangenheit schon mehrmals gegeben hat, wollen die Bauherren offenbar mit allen Mitteln verhindern. Damals wollten Bürgerinitiativen, die sich gegen den Bau des Hauses aussprechen, die Rodung der Bäume vereiteln und die Behörden zum Umdenken bewegen.
„Kein Grund aufzugeben“
Gelungen ist ihnen das nicht. Dort wo noch vor wenigen Monaten alte Bäume im Wildwuchs standen, ist heute nur noch eine planierte Fläche zu sehen. „Wir müssen damit leben, dass unser Widerstand vielleicht nicht fruchtet. Das ist aber für uns kein Grund aufzugeben“, sagt Raja Schwahn-Reichmann vom Josefinischen Erlustigungskomitee, einer der Bürgerinitiativen, die gegen die Sängerknaben-Konzerthalle kämpfen. Auch die Baufortschritte würden sie nicht entmutigen, ganz im Gegenteil. Sie hofft, dass sich der Widerstand erhöhen wird, je sichtbarer der Bau wird.
Wirklich gebaut wird am Augartenspitz derzeit noch nicht. Die behördlichen Genehmigungen aber sind durch. So hat beispielsweise auch das Bundesdenkmalamt in einem Bescheid, der gleichsam die Basis für die weitere Baugenehmigung war, grünes Licht für die Konzerthalle gegeben, da keine Schutzwürdigkeit des Augartenspitzes gegeben sei. Eine Argumentation, die die Gegner der Baus nicht nachvollziehen können. Unterstützung bekommen sie hier von Rechtsexperten: Die Verfassungsrechtler Heinz Mayer und Theo Öhlinger sehen schwere Rechtsmängel im Bescheid des Bundesdenkmalamtes, indem die öffentlichen Interessen am Erhalt des Augartens nicht ausreichend und nachvollziehbar dargelegt wurden. Dies verstoße gegen die vom Verwaltungsgerichtshof geforderte, besondere Sorgfalt bei der Abwägung der Interessen. Auch die Volksanwaltschaft hat bereits mehrsmals Kritik an der Vorgangsweise des Bundesdenkmalamts geäußert.
„Vorgangsweise unmoralisch“
Dass der Augartenspitz schützenswert sei, steht für Schwahn-Reichmann außer Frage. So wie sie denken viele Anrainer. Auch viele Prominente haben die Proteste in der Vergangenheit unterstützt und Baumpatenschaften übernommen. Die Entscheidung, das öffentliche Areal für eine sehr geringe Pacht den Sängerknaben zu überlassen, sei unmoralisch und undemokratisch, sagt Schwahn-Reichmann.
Auch ein anderes Faktum trägt laut Schwahn-Reichmann nicht unbedingt zu einer guten Optik bei: „Es gab für das Projekt keine Ausschreibung. Stattdessen war eine Bedingung, dass der Schwiegersohn des Finanziers Peter Pühringer mit seinem Architekturbüro den Auftrag bekam“.
Ein zweites Hainburg?
Was sagt die Stadt Wien zu den Vorgängen rund um den Augartenspitz? Nicht viel. Bürgermeister Michael Häupl hat sich von Beginn an für den Konzertsaal ausgesprochen. Eine Kommunikation mit den Gegnern des Projekts hätte es nie wirklich gegeben, sagt Schwahn-Reichmann. Sie hofft, dass die öffentliche Empörung über die Vorgangsweise bald so hoch sein wird, dass der Augartenspitz zu einem zweiten Hainburg werden könnte. „Wenn ein öffentliches Geschenk wie ein militärisches Sperrgebiet beschützt werden muss, dann liegt hier einiges im Argen.“
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