Manege frei für das Circus- und Clownmuseum
Hereinspaziert, hereinspaziert! Das Circus- und Clownmuseum ist eine echte Schatztruhe. Museumsleiter - man könnte auch Zirkusdirektor sagen - ist Robert Kaldy-Karo
LEOPOLDSTADT. Mitten zwischen den Häuserfassaden des Ilgplatzes lädt eine bunt angemalte Wand zum Nähertreten ein. Große Bilder erzählen von Clowns, Artisten und Manegen. Fast scheint es, als wäre man im Prater gelandet. Kein Zufall, denn das Wiener Circus- und Clownmuseum hat sich der Dokumentation der Zirkuskultur Wiens vom 19. Jahrhundert bis heute verpflichtet. Wer durch die Tür hineintritt, entdeckt eine Welt der Wunder und Besonderheiten. Museumsleiter - man könnte auch Zirkusdirektor sagen - ist Robert Kaldy-Karo. "Wir sind ein lebendiges Museum," sagt er. "Wir wollen nicht nur Geschichte ausstellen. Wir führen regelmäßig Veranstaltungen für alle Altersgruppen durch." Kaldy-Karo lebt und atmet die Welt des Zirkus. Seine Geschichten verraten viel über längst vergessene Aspekte Wiens. So erfährt man von der "dicken Mitzi". "Sie wog 260 Kilogramm und hat vier Männer stemmen können".
Oder über Nicolai Kobelkoff. Dem Mann fehlten seit Geburt sämtliche Gliedmaßen. "Der Prater ermöglichte ihm, und vielen denen es ähnlich ging, ein geregeltes Einkommen," sagt Kaldy-Karo. "Kobelkoff wurde ein wichtiger Teil des Praters. Trotz seiner Behinderung war er ein glücklicher und ausgeglichener Mensch." Das von ihm errichtete "Toboggan-Fahrgeschäft" befand sich bis in die 1970er Jahre im Besitz der Familie Kobelkoff.
Das Clownmuseum erzählt die Geschichte der Großvarietés Ronacher und Apollo sowie des Colosseums. In den 1920er Jahren fanden hier, bestaunt von tausenden von Menschen, Auftritte berühmter Clowns und Artisten statt. Heute ist diese Tradition in Wien weitgehend untergegangen.
Lebendiges Museum
Manche Uniform solcher Künstler ist im Museum zu finden. So auch die Auftrittskleidung des Star-Dompteurs Gerd Siemoneit-Barnum aus den 1980er Jahren. "Heute ist der Auftritt mit exotischen Tieren ja richtigerweise verboten," sagt Kaldy-Karo. Das war nicht immer so. An einer Wand hängt die Darstellung eines so genannten "Affentheaters". "Man hat Affen in Kostüme gesteckt, um menschliche Szenen darzustellen. Das war immer das reinste Chaos", meint der Museumsleiter.
Wenn Kaldy-Karo nicht als Direktor auftritt, ist er zum Beispiel ein Zauberer. "Wir bieten spiritistische Séancen an, wie sie im späten 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts beliebt waren. So können sich unsere Gäste in den Geist der damaligen Zeit einfühlen." Für Kinder werden besondere Shows geboten. Highlights sind "Graf Zahn und die Buntschwanz-Katze" oder das Weihnachtsspecial: "Die verschwundene Wunschherbeizauberglocke". Es gibt viel zu entdecken. "Wir freuen uns auf unsere Besucher", verspricht Kaldy-Karo.
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