Reine Kosmetik oder Schönheits-OP?
(mr). Wer heute über den Vorgartenmarkt schlendert, der kann kaum übersehen, dass ihm ein neuer „Anstrich“ nicht schlecht tun würde, positiv ausgedrückt. Man sieht es dem Markt im Stuwerviertel doch an, dass er das letzte Mal in den Sechzigern grundlegend renoviert wurde – also zu einer Zeit, als viele seiner Besucher noch gar nicht geboren waren; hat doch eine Passantenzählung ergeben, dass das Publikum mit einem Durchschnittsalter von 34 Jahren das jüngste aller Wiener Märkte ist.
Neugestaltung notwendig
Das mag auch ein Grund dafür sein, dass der Vorgartenmarkt trotz seines nicht mehr ganz modernen Erscheinungsbildes einen ziemlich lebendigen Eindruck macht. Dass eine Neugestaltung dennoch notwendig ist, steht außer Frage; auch für den Bezirk, der beschlossen hat, den traditionsreichen Markt – der bereits seit 1912 besteht – ab diesem Sommer zu sanieren und attraktiver zu gestalten. 600.000 Euro werden dafür vom Bezirk ausgegeben, die Stadt Wien schießt noch 900.000 Euro zu. In einem ersten Schritt werden drei Stände aus dem Markt „ausgeschnitten“, um einen neuen Eingang zu schaffen. Außerdem sollen Rohre, Leitungen und ein Steinboden neu verlegt werden. So weit, so gut. Aber: Reicht das denn aus, den Markt auch optisch ins neue Jahrtausend zu bringen?
„Sanierung nur Kosmetik“
„Nein“, sagen die Grünen Leopoldstadt. Bezirksvorsteher-Stellvertreter Adi Hasch sieht die Maßnahmen „zur oberflächlichen Sanierung als unzureichend und reine Kosmetik. Für das äußere Erscheinungsbild der Stände reichen die Budgetmittel der Stadt nicht mehr, von einem schlüssigen Marktkonzept ganz zu schweigen. Einmal mehr bleibt die SPÖ hier am halben Weg stehen.“ Hasch kritisiert, dass das klare Bekenntnis der herrschenden Politik zur Bedeutung des Markts als zentraler Nahversorger für die Bevölkerung des Stuwerviertels fehle.
Eine Kritik, die Bezirksvorsteher Gerhard Kubik nicht nachvollziehen kann: „Offenbar haben die Grünen nicht aufgepasst. Es gibt ein schrittweises Programm. Aber offenbar sind das Dinge, die man vor einer Wahl nicht mehr im Kopf hat“. Zuerst würde die gesamte Infrastruktur mit den Leitungen komplett erneuert, und erst später würde das äußere Erscheinungsbild in Angriff genommen werden. „Wir wollen die Störung für den Markt so gering wie möglich halten“, sagt Kubik. Das sei nun einmal sehr aufwendig bei einem laufenden Betrieb, weshalb die Sanierung auch nicht so früh abgeschlossen sein wird. Kubik spricht in diesem Zusammenhang von Ende 2011 bis Anfang 2012.
Wohin geht die Reise?
Die Standbetreiber selbst zeigen sich bei einem Lokalaugenschein verunsichert. Sie hoffen, dass die Sanierung auch eine grundlegende Änderung des äußeren Erscheinungsbildes bringen wird. Was die Zukunft dem Vorgartenmarkt wirklich bringen wird, wird sich aber wahrscheinlich spätestens zu seinem 100. Geburtstag in zwei Jahren zeigen.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.